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Blockhaus in Dresden: Im September fertig saniert, im Frühjahr 2024 öffnet die Sammlung

Im Blockhaus Dresden soll im Frühjahr 2024 das Archiv der Avantgarden öffnen, eine einzigartige Sammlung moderner Kunst. Dafür wurde das fast 300 Jahre alte historische Gebäude komplett umgebaut.

Von Kay Haufe
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So sieht das Dresdner Blockhaus heute nach umfangreicher Sanierung aus.
So sieht das Dresdner Blockhaus heute nach umfangreicher Sanierung aus. © Sven Ellger

Dresden. Von außen betrachtet wirkt das Blockhaus bereits fertiggestellt. Seit September 2019 wird am markanten Gebäude mit der Sandsteinfassade gebaut. Es durchlebte in den vergangenen dreieinhalb Jahren eine Metamorphose, die inhaltlich wie architektonisch nicht größer sein könnte. Gebaut wird nach Plänen der spanischen Architekten Fuesanta Nieto und Enrique Sobejano, die 2017 den Architekturwettbewerb gewonnen hatten. Im Blockhaus ist nun ein adäquater Platz für das Archiv der Avantgarden entstanden, ein Geschenk des deutsch-italienischen Sammlers Egidio Marzona.

Marzona hatte den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) neben seiner ersten Schenkung von 1,5 Millionen Objekten im Jahr 2016 weitere 200.000 Stücke Ende 2018 übertragen. Darunter Designgegenstände, Möbel und Glasobjekte aus dem italienischen Design der 1970er- bis 90er-Jahre. Sie sollen nun im Blockhaus ihren Platz finden.

Der Garten und die Außenanlagen sind fertig, dürfen aber noch nicht betreten werden.
Der Garten und die Außenanlagen sind fertig, dürfen aber noch nicht betreten werden. © Sven Ellger

Doch auch, wenn das 1732 als Wachgebäude errichtete Blockhaus samt seiner Außenanlagen an der Augustusbrücke schon fertig wirkt, ist das Areal derzeit noch Baustelle, sagt Alwin-Rainer Zipfl, der Sprecher des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Es seien noch Leistungsabnahmen von einzelnen Handwerksbetrieben durchzuführen. "Die bauliche Fertigstellung und die Übergabe des Gebäudes an die Staatlichen Kunstsammlungen ist in den nächsten Wochen geplant", sagt Zipfl. Anfang September soll das Blockhaus feierlich übergeben werden. Im Anschluss wird das Haus von den SKD eingerichtet. Die Sammlung soll im Frühjahr 2024 eröffnet werden, einen konkreten Termin gebe es noch nicht, teilen die SKD mit.

Schwebender Kubus ist das Herzstück des Innern

Herzstück des Inneren ist ein schwebender Kubus, der das eigentliche Archiv aufnimmt. Dank hochkarätiger Ingenieurskunst ist es eine leichte Stahl-Beton-Konstruktion, die an zwei gegenüberliegenden Schächten für den Aufzug und das Treppenhaus befestigt wurde. Der schwebende Kubus mit seinen drei Ebenen, in dem die Objekte der Sammlung in Rollregalen untergebracht werden, wird von Konsolen gestützt. Das sei spektakuläre Architektur, hatte Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) beim Baustellenrundgang im April 2022 gesagt, gegen die Physik gebaut, schwierig und teuer. Aber perfekt geeignet für die Sammlung.

Diese besteht aus 1,5 Millionen Dokumenten, Briefen, Einladungen, Vor- und Nachlässen von Sammlern, Plakaten, Designobjekten und Kunstwerken, die aus Berlin nach Dresden gekommen sind. Erst rund 25 Prozent davon sind erfasst, sagte Marion Ackermann, die Direktorin der SKD, im Vorjahr. Für die weiteren Teile rechnete 2022 der Leiter des Archivs der Avantgarden, Rudolf Fischer, dass weitere zehn Jahre nötig sind, um sie von Experten einordnen zu lassen.

