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Ärger um höhere Parkgebühren in Dresden

Für Gewerbetreibende kommt die Erhöhung zur Unzeit. Auch in der Dresdner Neustadt fürchten sie um ihre Kunden - und um ihre Mitarbeiter.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer
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Friseurmeister Christoph Steinigen hat bereits zwei Mitarbeiter verloren, weil sie die hohen Parkgebühren vor dem Salon in der Dresdner Neustadt nicht bezahlen wollen.
Friseurmeister Christoph Steinigen hat bereits zwei Mitarbeiter verloren, weil sie die hohen Parkgebühren vor dem Salon in der Dresdner Neustadt nicht bezahlen wollen. © Marion Doering

Dresden. Wochenlang geschlossen, kein Umsatz: Die Händler, Friseure und Gastronomen leiden bis heute stark unter der Corona-Pandemie. Die Umsätze liegen bei jenen, die wieder öffnen können, angesichts der eingeführten Testpflicht oft weit unter den normalen Einnahmen. In Dresden treibt Gewerbetreibende nun eine weitere Sorge um: die deutlich steigenden Parkgebühren.

Die Angst, dass Kunden aufgrund der teuren Parktickets bald ausbleiben könnten, macht sich breit. Vor allem im Dresdner Stadtteil Neustadt. "Wir sind ohnehin durch Corona stark gebeutelt und die Erhöhung kommt zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt", ärgert sich Christoph Steinigen, Inhaber vom Friseursalon Directors Cut in der Neustadt. Es könne nicht sein, dass seine Kunden künftig für das Parken im Szeneviertel so viel bezahlen müssen wie rund um die Frauenkirche.

Pro Stunde sollen in der Neustadt 2,40 Euro fällig werden. Er rechnet damit, dass er 10 bis 20 Prozent der Kunden verliert. Schon jetzt muss Steinigen Verluste beim Personal hinnehmen. "Zwei Mitarbeiter haben gekündigt, da sich das Arbeiten für sie bei einer Tageskarte für zwölf Euro plus dem Anfahrtsweg aus dem Umland nicht mehr lohnt", sagt er. Beide würden jetzt bei Lidl arbeiten.

Tagesticket wird doppelt so teuer

Der Dresdner Stadtrat hatte sich Anfang des Jahres nach langer Debatte auf eine Erhöhung der Parkgebühren geeinigt. Gelten sollen sie voraussichtlich ab Juni. Mit Ausnahme der Altstadt, dort soll ab November erhöht werden. Autofahrer in Zone 1 zahlen dann für eine Stunde Parken 2,40 Euro - statt bisher 1,50 Euro.

Die Tagesgebühr verdoppelt sich auf 12 Euro. Die erhöhte Parkgebühr gilt künftig auch für die Äußere Neustadt, die dann zur Parkzone 1 gehört. In der Altstadt werden Parkgebühren auf öffentlichen Plätzen bis 20 Uhr erhoben, in der Äußeren Neustadt bis 24 Uhr. Insgesamt gibt es drei Parkzonen in Dresden.

Citymanagerin: "Innenstadt ohnehin geschwächt"

Nicht nur Steinigen sieht das so. "Die drastischen Erhöhungen der Parkgebühren in Dresden werden natürlich spürbare Folgen für die Gewerbetreibenden in der Innenstadt haben", sagt Dresdens Citymanagerin Friederike Wachtel. Eine geplante Verdopplung bis teilweise Vervierfachung der Parkgebühren würde unter anderem dafür sorgen, dass den Besuchern und Kunden effektiv weniger finanzielle Mittel für kulturelle Aktivitäten, Restaurantbesuche oder für Einkäufe zur Verfügung stünden, sagt sie.

Grundsätzlich spreche sie sich für die Nutzung von Bus und Bahn aus. "Falls, wie erhofft, ein Umstieg der Kunden auf den ÖPNV erfolgt, wird das jedoch auch Auswirkungen auf den Einzelhandelsumsatz haben. Denn Großeinkäufe oder auch Waren aus der Unterhaltungselektronik werden in der Regel mit dem Pkw getätigt", so Wachtel.

Daher sei zu erwarten, dass das Umsatzvolumen automatisch kleiner wird, wenn die Ware nach Hause getragen werden muss. Die höheren Preise für Parktickets werden nicht das strukturelle Parkproblem der Dresdner Innenstadt lösen, betont die Managerin. Zudem werde dem Online-Handel damit einmal mehr in die Karten gespielt.

Friederike Wachtel wünscht sich stattdessen, dass der Verkehr durchdacht gesteuert und die Ausschilderung modernisiert werden. Schließlich trage das aus ökologischen Gesichtspunkten dazu bei, dass überregionale Touristen - und vor allem Shoppingtouristen - zufriedener sind. Durch den Dauerlockdown werde die Innenstadt ohnehin enorm geschwächt. Zahlreiche Händler, aber auch Gastronomen werden nicht mehr öffnen, ist sich die Citymanagerin sicher.

Handelskammer: "Erhöhung wird Besucher nicht abhalten"

Nicht ganz so problematisch bewertet die Industrie- und Handelskammer (IHK) den Preisanstieg. Im Vergleich zu den früheren Überlegungen, was die Parkgebühren betrifft, sei die nun getroffene Regelung ein vertretbarer Kompromiss, so Sprecher Lars Fiehler. Die IHK ist auch für den Dresdner Handel und die Gastronomie zuständig. "Natürlich sind derartige Erhöhungen bei den Betroffenen, seien es Gewerbetreibende oder Bürger, nie populär. Dem gegenüber steht aber auch die Tatsache, dass die Parkgebühren in Dresden über viele Jahre überhaupt nicht angefasst wurden."

Positiv zu bewerten sei die Einschränkung, dass die voraussichtlich ab Juni geltenden neuen Gebühren nicht gleich in allen geplanten Gebieten greifen, sondern in der Altstadt erst ab November fällig werden sollen. Insbesondere um Rücksicht auf die Innenstadt-Einzelhändler zu nehmen, die hoffen, bald wieder regulär Kunden empfangen zu können. "Sollte sich der Lockdown noch weiter hinziehen, ist hier vielleicht auch mit einer weiteren Fristverlängerung zu rechnen, sowohl in der Altstadt als auch im restlichen Stadtgebiet", sagt er.

Entgegen der ursprünglichen Planung konnte auch erreicht werden, dass die Parkgebühren nicht rund um die Uhr, sondern in der Altstadt nur bis 20 Uhr erhoben werden. Dies komme zweifellos der Gastronomie, aber auch Kinos und Theatern entgegen. "Alles in allem dürfte nicht davon auszugehen sein, dass die Erhöhung von 1,50 auf 2,40 Euro pro Stunde Besucher der Innenstadt abhalten wird, dort ihren Erledigungen nachzugehen", betont Fiehler.

Problematisch sei dagegen, dass weitere Parkflächen wegfallen werden, etwa durch die fortschreitenden Baumaßnahmen am Ferdinandplatz, so der IHK-Sprecher weiter.

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