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Verheiratet in 15 Minuten: Warum Dresden mehr Termine für Schnellhochzeiten anbieten will

Mittwochs werden auf dem Dresdner Standesamt in der Goetheallee ausschließlich Trauungen ohne Reden und Musik angeboten. Das geht schneller. Nun soll ein weiterer Tag dazukommen. Ist das günstiger?

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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In Dresden wollen jährlich um die 2.000 Paare heiraten - einige etwas schneller als andere.
In Dresden wollen jährlich um die 2.000 Paare heiraten - einige etwas schneller als andere. © Claudia Hübschmann

Dresden. Der Standesbeamte blickt in seiner Traurede zurück, wie sich das Paar vor ihm kennengelernt hat, und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft. Anschließend geben sich die beiden das Jawort, beim Ringtausch erklingt festliche Musik auf dem Klavier. Nach 20 bis 30 Minuten ist der offizielle Teil der Hochzeit vorbei. So werden es die meisten Leute kennen, die schon einmal geheiratet haben, Trauzeugen waren oder als Gast eine Eheschließung begleiteten. Doch es geht auch deutlich kürzer - unromantisch, könnte man sagen.

Bereits im vergangenen Jahr hat das Dresdner Standesamt in der Goetheallee (Villa Weigang) den Mittwoch für Hochzeiten reserviert, die sich in ihrer Gestaltung "auf den gesetzlich vorgeschriebenen amtlichen Teil" beschränken, wie es heißt. Keine feierliche Musik, keine Ansprache des Standesbeamten. Ab dem 1. Januar 2024 soll neben dem Mittwoch nun auch der Donnerstag solchen "Schnellhochzeiten" vorbehalten sein. Ist die Nachfrage danach wirklich so groß? Wer bevorzugt diese Express-Eheschließungen? Und sind diese günstiger?

Warum bietet Dresden "Schnellhochzeiten" an?

"Für viele Paare ist der amtliche Teil ausreichend", teilt das Standesamt mit. Tatsächlich sei die Nachfrage nach solchen Eheschließungen gestiegen, zumindest gefühlt. Eine statistische Auswertung, wie viele Paare bisher auf den feierlichen Teil verzichtet haben, gibt es nicht.

Doch ein anderer Grund war ausschlaggebend dafür, "Schnellhochzeiten" im kommenden Jahr an mindestens zwei Tagen in der Woche anzubieten: Weil diese Hochzeiten weniger Zeit in Anspruch nehmen, können insgesamt mehr Eheschließungen durchgeführt werden. "Die Entscheidung wurde aufgrund der hohen Nachfrage an Eheschließungsterminen, insbesondere in den Sommermonaten, getroffen." Das Standesamt kann durch die kürzeren Hochzeiten mehr Termine anbieten.

Im Übrigen hätten Paare die Möglichkeit, auch freitags oder samstags auf die feierliche Ausgestaltung zu verzichten.

Wie schnell geht die schnelle Eheschließung?

Dauern Hochzeiten mit Musik und Ansprache zwischen 20 und 30 Minuten, so sind es ohne festliche Zeremonie nur 10 bis 15 Minuten. Schnell zur Eheurkunde kommen Paare in Dresden aber zumindest im Sommer nicht. Dann beträgt die Wartezeit etwa fünf, sechs Wochen.

Ansonsten seien abhängig von der Saison auch kurzfristige Eheschließungen möglich, sofern die zukünftigen Eheleute alle Unterlagen beisammen haben. Bis zu einem Jahr im Voraus können Termine reserviert werden.

Wer entscheidet sich für "Schnellhochzeiten"?

"Im persönlichen Gespräch bei der Anmeldung der Eheschließung werden die
unterschiedlichsten Gründe genannt", so das Standesamt. So würden sich viele Paare im Anschluss an die standesamtliche Trauung für eine freie oder kirchliche Trauung entscheiden, die in einem größeren Rahmen und feierlicher ausfällt, weshalb die Zeremonie auf dem Standesamt auf ein Minimum beschränkt wird.

Dasselbe gelte für andere religiöse Zeremonien, die für manche Paare eine größere Bedeutung als der amtliche Teil hätten. Und ja, dann gibt es noch jene, die einfach auf das große Brimborium verzichten wollen. Etwa Ältere, die bereits sehr lange ein Paar seien, so das Standesamt.

Sind die kürzeren Trauungen auch günstiger?

Paare zahlen zumindest an Gebühren dasselbe, ob die Trauung nun 10 oder 30 Minuten dauert. So werden 60 Euro für die Prüfung der Ehevoraussetzungen fällig, weitere 20 Euro, wenn die Ehe am Amtssitz, also an der Goetheallee, zu den allgemeinen Öffnungszeiten geschlossen wird. Die Eheurkunde kostet weitere 15 Euro. Das regelt das Sächsische Kostenverzeichnis. Gezahlt werden kann in Dresden nur noch mit Girokarte, Kreditkarte oder per Smartphone.

Sparen werden die Paare dagegen, wenn sie durch den Verzicht auf die Festmusik keinen Künstler buchen.

Wie viele Dresdner heiraten noch? Wie viele kommen von außerhalb?

Heiraten liegt in Dresden wieder im Trend, stellte das Standesamt mit Blick auf das vergangene Jahr fest. Genau 1.949 Paare haben sich 2022 das Jawort in der sächsischen Hauptstadt gegeben - 46 mehr als 2021, jedoch 157 weniger als 2020.

Beliebtester Monat dafür war der September. Ein Großteil der Eheschließungen fand an einem Sonnabend statt. Besonders gern wurde in der Villa Weigang an der Goetheallee geheiratet. Auch 82 gleichgeschlechtliche Ehen sind letztes Jahr geschlossen worden. Darüber hinaus wurden drei Lebenspartnerschaften in eine Ehe umgewandelt. Das Durchschnittsalter der Bräutigame lag zuletzt bei 39 Jahren, das der Bräute bei 37 Jahren.

In diesem Jahr (bis einschließlich 18. Juli) haben sich in Dresden bisher 905 Paare das Jawort gegeben. Tatsächlich wohnt der überwiegende Teil von ihnen - 89 Prozent - auch in der sächsischen Landeshauptstadt.