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Hochhaus Pirnaischer Platz in Dresden: Erste Einblicke in die Baustelle

In Dresdens bekanntestem Hochhaus am Pirnaischen Platz entstehen rund 160 neue Wohnungen. Investor Quarterback muss für die Sanierung deutlich mehr bezahlen als geplant.

Von Kay Haufe
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In vielen Etagen sind bereits neue Fenster und Balkontüren eingesetzt, das neue Staffelgeschoss ist im Rohbau fertig.
In vielen Etagen sind bereits neue Fenster und Balkontüren eingesetzt, das neue Staffelgeschoss ist im Rohbau fertig. © René Meinig

Dresden. Von außen in blaue Gaze gehüllt, von innen Rohbau pur: Dresdens bekanntestes Hochhaus am Pirnaischen Platz wird derzeit komplett erneuert. "Auf jeder Etage findet derzeit etwas anderes statt", sagt Bauleiter Harald Hache von der Quarterback Immobilien AG. Diese hatte das 1966 fertiggestellte Hochhaus Ende 2020 erworben, nachdem es über viele Jahre vernachlässigt worden war. Nachdem die Pläne der Vorbesitzer überarbeitet wurden, begannen mit Beginn dieses Jahres die Umbauarbeiten.

Woran wird am Hochhaus am Pirnaischen Platz aktuell gearbeitet?

Die Bauleute sind in vielen Bereichen der insgesamt 14 Stockwerke aktiv. Das alte Staffelgeschoss, in dem sich früher die Maschinenräume für die Aufzüge und die Haustechnik befanden, ist abgerissen und ein neues entsteht. Das neue Dach wird gerade gebaut, parallel werden überall neue Fenster eingesetzt. Kein leichtes Unterfangen auf der engen Baustelle mitten in der Stadt, wo es nur wenige Lagermöglichkeiten gibt. "Das schaffen wir nur über tageweise Anlieferung, im Innern hat jeweils nur ein Gewerk Platz zum Bauen pro Etage", sagt Steffen Funk, der Dresdner Niederlassungsleiter von Quarterback.

© René Meinig
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Während die Fachleute außen an Balkonen, Dach, Geländern und der Fassade arbeiten, hat der Innenausbau ebenfalls begonnen. Die Öffnungen für die Leitungsführungen sind ausgespart, jetzt werden die Leitungen für die Bäder und die Küche sowie für die Heizungen verlegt. Dann schließen sich Fliesen- und Malerarbeiten an, danach werden Türen eingebaut.

Tauchten unvorhergesehene Probleme beim Hochhaus auf?

Eigentlich sollte der Original-Estrich erhalten werden, doch der musste aus Qualitätsgründen erneuert werden. Dafür war eine Neuberechnung der Statik aufgrund neuer Leitungsführung in den Böden erforderlich. Auch die bereits nach der Wende erfolgte Dämmung an den Giebelseiten war nicht nutzbar und muss jetzt neu aufgebracht werden.

Alles andere läuft wie geplant. Die Bestandsfassade erhält ein Wärmedämm-Verbundsystem, auch die Aufzüge werden neu eingebaut. "Damit wir schnell vorankommen, wird teilweise im Zwei-Schicht-System gearbeitet", sagt Funk.

Termin mit Regenbogen: Bauleiter Harald Hache (l.) und Niederlassungsleiter Steffen Funk vom Investor Quarterback Immobilien AG auf dem Dach des Hochhauses am Pirnaischen Platz.
Termin mit Regenbogen: Bauleiter Harald Hache (l.) und Niederlassungsleiter Steffen Funk vom Investor Quarterback Immobilien AG auf dem Dach des Hochhauses am Pirnaischen Platz. © René Meinig

Bis März 2024 sollen auch die neuen Balkonverkleidungen in Grautönen angebracht sein. Sie bestehen aus Brandschutzgründen aus wellenförmigem Blech und Glaselementen. Dann ist die Fassade komplett fertig.

Steigende Baupreise sind aber auch am Hochhaus Pirnaischer Platz nicht spurlos vorübergegangen. Um rund 30 Prozent hätten sich die geplante Bausumme erhöht, dabei handelt es sich um einen siebenstelligen Betrag, so der Niederlassungsleiter. Deshalb seien täglich neue Verhandlungen mit Vertragspartnern nötig, um zu optimieren.

Wie viele Wohnungen entstehen im Hochhaus am Pirnaischen Platz?

