Dresden. Ein Mobilkran ist zum Wochenauftakt vor der Semperoper angerollt. An seinem Arm schwebten Gerüstteile aufs Dach des Bühnenhauses, die derzeit einen ungewöhnlichen Anblick bieten. Denn sonst zieren vier Greifen die Ecken. Das sind mythische Mischwesen aus Greifvogel und Raubtier, die in der Antike Stärke und Wachsamkeit symbolisierten. Auf dem jeweiligen Dachfirst an der Vorder- und Rückseite stehen sonst Lyren mit Kopf und Zackenkrone. Die Gussplastik des antiken Saiteninstruments symbolisiert Dichtkunst und Musik.
Im Juli vergangenen Jahres rollte ein 70-Tonnen-Mobilkran an der Semperoper an und hob die Greifen und Lyren vom Dach. Seitdem wurden die Gussplastiken bei der Ottendorfer Spezialfirma Fuchs und Girke aufwendig restauriert.
Bei den Greifen und der Lyra vom vorderen Giebel handelt es sich noch um Originale von der 1878 in heutiger Form eröffneten Semperoper. "Das konnten wir zu 100 Prozent nachweisen", hatte Technik-Leiter Ralph Günther bei einem Vor-Ort-Termin in Ottendorf erläutert.
Da die Rückseite der Semperoper 1945 völlig zerstört war, musste beim Wiederaufbau eine Lyra und zwei Greifen in der Kunstgießerei Lauchhammer neu gegossen werden. Jede dieser imposanten Plastiken besteht aus mehreren Gusssegmenten. Zuvor war das erste Hoftheater von 1841 im Jahr 1869 abgebrannt
Mit einem schonenden Strahlverfahren mit kleinen Körnern sind drei bis vier Farbschichten von den Plastiken entfernt und Schäden beseitigt worden. Um zu verhindern, dass Wasser eindringt und Gussteile rosten, haben Spezialisten zudem feine Risse mit einem Dichtmittel wieder verschlossen.
Nach weiteren Instandsetzungsarbeiten wurden in einer Spezialfirma vier Farbschichten auf die Gussteile aufgebracht. Damit sind die Arbeiten an den Greifen und Lyren weitgehend abgeschlossen.
Das Gerüst auf dem Dach ist jetzt komplett. Es dient als Absturzsicherung für die Schlosser, Klempner und Steinmetze von Fuchs und Girke, die die Sandsteinsockel fürs Aufsetzen der Greifen und Lyren vorbereiten. Dabei werden, wo nötig, Fugen erneuert und an zwei Stellen ausgebrochene Sandsteinteile ersetzt. Geplant ist außerdem, neue Edelstahlanker einzubauen, an denen die Plastiken verschraubt sind.
Die Sockel der beiden Lyren erhalten außerdem neue Abdeckungen aus Bleiblech. Ende Juli sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein, sodass das Gerüst wieder abgebaut werden kann. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement kündigt an, dass der Mobilkran Anfang August die frisch restaurierten Greifen und Lyren wieder aufs Dach hebt.