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Dresdner City-Herberge soll nicht abgerissen, sondern umgebaut werden

Investor Gateway hat seine Pläne für das DDR-Gebäude in der Dresdner Lingnerstadt geändert. Dabei spielen nicht nur wirtschaftliche Gründe eine Rolle.

Von Kay Haufe
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Eigentlich sollte das frühere Robotron-Gebäude auf der Lingnerallee 3 abgerissen werden. Nun steht ein Umbau bevor.
Eigentlich sollte das frühere Robotron-Gebäude auf der Lingnerallee 3 abgerissen werden. Nun steht ein Umbau bevor. © Christian Juppe

Dresden. Rund 2.500 Wohnungen will der Immobilienentwickler Gateway Real Estate in der Lingnerstadt bauen. Das Besondere daran: Die Häuser werden in Holzbauweise entstehen und weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Gebäude. Die Arbeiten am ersten Abschnitt haben bereits begonnen. Für die Anordnung der Häuser und die Fassadengestaltung hat Gateway in der Gestaltungskommission Hinweise erhalten.

Anders als bisher geplant will der Investor nun aber im zweiten Baufeld das Gebäude Lingnerallee 3, in dem sich auch die City-Herberge befindet, nicht mehr abreißen. "Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit haben wir prüfen lassen, ob der DDR-Bau statisch in Ordnung und der Beton noch gut ist", sagt der Dresdner Projektleiter Jens Timm. Beides habe gute Ergebnisse erbracht. "Deshalb wollen wir das Gebäude jetzt erhalten und umbauen."

Momentan werde immer stärker auch über die sogenannte "graue Energie" diskutiert. Das ist die in Gebäuden gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde. "Es lohnt sich, diese mit den Kosten von Neubauten zu vergleichen."

Bei der Stadt kommt diese Haltung gut an. "Der Verzicht eines Abrisses des Gebäudes erfolgt im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit der bestehenden Baustruktur unter Nutzung ihrer grauen Energie", heißt es aus dem Amt für Stadtplanung und Mobilität. "Mit der geplanten Sanierung des Gebäudebestandes kann auf bereits vorhandene Ressourcen zurückgegriffen werden."

Hintergrund für die Umbau-Idee sei auch die steigende Nachfrage nach Büroflächen im Dresdner Zentrum, sagt Timm. "Wir halten es für eine gesunde Mischung im Quartier, wenn dort gewohnt und gearbeitet wird". Die Beschäftigten könnten in den kleinen Einzelhandelsgeschäften einkaufen und sich mittags versorgen, sodass auch tagsüber immer Bewegung im Viertel sei.

Die genauen Pläne für das Gebäude will Gateway am Freitag zur Sitzung der Gestaltungskommission vorstellen. "Wir möchten uns mit der Fassadengestaltung am Thema Technologie orientieren, der ehemalige Robotron-Standort war bekannt dafür", sagt Timm.

Andres als die Stadt sieht der Verein Stadtbild Deutschland den Erhalt des Gebäudes Lingnerallee 3 kritisch. Er befürchtet, dass die geplante Straßenstruktur dann nicht gebaut werden kann und sich die kleinteilige Bebauung des neuen Viertels an der Stelle nicht fortsetzen lässt.

Doch das ist offenbar auch gar nicht vorgesehen. Die städtebauliche Entwicklung des Gebietes der Lingnerstadt basiere auf dem Rahmenplan Östlicher Altstadtring/Pirnaische Vorstadt, heißt es aus dem Stadtplanungsamt. Darauf aufbauend wurde ein Bebauungsplan für das Stadtquartier am Blüherpark-West erarbeitet und im März 2017 beschlossen. "Der Entwurf zeigt eine städtebaulich geradlinige Struktur in Anerkennung der Bestandsstruktur und orientiert sich am Verlauf der Lingnerallee. Damit geht auch eine Sanierung des Bestandsgebäudes Lingnerallee 3 im Sinne der Nachhaltigkeit mit der städtebaulichen Grundidee konform", so ein Sprecher der Stadt.

Mit der Sanierung des Gebäudes soll ein Stadtbaustein entwickelt werden, der die vorhandenen Nutzungen fortführt und eine Nutzungsmischung im Zusammenspiel mit den geplanten angrenzenden Quartieren sichere. "Ziel ist eine urbane Lingnerstadt."

Der Stadtbild-Verein sieht dies aber völlig anders. Die historische Bedeutung des Gebietes werde ignoriert und die Fehlentwicklung als Gewerbestandort entlang der übergroßen St. Petersburger Straße werde mit dem Umbau nicht korrigiert.