166 Mietwohnungen entstehen im sanierten Hochhaus, ein Großteil in den bestehenden Strukturen als Ein- und Zweiraumwohnungen mit integrierter Küchenzeile. Alle haben einen Balkon mit Blick auf das Stadtzentrum oder den Großen Garten. An allen Giebelseiten werden 24 Dreiraum-Wohnungen mit rund 80 Quadratmetern Größe und zwei Balkonen - einen zu jeder Seite - gebaut.

Relativ große Wohnungen gibt es dagegen im neuen Staffelgeschoss. Die Größen der fünf Wohnungen in dem Penthouse betragen zwischen 49 und 200 Quadratmeter. Sie haben alle einen Teil der Dachterrasse.

Neben Wohnraum wird auch Gewerbefläche gebaut. Der Flachbau, in dem bis voriges Jahr noch der Discounter Lidl seine Produkte verkaufte, wird aufgestockt, was derzeit im Rohbau schon gut erkennbar ist. Dort entstehen Büros. Auch in den V-Stützen des Hochhauses im Erdgeschoss werden durch Verglasungen weitere 3.700 Quadratmeter Bürofläche entstehen.

"Noch haben wir keinen Vertrag geschlossen, aber wir wollen natürlich wieder einen Nahversorger im Erdgeschoss haben. Interessenten gibt es mehrere", sagt Niederlassungsleiter Steffen Funk. "Manche Verhandlungen sind zäh."

Bis wann soll das Gebäude fertig sein?

Nach dem Kauf des Hochhauses hätte das Umplanen einige Zeit verschlungen. "Aber seit wir bauen, sind wir schnell", sagt Funk. Ziel ist, das gesamte Haus Mitte 2024 an den Eigentümer, die Deutsche Wohnen, die zur Vonovia gehört, zu übergeben. "Für uns ist das Gebäude ein anspruchsvolles Projekt, denn wir sind eigentlich Neubauer und keine Sanierer."

Aber man habe das Objekt gekauft, um der Stadt eine besondere Immobilie zurückzugeben, sagt Funk und bezieht sich auf das große Interesse der Dresdner am Hochhaus. Vor allem wegen der Lage mitten im Zentrum dürfte es nicht schwer werden, Mietinteressenten zu finden. Funk rechnet damit, dass zwei Monate vor Fertigstellung mit der Vermietung begonnen wird.

Quarterback, das seinen Hauptsitz in Leipzig hat, ist in Dresden an vielen Ecken aktiv. Sie bauen Wohn- und Gewerbeobjekte unter anderem am Standort des "Dreckschen Löffels", am Bahnhof Neustadt, auf der Dürer- und Königsbrücker Straße oder demnächst im Ostra-Vorwerk.

Im Innern des Hochhauses am Pirnaischen Platz sind viele Handwerker fleißig, hier bei der Montage des Leitungskanals.
Im Innern des Hochhauses am Pirnaischen Platz sind viele Handwerker fleißig, hier bei der Montage des Leitungskanals. © René Meinig

Welche Geschichte hat das markante Dresdner Gebäude?

Das markante Gebäude am Pirnaischen Platz, über dem zu DDR-Zeiten der Schriftzug "Der Sozialismus siegt" in der Dunkelheit leuchtete, war am 7. Oktober 1966 anlässlich des "Tages der Republik" schlüsselfertig übergeben worden. In die 120 Eineinhalbzimmer- und 60 Einraumwohnungen mit Duschkabine, Kochnische und Einbaumöbeln waren damals vor allem Mitarbeiter der Firmen VEB Sachsenwerk, Mikromat, Mühlenbau und Hochvakuum eingezogen.

Etwa zwei Jahre war an dem 48 Meter hohen Hochhaus nach Plänen des Architekten Peter Sniegon sowie des Architektenkollektivs Herbert Löschau, Hans Kriesche und Gerhard Landgraf gebaut worden. Der Bau bildete den Abschluss der Ost-West-Magistrale.

Vor rund 13 Jahren verkaufte die Stadt das Gebäude für vier Millionen Euro an die israelische Segal-Group. Man vereinbarte eine umfassende Sanierung. Es geschah aber nichts. Das Haus wurde zu einem Symbol für den Verfall.

Im Sommer 2017 veräußerte die Segal-Group das Haus an die Creo7 GmbH mit Sitz in Schönefeld. Diese kündigte kurz darauf an, das Hochhaus sanieren zu wollen. Die letzten Mieter mussten am 28. Februar 2020 wegen des fehlenden Brandschutzes raus. Wieder passierte nichts.