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40 Melkus-Sportwagen starten am Samstag in Dresden zur Ausfahrt

Das legendäre DDR-Auto RS 1000 hat nach wie vor eine große Fangemeinde. Der Enkel des Firmengründers baut ihn in Dresden weiter. Wie genau, ist jetzt in der Weißiger Werkstatt zu sehen.

Von Kay Haufe
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Sepp Melkus vor einem neu gefertigten RS 1000, der 2021 fertig wurde.
Sepp Melkus vor einem neu gefertigten RS 1000, der 2021 fertig wurde. © Archivfoto: Marion Doering

Dresden. Er ist flach, hat dynamisch geformte Kotflügel und öffnet zum Einsteigen seine Flügeltüren: Der Melkus RS 1000 ist ein Hingucker im besten Wortsinn. Doch zu sehen ist das legendäre DDR-Auto auf Dresdner Straßen eher selten. Nicht ungewöhnlich, wurden doch bis zur Wende nur 101 Stück gebaut. Am kommenden Samstag aber sind es gleich 40 auf einen Streich, die ab 11 Uhr in Weißig zu einer Ausfahrt über Stolpen in die Sächsische Schweiz und nach Pirna starten. Darunter der Prototyp GT 1 von 1969, den Firmengründer Heinz Melkus selbst zusammengebaut hat.

"Nach zwei Jahren coronabedingter Pause laden wir am Samstag wieder zum Melkus Sportwagentreffen in unser Weißiger Firmengelände am Weißiger Bach 149 und 153 ein", sagt Sepp Melkus. Der 39-Jährige ist der Enkel des Firmengründers und arbeitet seit 15 Jahren in der Familien-Sportwagenschmiede mit. Inzwischen hat er sie von Vater Peter übernommen.

Ihn freut besonders, dass das Interesse am RS 1000 weiterhin da ist. Seit 2006 baut der gelernte Karosseriebauer den Sportwagen wieder auf Bestellung mit Originalteilen. Aktuell hat er acht Bestellungen, der Preist für das handgefertigte Auto liegt bei 101.000 Euro. Auf das fertige Auto müssen Kunden jedoch eine Weile warten. Ein Jahr dauert es vom ersten Handgriff bis zur Auslieferung des Fahrzeugs. "Aber wir bauen meist an vier RS 1000 in unterschiedlichen Herstellungsstadien gleichzeitig." Wie sie entstehen, können sich Interessierte am Sonnabend von 15 bis 18 Uhr in der Sportwagenmanufaktur anschauen.

Nicht nur zuschauen, auch mitfahren können die Gäste am Samstag. Neben Sepps Vater Peter Melkus starten weitere fünf RS 1000-Besitzer zu kurzen Spritztouren von je rund 15 Minuten ins Dresdner Hochland und stellen ihre Beifahrersitze zur Verfügung. Gegen eine Spende, die dem Förderkreis für krebskranke Kinder Sonnenstrahl e.V. zugutekommen soll, können sich Interessierte dafür vor Ort anmelden.

"Wir freuen uns aber auch auf gute Gespräche, einige der Autobesitzer fahren zum Beispiel auch beim RS 1000-Cup mit, von dem es drei bis fünf Rennen jährlich gibt", sagt Sepp Melkus. Damit folgen sie der Tradition seines Großvaters. Der war begeisterter Rennfahrer und wollte mit dem RS 1000 auch den Rennsport in der DDR beleben. Damit das klappte, bediente er sich einer wirkungsvollen Verknüpfung. Wer einen RS 1000 erwerben wollte, musste Mitglied im Allgemeinen Deutschen Motorsport Verband der DDR (ADMV) sein und sich verpflichten, regelmäßig an Rennen teilzunehmen. So entstand eine besondere Serie, das erste Rennen fand im Mai 1970 statt.

Heute ist es nahezu unvorstellbar, aus welchen Materialien Heinz Melkus vor 53 Jahren den Sportwagen zusammengebaut hat. In der Mangelwirtschaft der DDR musste er kreativ sein, um seine Idee umzusetzen. So waren die Spiegel damals handelsübliche Fahrradlampen, deren Glas vom Lkw W 50 ausgeschnitten wurden. Das Lenkrad stammt aus einem Motorboot. Motor und Getriebe kamen vom Wartburg W 353, wurden aber für den Melkus speziell angepasst. Wegweisend war zu jener Zeit, dass ein Großteil der Karosserieteile, außer den Türen und dem Dach, aus glasfaserverstärktem Polyester geformt wurde, womit die Rundungen überhaupt erst möglich waren. Dafür gab es eine Kooperation mit dem Robur-Werk in Zittau, dessen Mitarbeiter mit diesem Material bereits Erfahrung hatten.

Zum Melkustreffen sind in der Werkstatt am Weißiger Bach 153 auch vier historische Rennwagen ausgestellt. Neben dem RS 1000 Prototyp sind das ein Melkus Formel Junior, auch "Plätt-Glocke" genannt, ein Melkus Formel 3, auch als "Zigarre" bekannt, und ein MT 77 aus der Fahrzeuggeneration, die Sepps Onkel Ulli Melkus gebaut hat.