Dresden
Merken

Wiener Platz ist wieder Kriminalitätsbrennpunkt in Dresden

Die Entwicklung auf dem Platz vor dem Dresdner Hauptbahnhof war eigentlich positiv. Doch das hat sich geändert - die Drogenhandelszene ist zurück.

Von Julia Vollmer & Christoph Springer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Wiener Platz wurde erst Mitte 2021 von der Liste der Kriminalitätsbrennpunkte gestrichen. Nun, ein Jahr später, schafft es der Vorplatz des Hauptbahnhofes wieder auf die Liste gefährlicher Orte Dresdens.
Der Wiener Platz wurde erst Mitte 2021 von der Liste der Kriminalitätsbrennpunkte gestrichen. Nun, ein Jahr später, schafft es der Vorplatz des Hauptbahnhofes wieder auf die Liste gefährlicher Orte Dresdens. © Symbolfoto: Rene Meinig

Dresden. Die Hoffnung ist hinüber, Stadt und Polizei müssen eine Entscheidung zurücknehmen, die vor etwa einem Jahr gefällt wurde. Bis dahin galt die Fläche zwischen Prager Straße und Hauptbahnhof als gefährlicher Ort. In der Polizeisprache war sie ein "herausragender Kriminalitätsbrennpunkt".

So bezeichnen die Beamten Orte, an denen besonders oft Straftaten verabredet und ausgeführt werden. Mitte 2021 verschwand der Wiener Platz von dieser Dresdner Liste, die Lage hatte sich nach zahlreichen Einsätzen der Beamten dort beruhigt. Das hat sich geändert.

Wie ist die Entwicklung auf dem Wiener Platz?

Seit Anfang Oktober ist er zurück auf dieser Liste. "Offenbar war der Kriminalitätsrückgang am Wiener Platz seit Mai 2021 nicht nachhaltig, sondern pandemiebedingt", stellt Polizeipräsident Lutz Rodig fest. Inzwischen gebe es wieder Anzeichen dafür, dass sich "am Einfallstor zur Dresdner Innenstadt - ähnlich wie schon 2018 - eine Drogenanbieterszene etabliert". Das schließt die Polizei aus Einsatzergebnissen, Hinweisen von Geschäftsleuten und Beschwerden von Touristen.

Beispiel 19. September: Die Polizei kontrollierte den Wiener Platz und leitete fünf Strafverfahren wegen Rauschgiftbesitzes ein. Die mutmaßlichen Täter: ein 17-jähriger Deutscher, ein 41-jähriger Aserbaidschaner sowie ein 20- und ein 26-jähriger Marokkaner sowie ein 21-Jähriger aus Tunesien.

Wie will die Polizei jetzt vorgesehen?

Nun plant die Polizei wieder sogenannte Komplexeinsätze auf dem Wiener Platz, bei denen zivile und Beamte in Uniform zugleich vor Ort sind. Die Zivilbeamten sollen beobachten, fotografieren und filmen und so beweissicher den Kauf und Verkauf von Rauschgift dokumentieren. Die Beamten in Uniform nehmen die Verdächtigen dann fest.

Auch der Gemeindliche Vollzugsdienst der Stadt wird häufiger auf dem Wiener Platz sein. "Klares Ziel ist es, besser gegen Ruhestörungen, Vermüllen sowie öffentliches Urinieren vorzugehen und das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und der Gäste der Stadt durch uniformierte Präsenz zu erhöhen", sagt Ralf Lübs, der Leiter des Ordnungsamtes.

Wie sehen Sozialarbeitende die Lage am Wiener Platz?

Immer wieder wurde über den Wiener Platz debattiert. Um die Lage dort zu entspannen, etablierte das Gesundheitsamt vor vier Jahren die Streetworker von Safe DD. Die Sozialarbeiten arbeiten dort mit Menschen, die eine Suchtproblematik haben oder von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind. "Wir treffen hier am Platz auch häufig Menschen aus dem EU-Ausland, die in den Sozialsystemen durch das Raster fallen, da sie als EU-Bürger keinen Anspruch auf Leistungen haben in Deutschland. Die Menschen fallen hier durch das Raster", sagte Streetworker Alexander Beuschel.

Kristin Ferse, die Suchtbeauftragte der Stadt betonte, dass der Einsatz der Streetworker vor Ort sich bezahlt machte. Die Sozialarbeitenden seien in Gesprächen mit den Menschen, die sich am Wiener Platz aufhalten. "Sie treffen auf Menschen ohne Obdach, die vorrangig Alkohol konsumieren und aus Sicht des Streetworks eine Suchtthematik haben - oft in Verbindung mit psychischen Auffälligkeiten", beobachtete Ferse. Sie würden dann ins Gesundheits- und ins Suchthilfesystem vermittelt.