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Wie kommt wieder Leben in Dresdens Innenstadt?

Ob Schau-Ateliers, Wettbewerbe oder Lichtinstallationen - auf dem Impulstag der DDV-Mediengruppe wurden viele Ideen vorgestellt. Doch wie kann es gelingen, wieder mehr Besucher in Dresdens Innenstadt zu locken?

Von Kay Haufe
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Leerstände lieber als Freiräume begreifen, sagt DDV-Geschäftsführer Carsten Dietmann vor dem leerstehenden Erdgeschoss des Altmarktes 7, in dem sich viele Akteure zur Innenstadtbelebung getroffen haben.
Leerstände lieber als Freiräume begreifen, sagt DDV-Geschäftsführer Carsten Dietmann vor dem leerstehenden Erdgeschoss des Altmarktes 7, in dem sich viele Akteure zur Innenstadtbelebung getroffen haben. © Marion Doering

Dresden. Die Szenarien gleichen sich. Leere Schaufenster hat nicht nur Dresden, sondern haben auch Riesa, Kamenz, Meißen, Bautzen und viele andere sächsische Städte. Die kleineren oft noch in viel größerem Maße. Dabei gibt es gute Ideen, wie man die leeren Flächen ganz oder auch vorübergehend füllen und wieder mehr Besucher in die Innenstädte locken könnte.

Meißen zum Beispiel hat 2018 gute Erfahrungen mit einem Ideen- und Existenzgründerwettbewerb gemacht. Die drei Gewinner haben für ein Jahr lang Ladenflächen für einen Euro pro Quadratmeter mieten können und wurden auch sonst von der Stadt unter anderem mit Coachings in Steuerrecht oder Marketing unterstützt.

Ihre Geschäfte, ein Obst- und Gemüseladen, eine Chokoladenbar und ein Bekleidungsgeschäft, gibt es immer noch. Kein Wunder, dass es den Wettbewerb in diesem Jahr wieder geben soll, um die acht Prozent Leerstand in Meißen weiter zu verringern.

Hilferuf Dresdens per Licht-Installation

Mit einer ganz anders gelagerten Aktion hat das Dresdner Citymanagement im März auf die Folgen der Corona-Pandemie hingewiesen. Eine abgeklebte, etwa 120 Quadratmeter große Leerstandfläche auf der Prager bildete den Hintergrund für gewaltige Bilder. Zwei große Tower zauberten Video-Bilder: Eine Rakete der Apollo-Mission startet zum Mond.

Passanten hielten an, staunten, fragten nach. Sie erfuhren, dass im Spätsommer 2021 rund 90 Innenstadt-Objekte leer standen, auf die das Citymanagement mit dieser Licht-Installation hinweisen wollte. "Es war ein aufwendiges Projekt, dass uns einen sechsstelligen Betrag und viel Arbeit gekostet hat", sagt Citymanagerin Friederike Wachtel. Was es am Ende genau gebracht hat, sei schwer zu messen.

Anders bei der Laufmeile in Riesa, die zumindest einen Tag lang, am 30. April dieses Jahres, die ansonsten recht leere Riesaer Innenstadt mit Leben gefüllt hat. Denn nicht nur die 400 Läufer waren gekommen, sondern auch Freunde, Bekannte, Familie. Eine Aktion, die von der DDV Mediengruppe, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört, ins Leben gerufen wurde.

So auch der Impulstag "Innenstadtbelebung", bei dem sich an diesem Montag Händler, Produzenten, politische Akteure und Citymanager trafen. Wo? In einer 700 Quadratmeter großen leerstehenden Fläche im Herzen Dresdens, direkt neben dem Kulturpalast.

Freiraum statt Leerstand in den Innenstädten

"Wir nennen es nicht Leerstand, sondern Freiraum", sagte DDV-Geschäftsführer Carsten Dietmann. Workshops dieser Art sollen künftig in vielen Städten stattfinden, initiiert vom DDV. "Dahinter stehen ganz klar unsere wirtschaftlichen Interessen. Denn nur, wenn es eine gesunde Händlerstruktur und funktionierende Innenstädte gibt, geht es auch uns gut, die wir uns auch durch Werbung finanzieren", sagt Dietmann.

Aus seiner Sicht agieren Händler, Vermieter, die Stadtverwaltung sowie Banken und Versicherer heute allein nach ihren Interessen. Das funktioniere künftig nur gemeinsam, um die City zu beleben. "Warum holt man die Händler des funktionieren Lingnermarktes nicht in die Innenstadt oder den Flohmarkt von der Elbe an die Königsstraße?", fragt Dietmann.

Wie gut es funktionieren kann, "einfach durch Machen", erklärt Dorothea Michalk, die gemeinsam mit anderen Gewerbetreibenden die Cocktailnacht im Dresdner Barockviertel organisiert. "Das alles läuft ohne großes Budget, aber alle ziehen mit." Die inhabergeführten Geschäfte im Areal hätten auch sonst längst verstanden, sich gegenseitig zu unterstützen. Jeder profitiere von jedem, weil alle ihre Kunden auch zu den anderen Händlern schicken.

"Ich fände es gut, wenn wieder mehr Handwerk in den Schaufenstern der Stadt zu sehen wäre", sagt Michalk. Sie selbst hat deshalb ein Schauatelier, in dem die Vorbeilaufenden sehen, dass sie ihre Kleider dort entstehen. "Da entwickelt sich gerade Potenzial, denn es gibt ein Umdenken hin zu regionalen und Manufakturprodukten. Das sollten wir für die Innenstädte nutzen", sagt die Modedesignerin.