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Für neue Straßenbahnlinie in Dresden - Nossener Brücke wird abgerissen

2025 gehen die Arbeiten an der neuen Straßenbahnstrecke zwischen Dresden-Löbtau und Strehlen weiter. Dafür wird die Nossener Brücke neu gebaut. Wie die Strecke aussehen wird und was auf Autofahrer zukommt - mit Video.

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Über die Nossener Brücke in Dresden wird in Zukunft eine Straßenbahn fahren. Bevor es so weit ist, wird die Brücke allerdings abgerissen und neu aufgebaut.
Über die Nossener Brücke in Dresden wird in Zukunft eine Straßenbahn fahren. Bevor es so weit ist, wird die Brücke allerdings abgerissen und neu aufgebaut. © René Meinig, Visualisierung: Landeshauptstadt Dresden

Dresden. In Dresden startet 2025 das größte Straßenbauprojekt der vergangenen Jahrzehnte: Für die neue Straßenbahnlinie von Löbtau nach Strehlen wird der Verkehrszug Nossener Brücke-Nürnberger Straße komplett erneuert. Die Nossener Brücke wird dafür abgerissen und neu aufgebaut. Wie der Zeitplan aussieht, wie die Umleitungen verlaufen und die Straßen in Zukunft aussehen werden - das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem mehr als 320 Millionen Euro teuren Vorhaben.

Wann beginnen die Arbeiten für die neue Straßenbahntrasse?

Schon fertig sind die Endpunkte der sogenannten Campuslinie - die Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße in Löbtau und die Gleise auf Wasa- und Oskarstraße in Strehlen. Im nächsten Schritt wollen Stadt und Verkehrsbetriebe das 1,7 Kilometer lange Teilstück zwischen Zentralhaltestelle und Nürnberger Ei bauen. Dafür gibt es nun Baurecht - einen rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss.

Ab Juni 2024 wird zunächst ein Tunnel parallel zur Nossener Brücke errichtet. Er wird unter den Eisenbahngleisen verlaufen und ist für Fernwärmerohre, Strom-, Gas- und Wasserleitungen sowie Telekommunikationskabel gedacht. Bauende: Oktober 2026.

Ab Dezember 2025 werden die Nossener Brücke abgerissen und neu aufgebaut sowie die Nürnberger Straße erneuert. Beginnen sollen die Arbeiten in der Nürnberger Straße.

Im Frühjahr 2028 soll der nördliche Teil der neuen Nossener Brücke für den Verkehr freigegeben werden.

Ab Frühjahr 2030 werden Straßenbahnen über die neuen Gleise rollen.

Im September 2031 sollen alle Arbeiten am Verkehrszug beendet sein.

Wie wird die neue Nossener Brücke aussehen?

Die Straßenbahnen werden in Zukunft in der Mitte der Nossener Brücke fahren, die breiter wird als die bisherige. Links und rechts sind jeweils zwei Spuren für Autos geplant. Daneben erhalten Radfahrer leicht erhöhte Radwege. Daran schließen sich die Gehwege an.

Auf der Brücke wird es barrierefreie Haltestellen geben, direkt über den Eisenbahngleisen von Dresden in Richtung Chemnitz. Unter der Brücke richtet die Bahn einen neuen Haltepunkt ein. Somit können Fahrgäste von der Straßenbahn in die S-Bahn-Linie 3 umsteigen bzw. umgekehrt. Zum Haltepunkt bzw. zur Straßenbahn-Haltestelle gelangen sie über Treppen und einen Aufzug.

Die Nossener Brücke wurde 1964 gebaut. Deren Zustand ist inzwischen so schlecht, dass sie jährlich gewartet bzw. saniert werden muss, sagt Dresdens Straßenamtsleiterin Simone Prüfer. Abschnittsweise musste das Tempolimit auf 30 km/h herabgesetzt werden, um weitere Schäden zu verhindern. Nicht nur die Campuslinie macht einen Neubau notwendig. Die Brücke ist außerdem eine Umleitungsstrecke für die Autobahn A17 und muss dementsprechend in einem guten Zustand sein. Darüber hinaus wird die Nossener Brücke als wichtige Einflugschneise zur Buga 2033 fungieren.

