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Purple Disco Machine: Eine Hollywood-Story aus Dresden-Lockwitz

Bevor Purple Disco Machine im Sommer wieder in Dresden auftritt, würdigt der MDR Sachsens ersten Pop-Grammy-Gewinner mit einem TV-Porträt.

Von Andy Dallmann
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Weltstar aus Dresden: Für den MDR begleitete ein Drehteam Tino Piontek alias Purple Disco Machine bei Auftritten, im Studio und privat. Im August hat er einen bereits ausverkauften Auftritt bei den Filmnächten am Elbufer.
Weltstar aus Dresden: Für den MDR begleitete ein Drehteam Tino Piontek alias Purple Disco Machine bei Auftritten, im Studio und privat. Im August hat er einen bereits ausverkauften Auftritt bei den Filmnächten am Elbufer. © Fiona Garden/MDR

Es wird ja regelmäßig behauptet, dass der Musikgeschmack unterschiedlicher Generationen nicht auf einen Nenner zu bringen ist. Tino Piontek liefert jetzt den Gegenbeweis. Genauer: Seine Großmutter serviert ihm die perfekte Steilvorlage. Was Piontek als Purple Disco Machine an eingängigen Sounds fabriziert, erinnere sie an die Pop-Gymnastik, wie Aerobic zu DDR-Zeiten genannt wurde. Man könne sich so schön dazu bewegen. Und Piontek fasst zusammen: „Genau, Oma, das ist es. Du hast es verstanden.“

Piontek bringt diese Anekdote am Ende eines TV-Porträts, das der MDR am Donnerstag sendet. Und diese Doku wird mit ihrem fast schon gemächlichen Fluss und dem Verzicht auf jede Form von Aufgeregtheit diesem Mann absolut gerecht. Piontek ist zwar einer der wenigen Weltstars aus Sachsen, der einzige Pop-Grammy-Gewinner im Freistaat, der regelmäßig Tausende Menschen in Europa wie in Übersee bespielt. Doch der Mensch hinter der öffentlichen Figur überrascht durch diskreten Charme, Heimatverbundenheit und eine zutiefst glaubwürdige Bescheidenheit.

So erklärte er auch im Januar beim großen SZ-Interview, dass für ihn diese Auftritte vor jubelnden Massen so etwas wie eine Selbsttherapie seien. „Ich stehe am liebsten hinter meiner Technik, die mein Schutzwall ist“, sagte er da auch. „Ohne fühle ich mich einfach nicht sicher.“ So sind seine Gesten bei Live-Auftritten weit weniger ausladend als die etlicher Kollegen.

Der Film zeigt ihn bei einer ausverkauften Show in New York und beim großen Auftritt vergangenen Sommer in der Dresdner „Garde“ – auf und zuvor hinter der Bühne. Feuer, Luftschlangen, Lichteffekte und tanzende Fans gibt es in beiden Fällen.

Purple Disco Machine: Grammy für "About Damn Time"

Selbstverständlich wird auch gezeigt, wie Tino Piontek im Februar 2023 in Los Angeles den Grammy für seinen Remix des Lizzo-Songs „About Damn Time“ abräumt. Dass er den großen Moment nicht wirklich genießt, ist offensichtlich. Im Film erklärt er zudem, dass er, völlig überrascht, extra langsam Richtung Bühne gelaufen sei. Sein Ziel: Möglichst wenig Zeit im Fokus stehen, möglichst wenig Zeit für eine Dankesrede haben. Das ging auf.

Ohnehin reitet er nicht auf dieser Ehrung herum. Das macht dagegen Mousse T. Der Produzentenkollege aus Hannover betont, dass es in der Branche nichts über dem Grammy gebe und fasst zusammen: „Die Geschichte von Tino ist eine Hollywood-Story. Kleiner Junge aus Dresden erobert die Welt. Eine super Geschichte.“

"Ich war der Oberspießer"

Als Kind, 1980 geboren und behütet im lauschigen Dresdner Stadtteil Lockwitz aufgewachsen, habe er sich noch nicht mal getraut, mit seinen Kumpels ins „verruchte“ Prohlis zu radeln, verrät Piontek. „Ich war der Oberspießer.“ Das änderte sich, als er erstmals als DJ auflegte, seine ersten eigenen Tracks im Studio zusammenbaute. Zunächst in einer Nische, nach seinem Durchbruch mit „Hypnotized“ 2020 für die Massen.

Mousse T. stellt anerkennend fest: „Er hat die Popwelt mit der coolen Underground-Szene vereint – und das ist eine riesen Leistung.“ Sophie Scott, die englische Sängerin, mit der Piontek „Hypnotized“ aufnahm und seither regelmäßig zusammenarbeitet, wagt am Ende des Films zudem eine Prognose: „Er wird sicher noch erfolgreicher. Aber Tino bleibt einfach Tino. Und das ist cool.“

„Purple Disco Machine – From Dresden to the World“ läuft am 28. März um 22.55 Uhr im MDR-Fernsehen und ist zudem hier jederzeit abrufbar.