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Das passiert hinter den verschlossenen Türen der Dresdner Frauenkirche

Die weltberühmte Dresdner Frauenkirche legt eine Besucherpause ein. Für Handwerker und Restauratoren hat ein Sprint begonnen - bis Samstag muss alles fertig sein.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Auch in der Kuppel der Dresdner Frauenkirche wird jetzt kräftig geputzt.
Auch in der Kuppel der Dresdner Frauenkirche wird jetzt kräftig geputzt. © Sven Ellger

Dresden. Die Sonntagspredigt ist keine 24 Stunden her, als die Handwerker in der Dresdner Frauenkirche anrücken. Vor der Kanzel ist Malervlies ausgerollt – das Materiallager. Hartwachs-Öl-Kanister, Industriestaubsauger und Schleifpapier stehen und liegen darauf bereit. Die eigentliche Arbeit unten im Kirchenschiff findet an diesem Montagmorgen zwischen den Bänken statt.

Holz, das in den letzten 365 Tagen gelitten hat, wird angeschliffen und erhält anschließend neuen Glanz. Die Pflege des Holzgestühls – 1.664 Sitzplätze sind es in Summe – ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was die rund 40 Tischler, Maler, Restauratoren, Techniker und Reinigungskräfte in den nächsten Tagen in der Frauenkirche vorhaben.

Mirjam Mittelstraß beseitigt in der Frauenkirche die Schäden an einer Kirchenbank.
Mirjam Mittelstraß beseitigt in der Frauenkirche die Schäden an einer Kirchenbank. © Sven Ellger

Die Schließwoche Anfang Januar hat inzwischen so etwas wie Tradition. Es ist die 16., seitdem die Frauenkirche 2005 wiedereröffnet wurde, und dient im Grunde dazu, all die beschädigten Dinge zügig zu reparieren, die im Laufe des vergangenen Jahres entstanden sind, sagt Thomas Gottschlich, leitender Architekt der Stiftung Frauenkirche.

Warum ausgerechnet jetzt? Wer an diesem Vormittag auf den Neumarkt schaut, weiß, dass Touristen nach dem Start ins neue Jahr rar sind. Vergleichsweise wenige Menschen also, die sich das berühmte Gotteshaus werktags anschauen. Wenn nicht jetzt reparieren, wann dann?

Ein Fragment der Frauenkirchen-Kuppel wird erneuert

Die Arbeiten reichen höhenmäßig von ganz unten bis ganz nach oben. Im Kuppelumgang kniet Susan Nitsche vor einem großen Stein. Nicht irgendeinem. Er trägt die Bezeichnung "Großteil 72" und ist für die Frauenkirche von großer Bedeutung. Er wurde 1994 im Trümmerberg entdeckt und zeigt Ausrisse der ursprünglichen Ausmalung aus dem 18. Jahrhundert sowie Übermalungen bis zur Zerstörung der Kirche 1945.

Zum Wiedereinbau in die neue Kuppel sei das Fragment nie gedacht gewesen, allerdings als Zeitzeugnis für Besucher in der neuen Kuppel. Als es nach oben transportiert wurde, musste an einigen Stellen Putz aufgebracht werden, damit der Stein hält. Dieser Putz muss nun erneuert werden. Zwei Wochen wird Susan Nitsche damit wohl beschäftigt sein, schätzt sie.

Susan Nitsche restauriert ein Fragment der alten Frauenkirchen-Kuppel.
Susan Nitsche restauriert ein Fragment der alten Frauenkirchen-Kuppel. © Sven Ellger

Damit ist sie aber nicht diejenige, deren Arbeitsplatz am höchsten ist. Über ihr werden an diesem Vormittag die Bögen der Kuppelfenster von Spinnweben befreit, mit einem Staubsaugerrohr so groß, dass es in vielen Wohnzimmern gar keinen Platz hätte.

Investiert wird in der diesjährigen Schließwoche nicht nur in den Erhalt der Frauenkirche. Darüber hinaus werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in Zukunft in allen Ecken des Gotteshauses WLAN empfangbar ist. Perspektivisch sollen so digitale Führungen ermöglicht werden, bei denen Gäste nicht auf ihre mobilen Daten angewiesen sind. Dafür werden etwa 1.000 Meter Kabel in der Frauenkirche verlegt.

Elektriker warten die Strahler im Hauptkuppelraum der Frauenkirche.
Elektriker warten die Strahler im Hauptkuppelraum der Frauenkirche. © dpa/Sebastian Kahnert

Bis Samstag haben die Handwerker in der Frauenkirche noch das Sagen. In den letzten beiden Tagen wird die Kirche von der Laterne bis zur Unterkirche gründlich gereinigt. Damit sie zügig und in enger Taktung arbeiten können, bleibt die Frauenkirche komplett geschlossen.

Der erste reguläre Gottesdienst wird am Sonntag, 15. Januar, um 11 Uhr stattfinden. Anschließend haben Dresdner und Touristen die Möglichkeit, die Kirche bis 16.30 Uhr zu besichtigen. Um 18 Uhr findet schließlich ein anglikanischer Gottesdienst statt. Der Kuppelaufstieg wird voraussichtlich schon ab Samstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr wieder möglich sein.

Die Kosten für alle Arbeiten belaufen sich auf rund 45.000 Euro. "Die gemeinnützige Stiftung Frauenkirche Dresden trägt sich wirtschaftlich komplett selbständig. Spendenmittel sind dabei ein wesentliches Standbein", sagt Geschäftsführerin Maria Noth. Umso dankbarer sein man für jede finanzielle Unterstützung, zumal die Energiekrise auch beim Betrieb der Frauenkirche durchschlage.