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Dresdner Travestie-Show: "So viele Hühner gab es im Zirkus noch nie!"

Zora Schwarz gastiert mit ihrem Travestie-Theater Carte Blanche in der Manage des Weihnachtszirkus. Ein tolles Jahr liegt hinter und ein großes Vorhaben vor ihr.

Von Nadja Laske
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Mit Bausch und Bogen zieht Zora Schwarz für einen ganz besonderen Abend ins Zirkuszelt auf dem Volksfestgelände. Dafür braucht sie einen Doppeldeckerbus.
Mit Bausch und Bogen zieht Zora Schwarz für einen ganz besonderen Abend ins Zirkuszelt auf dem Volksfestgelände. Dafür braucht sie einen Doppeldeckerbus. © Sven Ellger

Dresden. Zora ist happy. Laute, fröhliche, schöne aber auch anstrengende Weihnachtstage mit vielen Gästen im Haus liegen hinter der Chefin des Travestie-Revue-Theaters Carte Blanche. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, durchzuatmen und sich am besten auf eine einsame Insel zurückzuziehen. Aber Zora Schwarz denkt nicht an Pause. Stattdessen plant die Künstlerin ein großes Event, das eine ganz besondere Herausforderung werden wird.

Wenn in der Manege des Dresdner Weihnachtszirkus die letzten Sägespäne aufgewirbelt und wieder auf den Boden gesunken sein werden, kommt der große Tag. Dann wird das Zeltgestänge für einen Tag durchschnaufen, bevor es einer neuen Anspannung standhalten muss. Denn am 8. Januar laden Zora Schwarz und ihr Ensemble dorthin zu einer dreistündigen Show ein.

Ilu Cazal ist zur Zirkus-Show eingeladen.
Ilu Cazal ist zur Zirkus-Show eingeladen. © PR

"Eigentlich hätten wir an diesem Tag bei uns im Theater gespielt, und wir waren auch ausverkauft", erzählt sie. Doch diese Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen und nahm das Angebot an. Also buchte sie alle Gäste auf einen anderen Abend um und machte sich an die Planung ihres Programms im Zirkuszelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sich die Theaterleiterin an einen ungewohnten Platz wagt. Zweimal schon hat sie ihre Travestie-Show in noch opulenterer Form als auf der heimischen Bühne zu den Filmnächten am Elbufer verlegt. Dorthin kamen jedes Mal 4.000 Gäste. Nun hofft sie auf ein volles Zelt, in das 2.400 Zuschauer passen.

Doch nicht allein die Größe ist für Zora eine ganz besondere Sache. "Ich bin es gewohnt, auf der Bühne zu stehen und das Publikum vor mir zu haben", sagt sie. Eine Manege jedoch ist rund und von beinah allen Seiten werden die Augen auf sie und ihre Künstler gerichtet sein. "Das fühlt sich schon sehr anders an."

Jhonny Boy parodiert täuschend echt Tina Turner.
Jhonny Boy parodiert täuschend echt Tina Turner. © PR

Um einen so umfangreichen Abend zu gestalten, hat Zora Schwarz fünf Stargäste engagiert, die mit ihren Nummern ein richtiges kleines Festival bieten sollen. Fans der Travestiekunst dürften alle Namen ein Begriff sein: Ilu Cazal, Gene Pascale, Paola Jackson, Jhonny Boy und natürlich darf auch Miss Chantal nicht fehlen. Für sie ist der Auftritt in Dresden ein Heimspiel, doch auch die meisten anderen Diven haben sich hierzulande bereits präsentiert und müssen sich die Herzen nicht erst erobern.

Zora Schwarz sitzt in ihrer Garderobe im Kellergeschoss des Theaters in der Prießnitzstraße zwischen pompösem Kopfputz, Kleiderstangen voller Paillettenglitzerkleidern und ganzen Arsenalen an Pudertöpfen, Lidschattenpaletten und Parfumflakons. Wenn sie mit ihrer ganzen Entourage zu einem Gastspiel aufbricht, reicht da kein Transporter voller Kleidersäcke und Koffer.

Ein Doppeldeckerbus für die Kostüme

"Wir fahren in einem Doppeldeckerbus, der eigentlich für Stadtrundfahrten unterwegs ist", sagt sie. Da habe sie gleich zwei Ebenen, um all die üppigen Kostüme unterzubringen. "Vielleicht reicht dieses Mal eine Fahrt gar nicht, um alles zu transportieren, und wir müssen zweimal fahren", vermutet sie. "Das wird ein Bus voller Federn", meint sie lachend und zeigt auf einen Kopfputz mit ganz besonders großen Schwingen.

Die seien extrem teuer, und es dürfe keine während der Tour zum Volksfestgelände und wieder zurück abbrechen. "Tiere treten im Weihnachtszirkus ja reichlich auf. Aber so viele Hühner gab es dort noch nie!"

Voller Elan geht Zora Schwarz auch ein weiteres Projekt an. Im hessischen Fulda soll ein zweites Carte Blanche entstehen, das sie ebenfalls bespielen will. "Ein langjähriger Freund und Veranstalter von mir hat dort mehrere Hotels. In einem davon gibt es einen riesigen Ballsaal, worin mein neues Travestie-Varieté entstehen wird." Der Initiator sei so begeistert von Zoras Theater, dass er seinen Hotelgästen so etwas ebenfalls bieten will. Die Eröffnung ist im Sommer geplant.

Ein Heimspiel wird die Zirkus-Show für Miss Chantal, die in Dresden lebt.
Ein Heimspiel wird die Zirkus-Show für Miss Chantal, die in Dresden lebt. © PR

Eigentlich könnte Zora die Früchte ihrer Arbeit genießen. Das Theater läuft. "Ich brauche nicht mehr, als es einbringt. Aber ich habe so große Lust auf etwas Neues, auch wenn es verrückt ist", sagt sie. "Das Karussell soll sich immer weiter drehen." So groß die Sorge um ihr Unternehmen während der Corona-Zeit auch war, die schweren Jahre sind überstanden. "Wir haben ein fantastisches Jahr 2022 hinter uns", sag sie. "Darüber bin ich wirklich glücklich und könnte mir nicht mehr wünschen."

Auch privat schaut Zora zufrieden ins neue Jahr. Ihr Sohn Milian ist inzwischen neun Jahre alt und ein aufgeweckter Bursche. "Er wünscht sich ein Geschwisterchen oder einen Hund oder in ein Internat zu kommen, weil er dort mit anderen Kindern wohnen würde", erzählt sie.

Aber nachdem es mit vielen Gästen zu Weihnachten recht turbulent daheim zugegangen ist, habe sich der Bedarf an mehr Gesellschaft bei ihm rasch wieder gelegt, und er genieße die Ruhe mit Mama. Sie mit ihm ebenso, denn bei allem Trubel im Job - Familie geht über alles.

"20 Jahre Traumwelt" - das Carte Blanche im Weihnachtszirkus, 8. Januar, 18.30 Uhr, Volksfestgelände an der Marienbrücke, Tickets über www.ticketmaster.de und an allen Vorverkaufsstellen ab 38 Euro