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Ralf Minge erzählt von Fußball, Fanblocks und Giraffen im Großen Garten in Dresden

Der Dynamo-Zeitzeuge Ralf Minge kommt im Rahmen der Generationendialoge mit Schülern ins Gespräch über Fußball in Dresden gestern und heute.

Von Nadja Laske
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Ralf Minge in der Busmannkapelle leidenschaftlich im Gespräch mit Schülern über Fußball zu seiner Zeit.
Ralf Minge in der Busmannkapelle leidenschaftlich im Gespräch mit Schülern über Fußball zu seiner Zeit. © René Meinig

Dresden. Was spielt sich da hinter Glas ab? Junge Leute stehen an Tischen in der Busmannkapelle. Die steht versteckt zwischen Lebendigem Haus und Currywurststand am Postplatz, und wer vorbeikommt, fragt sich oft, wozu sie gut ist.

Zum Beispiel für den Generationendialog. Dazu lädt die Bürgerstiftung, auch Trägerin der wieder aufgebauten Kapelle der zerstörten Sophienkirche, regelmäßig Schülerinnen und Schüler, Studierende und Zeitzeugen ein.

Am Montag brachten die Organisatoren Berufsschüler mit Vertretern der SG Dynamo Dresden zusammen. Geschichtsunterricht kann trocken aber auch hoch spannend und lebendig sein. In diesem Fall drehten sich die Gespräche zwischen Jung und Älter rund um das Thema Fußball in Dresden gestern und heute.

Ralf Minge widmet fast sein ganzes Leben Dynamo Dresden

Damit konnten alle in der Runde etwas anfangen, ob nun ausgemachte Fußballfans oder nicht. Tino schaut sich WM-Spiele an, hat ansonsten aber kein Faible für Fußball. Auch Lasze kennt zwar den VIP-Bereich im Rudolf-Harbig-Stadion und war einmal im K-Block. Als fußballbegeistert würde er sich aber nicht bezeichnen.

Lenny dagegen ist glühender Dynamo-Fan. "Wir sind sozusagen eine sehr dynamische Familie, haben Jahreskarten und sind regelmäßig im Stadion", erzählt er. Nico zuckt die Schultern: "Nein, mit Fußball habe ich nicht viel am Hut", gibt er zu. "Damit sparst du Nerven", gibt Ralf Minge pragmatisch zurück.

Minge hat fast sein ganzes Leben dem Verein gewidmet. Erst Spieler, dann Trainer, später Funktionär, Streiter für die Schwarz-Gelben seit er denken kann. Damit kennt er sich in der Geschichte aus und ist der beste Erzähler, wenn es um Historisches geht.

K-Block bei Dynamo Dresden hieß früher "Fanblock"

So erfahren die Jugendlichen, dass der K-Block früher Fanblock hieß und der Name Dynamo daher rührt, dass die Spieler offiziell Angestellte der Polizei waren. "Da gab es nach erfolgreichen Turnieren auch mal 'ne Beförderung und mehr Geld", erinnert sich Ralf Minge. Das Stadion sah früher anders aus, das werden die Jüngeren am ehesten noch wissen. Doch wer von ihnen erinnert sich, dass es dort sogar Giraffen gab?

So nannten die Dresdner die markanten Flutlichter, die weithin zu sehen waren, wenn die Mannschaften aufliefen. Dass nicht eine erhalten wurde, bedauert Minge sehr. Weniger leid tut es ihm um das ehemalige Trainingszentrum im Großen Garten. Die Bedingungen im Ostragehege, wo die Anlage heute steht, sind doch deutlich besser.

Alt und Jung sollen ins Gespräch miteinander kommen

Auch der Weg bis zu ihrem Bau gehört zur Fußballgeschichte der Stadt. Mehrere Jahre dauerte der demokratische Entscheidungsprozess. "So etwas gab es in der DDR nicht", sagt er, "Da wurde im Großen Garten ein Zaun gesetzt, Rasen angesät und fertig war das Trainingszentrum."

Nicht nur um Sport geht es im Rahmen der verschiedenen Generationendialoge, sondern um Themen wie Schule, Spiele, Liebesbeziehungen und Lebensplanung, Arbeitswelt und soziale Netzwerke, Armut und Reichtum, Religion und Rassismus sowohl allgemein in den verschiedenen Jahrzehnten deutscher Geschichte, als auch ganz nah in der eigenen Stadt.

Die Reihe ist ein kostenloses, ehrenamtliches Bildungsangebot der Bürgerstiftung Dresden und richtet sich an Oberschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Ziel ist es, Alt und Jung im Klassenraum oder an besonderen Orten wie der Busmannkapelle ins Gespräch zu bringen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.

www.buergerstiftung-dresden.de