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Umfrage: Sind die Dresdner zufrieden mit ihrer Stadt?

Dresden hat sich einem Städteranking gestellt, in dem es um Zufriedenheit ging. Am besten schneidet die Stadt bei den Kulturangeboten ab. Doch Dresden belegt in manchen Kategorien auch die hinteren Plätze.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Nur sechs Prozent der Dresdner sind unzufrieden damit, dass sie in Dresden leben.
Nur sechs Prozent der Dresdner sind unzufrieden damit, dass sie in Dresden leben. © dpa/Robert Michael

Dresden. Abgesagte Weihnachtsmärkte, Menschen in Kurzarbeit und eine sich aufbauende Delta-Welle: Wahrscheinlich gibt es bessere Zeitpunkte, sich einem deutschlandweiten Städteranking zu stellen als im zweiten Corona-Krisen-Herbst. Dennoch stellt sich Dresden Ende 2021 dem Vergleich mit 14 anderen Städten - und schafft es in puncto Einwohnerzufriedenheit auf Platz vier.

Was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass die Dresdner nicht mit allem glücklich sind in der Stadt. In welchen Bereichen die sächsische Landeshauptstadt am besten abgeschnitten hat und wo andere deutsche Städte die Nase vorn haben - das sind die Ergebnisse im Detail.

Wie hat sich Dresden im Wohlfühl-Ranking geschlagen?

Der Verband Deutscher Städtestatistiker hat bereits zum sechsten Mal eine Studie zur Lebensqualität in Deutschland in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler wollten unter anderem wissen, wie zufrieden die Einwohner sind, in ihrer Heimatstadt zu leben. Dafür sind mehr als 14.000 Menschen in 15 deutschen Städten befragt worden. In Dresden - der größten Stadt im Ranking - beteiligten sich 870 Menschen.

Und diese sind überwiegend zufrieden mit und in ihrer Stadt. 93 Prozent der Befragten haben das gesagt. Damit teilt sich Dresden den vierten Platz mit Konstanz am Bodensee. Etwas zufriedener sind die Menschen nur in Freiburg (Platz 1, 96 Prozent), Braunschweig (Platz 2, 95 Prozent) und Koblenz (Platz 3, 94 Prozent).

Und natürlich stellt sich auch die Frage nach dem anderen Ende des Rankings. Dort sind auf den letzten drei Plätzen Saarbrücken (85 Prozent zufriedene Umfrageteilnehmer), Siegen (86 Prozent) sowie Mannheim und Aachen (beide 87 Prozent) zu finden.

Womit sind die Dresdner besonders zufrieden?

Wenn es um öffentliche Angebote geht, so kann Dresden vor allem mit seinen kulturellen Einrichtungen punkten: 87 Prozent der befragten Dresdner sind mit der Museumslandschaft, den Bibliotheken, Theatern und Konzerthäusern zufrieden - obwohl im Corona-Herbst 2021 nur ein Teil davon geöffnet hatte.

Zufriedenheitswerte von mehr als 80 Prozent erreichen auch die Grünflächen in der Stadt, öffentliche Flächen wie Märkte und Fußgängerzonen sowie das Bus- und Bahnangebot.

Gut schneidet Dresden auch beim Shoppen ab. 70 Prozent der befragten Dresdner sind ganz zufrieden mit dem Angebot an Läden.

In welchen Bereichen schneidet Dresden schlechter ab?

Der Blick auf die hinteren Plätze trügt ein wenig: Zwar kann nur etwa jeder Dritte guten Gewissens sagen, dass bei den Dresdner Schulen alles in Ordnung ist. Wofür es vor allem aber zwei Ursachen geben dürfte: Zum einen standen die Befragten vor dem Eindruck von coronabedingten Schulschließungen, ausgefallenem Unterricht und Home Schooling. Zum anderen hat fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer bei dieser Frage gar keine Aussage gemacht, weil sie selbst nicht zur Schule gehen oder keine schulpflichtigen Kinder bzw. Enkel haben, so die Forscher.

Aus diesem Grund schneidet Dresden auch bei der Zufriedenheit mit Sportplätzen und Sporthallen vergleichsweise schlecht ab. Nur 45 Prozent der Befragten haben sich hier positiv geäußert, wobei mehr als 30 Prozent angaben, dies gar nicht beurteilen zu können.