Wie wird sich die Nürnberger Straße verändern?

Auch auf der Nürnberger Straße werden die Straßenbahnen mittig fahren und einen separaten Gleiskörper erhalten. Das Gleisbett wird mit Rasen begrünt. Links und rechts schließen sich zwei Kfz-Spuren an - für Autofahrer ändert sich also nichts.

Radfahrer erhalten einen Radschutzstreifen auf der Fahrbahn, der breiter sein wird als der derzeitige Weg. Fußgänger werden die Möglichkeit bekommen, die Straße an mehreren Stellen sicher zu überqueren, nicht nur an Kreuzungen. So sind Wege über das Gleis geplant. Signale sollen warnen, wenn Bahnen herannahen. Auf der Kreuzung mit der Hohen Straße möchte die Stadt darüber hinaus eine Ampel einrichten.

Zwei Haltestellen sind zwischen Nürnberger Ei und der Kreuzung Chemnitzer Straße/Budapester Straßen geplant, eine davon mit Mobipunkt. Optisch werden Baumreihen beidseits der Straßenbahnschienen die "neue" Nürnberger Straße am stärksten prägen. Damit erhält sie einen Alleecharakter, sagt Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne).

Welche Straßenbahnlinie wird ab 2030 über die Neubaustrecke fahren?

Den Start auf der neuen Campuslinie wird die Linie 7 machen. Aktuell fährt diese von Weixdorf über den Albertplatz, Pirnaischen Platz, Hauptbahnhof, die Budapester Straße und Freiberger Straße weiter zur Löbtauer Straße bis zur Endhaltestelle in Pennrich. Ist die Neubaustrecke fertig, wird sie ab Hauptbahnhof wie die Linien 3 und 8 weiter nach Süden fahren - über den Nürnberger Platz, das Nürnberger Ei und die Nossener Brücke wieder auf die ursprüngliche Strecke zur Löbtauer Straße.

Ziel ist es, die Buslinie 61, die derzeit über den TU-Campus fährt zu entlasten. Die Busse fahren teilweise im Drei-Minuten-Takt und sind trotzdem überfüllt. Bis zu 27.000 Fahrgäste nutzen die 61 täglich. "Das ist nicht das, war wir uns unter ÖPNV vorstellen", sagt DVB-Vorstand Lars Seifert.

Wird das Teilstück der neuen Campuslinie in Betrieb genommen, könnte man die Zahl der Busse, die täglich im Einsatz sind, von 24 auf 9 reduzieren. Dies spare jährlich mehr als 2.000 Tonnen CO₂. Perspektivisch, so hofft Simone Prüfer, wird es durch das Straßenbahn-Angebot 430.000 Autofahrten im Jahr weniger auf dem Abschnitt geben.

Auch TU-Kanzler Jan Gerken spricht von einer "besonderen Erfahrung", in die Linie 61 zu steigen. "Wir hoffen mit der Campuslinie auf eine starke Entlastung." Langfristig könnte eine neue Straßenbahnlinie 14 die Buslinie 61 komplett ersetzen.

Wie werden die Umleitungen verlaufen?

Verkehrseinschränkungen wird es geben, allerdings sollen Autofahrer auch während der Bauarbeiten von Löbtau in die Südvorstadt gelangen und umgekehrt. Dafür werden in beide Richtungen Umleitungen eingerichtet, die über die Zwickauer Straße, die Würzburger Straße und Oederaner Straße verlaufen. Die Zwickauer Straße wurde für diesen Zweck bereits saniert, auf der Würzburger Straße passiert das derzeit noch. Auf der Oederaner Straße sollen die Arbeiten im August dieses Jahres beginnen.

Ist die Finanzierung gesichert?

Der neue Abschnitt für die Campuslinie wird aktuellen Berechnungen zufolge rund 324 Millionen Euro kosten. Stadt und DVB übernehmen davon knapp 90 Prozent. Offen sind derzeit noch 52 Millionen Euro. Hier Kühn auf eine baldige Fördermittelzusage seitens des Landes, das das Projekt selbst als "Maßnahme mit besonderem Landesinteresse" bezeichnet hat.