Die Visualisierung zeigt, wie das Innere des Blockhauses aussehen wird.
Die Visualisierung zeigt, wie das Innere des Blockhauses aussehen wird. © Visualisierung: Nieto Sobejanos Arquitectos Berlin

Ein öffentlich zugängliches Galeriegeschoss und eine offene Präsentationsfläche unterhalb des Kubus bieten rund 1.900 Quadratmeter Nutzfläche. Im Erdgeschoss sind eine Aktionsfläche für Vorträge, Ausstellungen und Workshops und eine Cafeteria vorgesehen. Über eine Wendeltreppe erreichen Besucher die Emporen-Ebene mit den Forschungsarbeitsplätzen. Außerdem werden dort Büros für Mitarbeiter der SKD mit Blick auf den Neustädter Markt eingerichtet.

Die 19.000 Quadratmeter Fläche des Blockhauses teilen sich nach dem Umbau auf in 37 Prozent für das Archiv, 39 Prozent Aktionsfläche und 24 Prozent für das Foyer, Büros und Lagerfläche, wie das SIB bereits 2018 informierte.

Das komplette Gebäude entkernt

Die historische Fassade des denkmalgeschützten Hauses wurde nahezu authentisch restauriert. Dafür musste das Blockhaus fast komplett entkernt werden. Wände, Decken und Fundamente wurden abgebrochen, das Dach abgenommen. "Sämtliche Bauteile mit historischem Wert wurden kartiert, begutachtet und bis zum Wiedereinbau sicher gelagert", sagt Zipfl.

Bevor neu gebaut wurde, erhielt das Blockhaus verstärkte Fundamente. Mit einer sogenannten weißen Wanne soll verhindert werden, dass Hochwasser eindringt. Auch die Fenster sind abdichtbar. Als Fluchtweg im Falle eines Brandes wurde eine frühere Öffnung zur Augustusbrücke geöffnet, die erst beim Umbau in den 1970er-Jahren zugebaut wurde.

Ein hohler Vogel: Ohne Dach und im Innern nahezu vollständig entkernt zeigt sich das Blockhaus im Dezember 2020.
Ein hohler Vogel: Ohne Dach und im Innern nahezu vollständig entkernt zeigt sich das Blockhaus im Dezember 2020. © Peter Hilbert

Im westlichen Außenbereich ist eine barrierefreie Anbindung an die Elbe durch eine Rampe entstanden. Diese steht laut Zipfl nach Beendigung der Bauarbeiten für alle Dresdner als barrierefreier Zugang vom Blockhausvorplatz zur Elbe zur Verfügung.

Eingerüstet und schon mit neuem Dachstuhl: So sah das Blockhaus im April 2022 aus.
Eingerüstet und schon mit neuem Dachstuhl: So sah das Blockhaus im April 2022 aus. © Christian Juppe

Eröffnungstermin mehrfach verschoben

Das Blockhaus ist nach 1732 mehrfach um- und neugebaut worden. Seit 1994 ist es im Besitz des Freistaates Sachsen. Durch das Elbehochwasser 2013 wurde es stark beschädigt und war danach nicht mehr nutzbar. Bis 2019 stand es leer.

Der Umbau sollte eigentlich wesentlich schneller vorangehen, geplant war zunächst, das Archiv schon 2022 zu eröffnen, dann war von Frühsommer 2023 die Rede. Nun wird es also im Frühjahr 2024 so weit sein.

Geplant ist, dass es in den sechs bis acht Wochen der Klima-Einregulierung vor Eröffnung ein Soft Opening mit zahlreichen Veranstaltungen geben soll, hatte Marion Ackermann vor einem Jahr gesagt. In der Eröffnungsausstellung sollen die Highlights des Archivs zu sehen sein. Danach sind zwei Sonderausstellungen pro Jahr vorgesehen, ein Herbstsalon und einer im Frühjahr mit Einbeziehung der Außenflächen.