Rechnet man Schulen und Sportanlagen aufgrund der geringen Teilnahme heraus, so landet der Zustand der Dresdner Straßen und Gebäude auf dem letzten Platz. Hier zeigen sich nämlich nur 60 Prozent zufrieden, 40 Prozent haben ihr Kreuz bei "unzufrieden" gemacht.

Auch die Lebensqualität hat in der Umfrage eine Rolle gespielt. So ist die Zustimmung zur Aussage gering ausgefallen, dass es leicht sei, in Dresden eine bezahlbare Wohnung zu finden. Nur zwölf Prozent sagen das. Wohnen wird auch als das größte Thema in Dresden angesehen, um das sich die Stadt dringend kümmern sollte.

Viele Dresdner haben darüber hinaus Probleme mit dem Lärm in der Stadt (42 Prozent), auch die Luftqualität könnte demnach besser sein (32 Prozent).

Bei der Aussage, dass Ausländer gut in der Stadt integriert sind, bildet Dresden mit Abstand das Schlusslicht im Ranking - mit nur 20 Prozent zustimmenden Aussagen.

Wie wird die Sicherheit in Dresden bewertet?

Beim Thema Sicherheit ergibt sich ein bemerkenswerter Unterschied: In ihrer Wohngegend fühlen sich lediglich 30 Prozent der Befragten unsicher, wenn sie allein im Dunkeln vor die Tür treten. Mit jedem Kilometer weiter weg nimmt das Unsicherheitsgefühl jedoch zu. So sagen fast die Hälfte der Teilnehmer, dass sie sich unsicher fühlen, wenn sie nachts allein durch Dresden gehen.

Wie schätzen die Dresdner ihre finanzielle Lage die ihrer Mitmenschen ein?

Trotz steigender Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit im zweiten Pandemiejahr ist der Anteil der Dresdner mit großen finanziellen Problemen relativ niedrig, schließt man von den Befragten auf alle Dresdner: 77 Prozent sehen die finanzielle Situation ihres Haushalts zumindest als unkritisch. Ja, das ist die überwiegende Mehrheit der Dresdner. Trotzdem: Der Anteil derjenigen, die unzufrieden mit ihrem Einkommen sind, liegt mit 22 Prozent an der Spitze im Städte-Ranking. Fast genau so viele Befragte räumen ein, gelegentlich oder meistens ihre Rechnungen nicht fristgerecht bezahlen zu können.

Womit wir beim Thema Armut wären. Immerhin stimmen 40 Prozent der Aussage zu, dass Armut in Dresden ein Problem ist.

Wie zufrieden sind die Dresdner mit der Stadtverwaltung?

Schnell und unkompliziert helfen - das war in der Stadtverwaltung in der Corona-Pandemie vielfach nicht möglich. So mussten Einwohner oft Wochen oder Monate auf einen Termin fürs Bürgeramt warten, um zum Beispiel einen neuen Personalausweis zu beantragen. Trotzdem sagen 39 Prozent der Befragten, dass die Verwaltung in der Regel alles unternimmt, um zeitnah zu helfen. Das ist zwar der schlechteste Wert im Städtevergleich, allerdings sagten auch 33 Prozent, dass sie die Hilfeleistung des Rathauses nicht beurteilen könnten.

"Die Bewertung der Dresdner Stadtverwaltung fällt durchwachsen aus", stellen die Statistiker im Rathaus fest und betonen die Kategorien, in denen man gute Noten erhalten hat: "Am besten wurde die Verfügbarkeit der Stadtverwaltung im Internet mit 86 Prozent positiven Stimmen bewertet; damit landet Dresden im Städteranking hinter Freiburg auf dem zweiten Platz."

Auf wenig Vertrauen im Umgang mit Geld deutet hin, dass lediglich 22 Prozent der Teilnehmer finden, die Verwaltung gehe mit den ihr anvertrauten Finanzen verantwortungsvoll um. Wie sich das Rathaus dies erklärt? Die Hälfte der Menschen habe hier gar keine Antwort angekreuzt. "Dies könnte ein Effekt sein, der sich aus dem Wegfall der persönlichen Interviews ergibt, bei denen die Befragten sich durch Erläuterungen und Beispiele der Interviewenden eher ein Urteil zutrauten", so die Stadt. Diesmal konnten die Befragten die Fragebögen zum ersten Mal selbstständig ausfüllen, auf Papier oder online.