SZ + Dresden
Merken

Läden leer: Wie geht es am Dresdner Airport weiter?

Der Flugverkehr nimmt wieder Fahrt auf, für einige Ladeninhaber aber zu spät. Sie haben ihr Geschäft am Dresdner Flughafen geschlossen. Der Airport plant Alternativen.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Flugverkehr nimmt wieder Fahrt auf, doch immer mehr Ladenflächen im Dresdner Flughafen-Terminal stehen leer.
Der Flugverkehr nimmt wieder Fahrt auf, doch immer mehr Ladenflächen im Dresdner Flughafen-Terminal stehen leer. © Jürgen Loesel

Dresden. Rhodos, Antalya, Burgas, Mallorca: An diesem Samstag stehen so manche Sonnenziele auf der Abflugtafel des Dresdner Flughafens. Wer in den Flieger steigt, den erwarten nach der Landung Temperaturen von bis zu 37 Grad und blauer Himmel. Der Klotzscher Airport erwacht aus dem Corona-Schlaf. Langsam, aber das Reisegeschäft nimmt zusehends Fahrt auf. Obwohl die Passagierzahlen allmählich klettern, wirkt das große Terminal ziemlich verwaist.

Der Presseshop auf der Ankunftsebene ist raus. Dort, wo Angehörige nach der Landung ihre Liebsten empfangen, gab es mal ein Café. Auch das ist weg. Hinter der Sicherheitskontrolle, im Wartebereich, konnten Touristen vor der Corona-Krise noch Mitbringsel kaufen. Der "Remember Dresden"-Shop - ebenfalls geschlossen. Was bleibt, sind die Autovermieter, die Spielhalle, der flughafeneigene Mini-Supermarkt "Gate 14", der Bäcker und die Reisebüro-Meile. Wobei in der Meile Lücken klaffen. Was ist passiert mit der kleinen, aber intakten Shoppingwelt im Terminal?

"Es lohnt sich nicht, beide Läden wieder zu öffnen"

Das Unternehmen "BeRetail" betreibt normalerweise nicht nur den Duty-free-Shop in Klotzsche, sondern auch das Souvenirgeschäft "Remember Dresden". Während die Öffnungszeiten des Duty-free-Shops an die Flugzeiten angepasst wurden, bleibt der Mitbringsel-Laden dicht. "Die Passagierzahlen geben es derzeit einfach nicht her, ihn zu öffnen", sagt Frank Pieper von der Betreiberfirma. Er sei regelmäßig mit Vertretern des Flughafens im Gespräch, um die Situation neu zu bewerten. "Kurzfristig sehe ich aber nicht, dass es sich lohnt, wieder beide Läden offenzuhalten."

Geöffnet hat und bleibt der Duty-free-Shop am Airport, der notgedrungen nun auch Snacks anbietet, um die Passagiere hinter der Sicherheitskontrolle zu versorgen.
Geöffnet hat und bleibt der Duty-free-Shop am Airport, der notgedrungen nun auch Snacks anbietet, um die Passagiere hinter der Sicherheitskontrolle zu versorgen. © Marion Doering

In Zahlen: Zwar sind in diesem Juni so viele Fluggäste in Dresden abgefertigt worden wie seit vergangenem Oktober nicht mehr. Es waren sogar mehr als im Juni 2020. Verglichen mit dem Juni 2019, als die Welt noch in Ordnung war, fehlten dieses Jahr jedoch rund 134.000 Passagiere.

Was das für den Umsatz der Geschäfte bedeutet, wird an dieser Beispielrechnung deutlich: Allein die Gastronomie, der Bäcker und der Mini-Supermarkt hätten insgesamt rund 134.000 Euro verdienen können, wenn nur die Hälfte dieser Fluggäste ein Mineralwasser oder einen Kaffee für zwei Euro gekauft hätte. Wären die Fluggäste denn da gewesen.

Speziell bei den Cafés und Imbissen, die es früher im Flughafen gab, steckt ein anderer Grund hinter dem Leerstand. Die Gastronomie ist von der Dampfschifffahrt-Tochter "Elbezeit" betrieben worden. Mit der Insolvenz der Sächsischen Dampfschiffahrt und dem Eigentümerwechsel habe man sich auf eine Trennung vom Flughafen entschieden, sagt Robert Körner, Sprecher des Nachfolgeunternehmens Weiße Flotte Sachsen, die die Elbe-Ausflugsschiffe nun fahren lässt. Somit habe man das Terminal im Frühjahr verlassen. Der Betrieb der gastronomischen Einrichtungen am Airport ist daraufhin neu ausgeschrieben worden. Der neue Anbieter, sagt Flughafensprecher Uwe Schuhart, soll im August anfangen und das Geschäft sukzessive hochfahren, je nachdem, wie sich die Passagierzahlen entwickeln.

Noch im August soll ein neuer Betreiber die Gastronomie am Flughafen übernehmen und wieder hochfahren.
Noch im August soll ein neuer Betreiber die Gastronomie am Flughafen übernehmen und wieder hochfahren. © Tobias Wolf

Fluggastzahlen nicht vor 2024 auf Vor-Krisen-Niveau

Bis es so weit ist, müssen Fluggäste ihren Kaffee aber nicht in der Thermoskanne mitbringen. Vor der Sicherheitskontrolle gibt es den Bäcker, dahinter hat Frank Pieper das Sortiment des Duty-free-Shops kurzfristig um Snacks wie Sandwiches erweitert.

Und was passiert mit den leerstehenden Läden? Schuhart gibt zu verstehen, dass es schwer werden wird, Einzelhändler als Nachmieter zu finden, wenn die Laufkundschaft fehlt. In der Summe würden die Passagierzahlen immer noch 80 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Ein Niveau, das schon nicht überragend hoch war. "Auch wenn es in kleinen Schritten nach oben geht", sagt der Sprecher, so rechnet er damit, dass man nicht vor 2024 wieder Fluggastzahlen sehen werde, wie sie vor der Pandemie waren. "Das geht nicht nur uns in Dresden so."

Airport plant Repräsentanz-Büros

Zuversichtlich stimmt, dass Dresden nicht nur an das internationale Drehkreuz Frankfurt angeschlossen ist, sondern inzwischen auch wieder an Amsterdam und Zürich. Im September soll auch Moskau im Flugplan stehen. Die Strecke wird - Stand heute - von der russischen Airline S7 bedient. Wann die innerdeutschen Großstädte Köln und Stuttgart wieder auf der Abflugtafel erscheinen werden, sei unklar, so Schuhart. "Wir hoffen, noch dieses Jahr."

Urlaubsprogramm auf der Abflugtafel des Dresdner Flughafens
Urlaubsprogramm auf der Abflugtafel des Dresdner Flughafens © SZ

Was soll also aus den Ladenflächen werden? Immerhin sind auch diese eine Einkommensquelle für die Flughafengesellschaft, an der auch die Landeshauptstadt Dresden beteiligt ist. "Vor dem Hintergrund der Passagierentwicklung denken wir über andere Nutzungskonzepte nach", sagt der Sprecher. Die Rede ist von sogenannten Repräsentanz-Büros, in denen sich Vertreter nationaler wie ausländischer Firmen mit potenziellen Kunden treffen können. Konkreter wird Schuhart nicht.