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Wo "Hortex" in Dresden einst Tiefkühl-Erdbeeren verkaufte, soll bald gewohnt werden

An der Stephanienstraße in der Johannstadt steht ein Flachbau, den viele Dresdner aus DDR-Zeiten kennen, weil es dort begehrte Produkte gab. An seiner Stelle soll ein Wohnhaus entstehen.

Von Kay Haufe
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Aus dem ehemaligen "Hortex" in Dresden werden Wohnungen. Dieser Entwurf für den Neubau an der Stephanienstraße wurde in der Gestaltungskommission gezeigt.
Aus dem ehemaligen "Hortex" in Dresden werden Wohnungen. Dieser Entwurf für den Neubau an der Stephanienstraße wurde in der Gestaltungskommission gezeigt. © Visualisierung: LeinertLorenz Architekten

Dresden. Es gibt Flachbauten in Dresden, mit denen die Dresdner ganz besondere Erinnerungen verbinden. Das war beim Pavillon der einstigen HO-Verkaufsstelle und des späteren "Teppichfreunds" auf der Grunaer Straße so und auch bei seinem Nachbarbau, der früheren Selbstbedienungsgaststätte "Picknick", die im Volksmund "Dreckscher Löffel" hieß.

Ähnlich bekannt ist vielen Dresdnern auch der Flachbau an der Stephanienstraße, in dem der polnische Betreiber "Hortex" zu DDR-Zeiten Waren anbot, die sonst kaum in der Stadt zu haben waren. Lange Schlangen bildeten sich, wenn es Tiefkühlerdbeeren oder süßsauer eingelegte Pilze im Glas gab. Nebenan befand sich ein Geschäft für Lacke und Farben, das ebenfalls großen Zuspruch erfuhr, wenn Raufasertapete vorrätig war.

Früher Lebensmittel, heute Tierfutter, bald Wohnungen

Seit Längerem hat nicht nur die Farbe des Flachbaus von Weiß in Giftgrün gewechselt, sondern auch der Betreiber. Heute gibt es hier Tierbedarf. Das wird aber nicht mehr lange der Fall sein. Das Dresdner Bauunternehmen FIRA möchte an der Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus mit rund 30 Wohnungen errichten, die zwischen 99 und 130 Quadratmeter groß sein sollen.

Im Erdgeschoss sollen kleine Gewerbeflächen entstehen, zum Stephanienplatz hin ein Café. Die Pläne dafür stellten die Dresdner Architekten Falk Leinert und Dirk Lorenz in der Gestaltungskommission vor.

Heute wird im Flachbau auf der Stephanienstraße Tierbedarf verkauft, früher standen die Kunden hier vorm Hortex Schlange.
Heute wird im Flachbau auf der Stephanienstraße Tierbedarf verkauft, früher standen die Kunden hier vorm Hortex Schlange. © Christian Juppe

Ungewöhnlich: Weil die Stephanienstraße bogenförmig verläuft, haben die Architekten das fünfstöckige Gebäude mit einem Knick in der Mitte gestaltet, auch, um mit einer Gebäude-Stirnseite den früheren Stephanienplatz gut zu fassen. Rechts und links soll der 55 Meter lange und 16 Meter breite Baukörper große, offene Balkone erhalten, "damit die Nutzer frei sitzen und in alle Richtungen schauen können, statt in einer engen Loggia", sagt Falk Leinert.

Gestaltungskommission regt Änderungen am neuen Gebäude an

Doch genau diese Freizügigkeit gefiel in der Gestaltungskommission nicht, dort wurde eine stärkere Gebäudekante zum Stephanienplatz gefordert. Statt des Knicks in der Fassade regten die Kommissionsmitglieder weiterhin an, die Bogenform der Straße aufzunehmen. Und sie fragten, weshalb das Gebäude zum Platz hin nicht ein Geschoss mehr erhalten soll.

"Wir sind froh über die Hinweise aus der Gestaltungskommission, weil sie von externen Architekten kommen, die die Projekte mit einem gewissen Weitblick betrachten", sagt Falk Leinert. Tatsächlich habe er mit seinem Partner Dirk Lorenz während der Arbeit am Entwurf über eine Bogenform des Gebäudes gesprochen. "Aber die ist schwieriger in der Bauausführung und ergibt auch ungewöhnliche Zimmerformen."

Auch die Idee eines Hochpunktes zum Stephanienplatz haben beide diskutiert. "Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir damit die Abstandsflächen zum Nachbargrundstück nicht mehr einhalten können."

Ehemaliger "Hortex"-Standort: 2024 noch kein Baubeginn

Sie seien jedoch dankbar für die Anregungen und werden den Entwurf im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Auftraggeber FIRA überarbeiten und anschließend dem Stadtplanungsamt vorstellen, sagt Leinert. Dann wolle man einen Bauantrag einreichen. Wahrscheinlich gibt es auch einen zweiten Termin in der Gestaltungskommission.

Im Jahr 2024 werde aber keinesfalls Baubeginn sein, sagt Tino Raabe vom Auftraggeber FIRA. "Wann wir starten, hängt davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation weiterentwickelt." Die Wohnungen sollen im Bestand der FIRA bleiben und vermietet werden.