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Für fünf Millionen Euro: Dresden plant eine Olympia-Skateanlage

Auf 8.000 Quadratmetern will Dresden im Ostra Sportpark eine olympische Skateanlage bauen. Was das Rathaus damit vorhat.

Von Dirk Hein & Moritz Schloms
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In Klotzsche wurde zuletzt ein neuer Skatepark eröffnet. Stadtweit fehlen jedoch reichlich Angebote.
In Klotzsche wurde zuletzt ein neuer Skatepark eröffnet. Stadtweit fehlen jedoch reichlich Angebote. © Sven Ellger

Dresden. Anfang 2024 soll der Stadtrat der Landeshauptstadt ein Entwicklungskonzept für Skateanlagen beschließen. Demnach sollen die vorhanden Areale mittel- und langfristig für knapp vier Millionen Euro saniert und umgebaut werden. In den Neubau von Anlagen sollen kurz-, mittel- und langfristig weitere zwölf Millionen Euro investiert werden. Im Zentrum steht dabei der Sportpark Ostra.

Warum Dresden eine Mega-Anlage plant

Die "Vision 2030" der Stadt sieht für den Ostra Sportpark vor, eine Skateanlage "olympischer Ausmaße und Qualität" zu schaffen. Vor Ort sollen Bedingungen entstehen, damit professionelle Sportler und Sportlerinnen von "weit außerhalb Dresdens" hier trainieren können. Eine 8.000 Quadratmeter große Freifläche am Messering ist in den Plänen der Stadt dafür reserviert.

Dresden denkt dabei sehr konkret in Richtung Olympia. Seit 2020 ist der Wettkampf auf dem Skateboard eine offizielle olympische Disziplin. Das hat einerseits einen spürbaren Schub im Breitensport ausgelöst. Zum anderen wird deutschlandweit mittlerweile versucht, ein Leistungssportsystem mit Kaderstützpunkten aufzubauen.

Bundesweit gibt es jedoch einen Mangel an geeigneten Flächen für Qualifikationswettbewerbe und Weltmeisterschaften, die noch dazu gut mit dem Auto und dem ÖPNV erreichbar sind. Dresden könnte diese Lücke ausfüllen. Im Rathaus besteht die Hoffnung, das Dresden so auch Olympia-Stützpunkt für die Sportart werden könnte.

Was genau im Ostragehege entstehen soll

Im Konzept der Stadt werden eine Minimal-, eine Wunsch- und eine Ideallösung aufgezeigt. Die Minimallösung wäre eine beheizte sowie beleuchtete Skatehalle mit mindestens 1.400 Quadratmeter skatebarer Fläche. Hinzukommen Trainingsflächen für Athletikübungen sowie Toiletten, Umkleiden und Schließfächer.

Die Ideallösung setzt sich aus einer Skatehalle mit Außenbereich für jedes Leistungsniveau sowie verschiedenen Disziplinen zusammen. Die Hallengröße plus Außenbereich sollte mindestens 3.600 Quadratmeter betragen. Hinzu kommen weitere gestaltete Freiflächen.

"Die Standortwahl Sportpark besitzt alle Voraussetzungen, um den Anforderungen für eine Trainingsstätte, die den internationalen Standards für Qualifikationswettkämpfe und Weltmeisterschaften entsprechen, in Dresden zu schaffen", heißt es dazu im Konzept der Stadt.

Eine zumindest teilweise Überdachung des Areals wäre denkbar. Eine Kombination mit einer Fotovoltaik-Anlage mit modernen, lichtdurchlässigen Lösungen würde sich anbieten. Das Konzept sieht grob ermittelte Baukosten von 4,8 Millionen Euro und eine hohe Dringlichkeit vor.

Welche Pläne Dresden noch hat

Rund um das Leuchtturmprojekt einer olympiatauglichen Skateranlage zeigt das Konzept auch den Ist-Zustand der bestehenden Anlagen auf. Von den 14 vorhandenen Arealen konnten nur zwei Plätze die Note "sehr gut" erhalten - die Anlage an der Löbtauer Straße und der Skatepark Gorbitz.

