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Pfingsten an der Dresdner Elbe: Ein Bier auf'm Sonnendeck

Blauer Himmel, Sonnenschein, Sommertemperaturen: Wie es die Dresdner am Pfingstsonntag an die Elbe zieht - auch um den Dynamo-Schmerz zu vergessen.

Von Christoph Springer
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Annett Fischer, Anna Walter und ihr Vater Thorsten Walter mussten nicht weit gehen für das Bier in der Sonne. Sie sind in Kleinzschachwitz zu Hause und haben Liegestühle im Garten des Fährhauses Kleinzschachwitz gekapert.
Annett Fischer, Anna Walter und ihr Vater Thorsten Walter mussten nicht weit gehen für das Bier in der Sonne. Sie sind in Kleinzschachwitz zu Hause und haben Liegestühle im Garten des Fährhauses Kleinzschachwitz gekapert. © Marion Doering

Dresden. Bei Mike Bernhardt ist das Lächeln zurückgekehrt. Er ist Fußballfan, hat sich sogar das "D" seines Lieblingsvereins auf den Nacken tätowieren lassen. Dynamo Dresden hatte am Pfingstsonnabend einen schlechten Tag, kein Aufstieg, auch kein DFB-Pokal, alle Hoffnungen waren am Nachmittag dahin. Einen Tag später kann Mike Bernhardt schon wieder lächeln. Womöglich liegt das an dem Ausflug, den er gerade macht.

Ausfahrt im knallroten Cabrio: Mike Bernhardt ist mit Enkelin Nele auf Tour gegangen.
Ausfahrt im knallroten Cabrio: Mike Bernhardt ist mit Enkelin Nele auf Tour gegangen. © Marion Doering

Mit seinem knallroten Trabi-Cabrio fährt er an der Fähre in Kleinschwachwitz vor, auf dem Beifahrersitz seine Enkelin Nele. Pfingstausflug im Zweitwagen, den er nur bei gutem Wetter aus der Garage holt. An diesem Pfingstsonntag ist das Wetter perfekt - trocken, kein Wölkchen am Himmel, mehr als 20 Grad. "Wir kommen gerade aus Dohna, fahren jetzt rüber nach Pillnitz, dann noch eine Runde und dann nach Hause", sagt der Trabifahrer. Sein kleines Cabrio mit Blumenvase am Armaturenbrett ist ein beliebtes Fotomotiv. Kurz darauf rollt er auf die Autofähre, inmitten zahlreicher Radfahrer und Fußgänger, die ebenfalls staunen über den kleinen Wagen, Baujahr 1989 mit 66.000 Kilometern auf dem Tacho.

Auf der Kleinzschachwitzer Elbseite sammeln sich unterdessen Gäste vor dem Stand von Kerstin Ehrlich. "Elbidyll" heißt er und die idyllische Lage an der Fährstelle lockt vor allem ab Mittag Gäste an. Ein Freund ihres Sohns steht draußen vor dem Stand, neben sich zwei Warmhaltetöpfe mit Erbsensuppe und Kesselgulasch und ein Grill, auf dem er Würste dreht. "Die Suppen werden alle", ist er überzeugt.

Annett Fischer, Anna Walter und ihr Vater Thorsten Walter mussten nicht weit gehen für das Bier in der Sonne. Sie sind in Kleinzschachwitz zu Hause und haben Liegestühle im Garten des Fährhauses Kleinzschachwitz gekapert.
Annett Fischer, Anna Walter und ihr Vater Thorsten Walter mussten nicht weit gehen für das Bier in der Sonne. Sie sind in Kleinzschachwitz zu Hause und haben Liegestühle im Garten des Fährhauses Kleinzschachwitz gekapert. © Marion Doering

Schräg gegenüber sitzen ein Mann und zwei Frauen im Garten des Fährhauses Kleinzschachwitz. Sie haben drei Liegestühle gekapert, vor ihnen steht eine Bank mit ihrem Bier darauf. Es ist das erste an diesem Tag, versichert Thomas Walter und schaut auf die Uhr. Es ist kurz nach 13 Uhr. Seine Tochter Anna Walter hat auch noch etwas im Glas, Partnerin Annett Fischer hat schon ausgetrunken. Weit mussten sie nicht laufen bis zum Fährhaus. "Wir kommen von hier", sagt Thomas Walter und nickt mit dem Kopf in Richtung Kleinzschachwitz.

Ähnlich nah wohnt auch ein Rentnerpaar, das am benachbarten Eisstand steht. Zwei Softeis haben sie sich gegönnt und beobachten nun das Treiben an der Ecke Berthold-Haupt-Straße/Zschierener Elbweg. Dort kreuzt der Elberadweg die Zufahrt zur Fährstelle. Das sei schon immer mal gefährlich, vor allem für Fußgänger, haben sie festgestellt. Ständig kommen Radfahrer an, kreuz und quer fahren sie, aber sie kommen immer ohne Probleme aneinander vorbei.

Gruppenfoto kurz vor der Abfahrt: Sonja Pärsch (3. v.l.) samt Familie und Freunden ist Pfingsten aus Hainichen für eine Schiffsfahrt nach Dresden gekommen.
Gruppenfoto kurz vor der Abfahrt: Sonja Pärsch (3. v.l.) samt Familie und Freunden ist Pfingsten aus Hainichen für eine Schiffsfahrt nach Dresden gekommen. © SZ/Christoph Springer

Zu dieser Zeit sind Sonja Pärsch und ihre Begleiter schon auf dem Rückweg auf der Elbe von Pillnitz ins Stadtzentrum. Aus Hainichen sind sie angereist, um am Pfingstsonntag mit dem Schiff zu fahren. Für den "Pfingstlunch" auf dem Salonschiff "August der Starke" haben sie zuvor Tickets gekauft. Drei Stunden werden sie unterwegs sein, an wie in einem Restaurant gedeckten Tischen sitzen, weiße Tischdecke inklusive. Das Menü: Es gibt "Spargelsamtsuppe", Kalbsbraten und zum Nachtisch Panna Cotta. Ab 41 Euro ist das Gesamtpaket zu haben, inklusive Schiffsfahrt, Getränke kosten extra. Dafür stehen auf ihrem reservierten Tisch Namenskärtchen und der Dresdner Pianist Dirk Ebersbach unterhält unterwegs mit Musik und Wissenswertem von der Strecke.

"Das ist eigentlich immer ausverkauft", berichtet er über die Lunchfahrten, die es auch Himmelfahrt und zum Muttertag gab. Rund 270 Gäste seien an Bord. "Ich halte sie auf Trab", sagt Ebersbach. Das heißt, er sagt per Mikro Bescheid, wenn die Suppe kommt, wenn es den Hauptgang gibt und wenn das Dessert serviert wird. Zwischendurch lotst er die Gäste per Durchsage aufs Sonnendeck, das bei der Abfahrt zuersteinmal komplett leer bleibt. Schließlich geht es drinnen gleich los mit dem Menü.

Anders ist es beim Schwesternschiff "Gräfin Cosel". Es geht an diesem Morgen auf Linienfahrt nach Blasewitz und zurück. "Stadtfahrt" heißt die Linie, eineinhalb Stunden wird das Schiff unterwegs sein. Es ist proppevoll und schon vor dem Ablegen stehen fast überall Biergläser auf dem Tisch. Eine gewisse Eile ist nötig bei dieser Tour, einer der kürzeren Fahrten. Und das Wetter ist zu schön, um nicht die Schiffstour mit einem Getränk zu krönen. Pfingsten, wie man es sich besser nicht wünschen kann - auf dem Sonnendeck.