Dresden. Im Zusammenhang mit dem Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe wird gegen einen weiteren Mann aus dem Berliner Remmo-Clan ermittelt. Dabei handelt es sich um den Vater von Rabieh Remmo, einem der wegen des Einbruchs Verurteilten. Zu Inhalt und Stand des Verfahrens "können wir uns derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern", teilte ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage mit.

In dem zurzeit laufenden Beihilfe-Prozess am Landgericht Dresden gegen einen 24-jährigen Spross des Remmo-Clans gab unterdessen ein Kriminalbeamter der Dresdner Soko "Epaulette" weiter Auskunft über die Erkenntnisse zu dem Juwelendiebstahl. Die Spur habe immer wieder nach Berlin geführt, etwa durch das Fluchtauto, einem als Taxi getarnten Mercedes, in dem später „allerlei Hinweise“ auf die Remmos gefunden worden seien. Weitere solcher Ansätze ergaben sich unter anderem über den in einem ausgebrannten Audi sichergestellten Revolver oder auch die Handyauswertungen.

Der Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss im November 2019 gilt als einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle Deutschlands. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten zudem mehr als eine Million Euro Schaden. Ein Teil der Beute fehlt noch immer. Fünf junge Männer aus dem Remmo-Clan waren im Mai 2023 zu Freiheitsstrafen zwischen vier Jahren und vier Monaten sowie sechs Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Sie gingen in Revision, vier der Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

• Alle Artikel zum Prozess und zum Grünen Gewölbe finden Sie hier

Ein 24-Jähriger muss sich seit dem 5. Januar wegen Beihilfe zum Diebstahl mit Waffen, Sachbeschädigung und Brandstiftung verantworten. Da er zur Tatzeit 20 Jahre alt war und damit als Heranwachsender gilt, verhandelt eine Jugendkammer seinen Fall. Er war am Rande des ersten Prozesses festgenommen worden, den er im Publikum verfolgt hatte, nachdem einer der Angeklagten seinen Namen vor Gericht genannt hatte. Nach einer Beschwerde kam er aber wieder frei.

Der 24-Jährige soll ab Mitte 2019 in die Planung des Coups eingeweiht und in dessen Vorbereitungen einbezogen gewesen sein. Laut Anklage war seine Aufgabe, in der Tatnacht seinen Bruder und zwei weitere Haupttäter zum vereinbarten Treffpunkt in Berlin zu fahren. Nach einer Polizeikontrolle aber, bei der im Kofferraum Einbruchswerkzeug entdeckt wurde, sei er allein weitergefahren, um die ihn observierenden Beamten abzulenken.

Da die Jugendkammer für den Beihilfe-Vorwurf zunächst die Haupttat aufklären muss, steht in der Beweisaufnahme zunächst der Einbruch selbst im Mittelpunkt. Am kommenden Mittwoch soll eine Richterin des ersten Strafprozesses gehört werden, außerdem ein Ermittler, der bei Durchsuchungen in Berlin dabei war. Auch die fünf Verurteilten sollen in dem Beihilfe-Prozess gehört werden, doch sie verweigern die Aussage mit dem Verweis, dass ihre Urteile noch nicht rechtskräftig seien beziehungsweise Angehörige nicht belasten müssen, in Rabieh Remmos Fall sein Vater. (mit dpa)