Ganze sechs Anlagen zeigen einen Zustand mit teils mangelhafter Ausstattung, stark veraltetem Design und baufälliger Substanz. Sie wurden mit den Noten 4 oder 5 bewertet. Ein Beispiel ist der Skatepark am Elbepark. Komplett neu entstanden ist erst vor wenigen Monaten eine Bahn in Klotzsche.

Das Konzept empfiehlt an nahezu allen Standorten eine umfassende Sanierung. Die bekannteste Anlage der Stadt, der Skatepark an der Lingnerallee, soll mit der Dringlichkeit "hoch" für etwa 700.000 Euro erneuert und erweitert werden.

Weiterhin haben die Verfasser des Konzeptes, das Landschaftsarchitekturbüro Grohmann und Matteo Böhme, vom Verein Skate Network Sachsen, eine Art "Nahversorgungskonzept" für Skateparks in Dresden erstellt. Insgesamt sollen neun Anlagen neu gebaut werden. So empfiehlt das Konzept Anlagen im Südpark, im Alten Leipziger Bahnhof und "Under the Bridge": Die Anlage unter der Löbtauer Brücke könnte, mit der Brücke als Regen- und Sonnenschutz, für 400.000 Euro gebaut werden.

Die meisten der Flächen können nicht nur durch Skateboarder, sondern auch durch Inline-Skater und BMX-Fahrer genutzt werden. Insgesamt sollen so neue Bewegungsflächen auch für Menschen angeboten werden, die unabhängig von Vereinen Sport machen wollen.

Was der Rat jetzt beschließen soll

Formal nimmt der Rat das Konzept nur zur Kenntnis. Er soll laut Sportbürgermeister Jan Donhauser (CDU) gleichzeitig aber beschließen, dass die aufgeführten Einzelmaßnahmen "vorbehaltlich der Haushaltslage" als Grundlage für Planungen dienen und in das Sanierungs- und Entwicklungskonzept der Landeshauptstadt aufgenommen werden. "Als Skater begrüße ich, dass die Landeshauptstadt diesen Weg geht und für das Konzept die Zusammenarbeit mit Fachleuten gesucht hat", sagt Matteo Böhme.

Wie ein Skate-Experte zu den Plänen steht

Vor allem Anlagen, auf denen für Wettkämpfe auf hohem Niveau trainiert werden kann, sind in Deutschland noch rar gesät, bestätigt Hans-Jürgen Kuhn. Er ist im Vorstand der Sportkommission "Skateboard Deutschland". "Natürlich finden wir es gut, wenn in Dresden ein cooler Skatepark entsteht. Besonders, wenn der auch für die geeignet ist, die Bock auf Wettkämpfe haben." Er weist aber auch darauf hin, dass in der Skater-Community sehr umstritten ist, dass der Sport jetzt olympisch ist. "Wir werden jetzt benutzt, um das Image des International Olympic Committee (IOC) aufzupolieren", sagt Kuhn.

Eine Folge ist auch, dass es neue Regeln für Wettkämpfe gibt, auch für deutsche Meisterschaften. "Jetzt müssen Teilnehmer Mitglieder in einem Verein sein, früher konnte jeder mitmachen, der wollte." Viele Skater sind nicht in Vereinen organisiert. "In Deutschland haben wir etwa 3.500 Vereinsmitglieder, aber bis zu einer Million Jungs und Mädels, die auf den Straßen skaten", so Kuhn.

Einen Regionalstützpunkt hat der Verband schon in Leipzig. Dort gibt es die Skatehalle "Heizhaus Leipzig", betrieben vom Verein "Urban Souls". Auch wenn in Dresden eine neue Anlage entstehe, bliebe der Regionalstützpunkt in Leipzig, so Kuhn.