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Neue Straßenbahnstrecke in Dresden: Baubürgermeister schlägt erhebliche Veränderungen vor

Zwischen Kesseldorfer Straße und Oskarstraße entsteht eine neue Straßenbahnstrecke. Die neue Campuslinie soll nun aber anders gestaltet werden als bisher geplant. Das hätte auch für Autofahrer Folgen.

Von Andreas Weller
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Die neue Dresdner Campuslinie zwischen Löbtau und Strehlen soll noch einmal umgeplant werden, schlägt Baubürgermeister Stephan Kühn vor.
Die neue Dresdner Campuslinie zwischen Löbtau und Strehlen soll noch einmal umgeplant werden, schlägt Baubürgermeister Stephan Kühn vor. © DVB, Marion Doering

Dresden. Die sogenannte Campus-Straßenbahnlinie soll einmal von Löbtau über die Südvorstadt nach Strehlen führen. Ziel ist es, die überfüllten Busse zur TU Dresden durch größere Bahnen zu ersetzen. Bisher kam das Projekt allerdings nur schleppend voran. Lediglich die beiden Endpunkte an der Kesselsdorfer Straße und der Oskarstraße sind bereits fertig. Am Mittwoch nun haben Stadt und Verkehrsbetriebe neue Details zur Zukunft der neuen Strecke bekannt gegeben.

Das betrifft nicht nur den Zeitplan, sondern auch den Verkehr abseits der Gleise. So soll auf einem Teilstück die Autospur stadteinwärts gestrichen werden. Stattdessen soll es breitere Radwege geben. An anderen Stellen sind dagegen für Radfahrende Einschränkungen vorgesehen.

Um welchen Abschnitt der neuen Straßenbahnstrecke geht es?

Diskutiert wird über den langen Abschnitt zwischen Nürnberger Platz, Zelleschen Weg und Wasaplatz. Eigentlich gibt es dazu bereits einen Stadtratsbeschluss von 2016. Doch jetzt schlägt Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) erhebliche Veränderungen vor.

© SZ-Grafik, Gernot Grunwald

Es sei das wichtigste Ausbauprojekt der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), betont Kühn. "Wir schlagen dafür jetzt einige Modifikationen im Vergleich zu 2016 vor."

Das liege laut Kühn an veränderten Anforderungen, was beispielsweise die Breite von Radwegen betrifft, aber auch an der sehr engen Caspar-David-Friedrich-Straße, an der denkmalgeschützte Villen stehen. Eingriffe in Vorgärten sollen dort vermieden werden. Bei der Oskarstraße - während des ersten Bauabschnittes - hatte ein Anwohner geklagt, wodurch sich das Vorhaben erheblich verzögerte. Das will die Stadt nun möglichst verhindern.

Was genau soll zwischen Nürnberger Platz und Wasaplatz anders werden?

Das Straßen- und Tiefbauamt hat die Pläne intensiv überprüft und nun mehrere Änderungsvorschläge unterbreitet, erklärt Amtschefin Simone Prüfer. So soll auf der Lockwitzer Straße zwischen Heinrich‐Zille‐Straße und Wasaplatz stadteinwärts die Autospur komplett wegfallen. Die durchschnittlich 2.100 Autos pro Tag würden sich auf die umliegenden Straßen verteilen, so Prüfer. Die Straße soll zur Einbahnstraße werden, auch für Lieferfahrzeuge und Taxis wäre sie stadteinwärts gesperrt.

Außerdem soll der eigene Gleiskörper für die Straßenbahn auf der Caspar-David-Friedrich-Straße nun doch nicht kommen. Das bedeutet, die Bahnen fahren mit den Autos gemeinsam auf einer Spur. Dadurch könnten an beiden Seiten zwei Meter breite Radwege entstehen, Eingriffe in die denkmalgeschützten Gärten würden wahrscheinlich vermieden, so die Begründung.

Der Wasaplatz, mit dem Bereich Oskarstraße, wurde bereits 2019 eingeweiht.
Der Wasaplatz, mit dem Bereich Oskarstraße, wurde bereits 2019 eingeweiht. © René Meinig

Auch die bisherige geplante Radverkehrsführung in dem Bereich soll angepasst werden, um den Hauptradverkehr nicht über die Caspar-David-Friedrich-Straße zu führen. Von der Uni geht es den neuen Plänen zufolge über einen bisherigen Trampelpfad, der ausgebaut werden soll, über die Gustav-Adolf-Straße zum Wasaplatz und weiter zum Großen Garten.

Was ist auf dem Zelleschen Weg geplant?

Auch entlang des Zelleschen Weges gibt es Vorschläge der Stadt, die Pläne zu ändern. Zwischen Fritz-Förster-Platz bis Ackermannstraße soll die Straße insgesamt einen Meter breiter werden und dann 36,50 Meter messen. Darüber hinaus soll die nördliche überbreite Fahrbahn für Autos schmaler werden - 5,25 statt wie bisher 5,50 Meter. Die insgesamt gewonnen 1,25 Meter sollen den Radwegen zugeschlagen werden.

Ähnlich ist es für den Abschnitt zwischen Ackermannstraße bis Teplitzer Straße vorgesehen, dort ist die Straße insgesamt aber etwas schmaler. Die Radwege und die Fahrbahnen sollen jeweils mit sogenannten Schmalstrichen markiert werden, um sie voneinander zu trennen.

Sind die Änderungen schon beschlossene Sache?

Nein, der Stadtrat muss entscheiden, ob er den Plänen folgt. Die betroffenen Stadtbezirksbeiräte Prohlis und Plauen werden informiert - dazu werden für den 8. April auch die Dresdnerinnen und Dresdner eingeladen.

Damit die Stadtbahnlinie in dem Bereich weiter geplant werden kann, macht die Stadt allerdings Tempo. Denn sobald die Nossener Brücke fertig umgebaut ist, soll der letzte Abschnitt zwischen Nürnberger Platz und Wasaplatz in Angriff genommen werden. Für die Nossener Brücke bis zum Nürnberger Platz gibt es eine Baugenehmigung. Dort haben die vorbereitenden Maßnahmen bereits begonnen. Ab Ende 2026 soll mit dem eigentlichen Bau begonnen werden. Frühestens ab 2029 könnte es dann in Richtung Wasaplatz weitergehen.

Die Entscheidungen dafür müssten aber jetzt getroffen werden, betont Bürgermeister Kühn, weil sonst "negative Auswirkungen auf das Campuslinienprojekt" drohten.

Weshalb ist die neue Straßenbahnstrecke so wichtig?

Die DVB haben bisher nur den ersten und den letzten Abschnitt in Betrieb nehmen können. Dafür wurden die Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße, inklusive Umfeld, und der Bereich Oskarstraße/Tiergartenstraße umgebaut.

Es sei ein "Schmerzpunkt", dass das Projekt im Zeitplan zurückliegt, betont DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach. "Wir wollen den Campus der TU Dresden mit den Straßenbahnlinien 7 und 9 erschließen, neue Direktverbindungen mit der Straßenbahn aus der Innenstadt sowie von Gorbitz, Löbtau, Reick und Prohlis zur Uni schaffen und perspektivisch die Buslinie 61 ersetzen."

So könnten mehr Menschen klimafreundlich transportiert werden, die DVB 24 Busse durch weniger Bahnen ersetzen und trotzdem voraussichtlich 1,35 Millionen Fahrgäste mehr pro Jahr befördern. Perspektivisch könne auch über eine neue Linie 14 nachgedacht werden, die über Strehlen nach Loschwitz fahren würde.