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Geflüchteten-Netzwerk: "Es soll sichtbar werden, dass es auch viele weltoffene Menschen in Dresden gibt"

In die Container-Unterkünfte in Dresden sind am Montag die ersten Bewohner eingezogen. Auf der Industriestraße will das Netzwerk "Willkommen in Trachau" den Menschen bei der Integration helfen.

Von Julia Vollmer
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Die Geflüchteten-Initiative "Willkommen in Trachau" will helfen, v.l.n.r.: Juli Voss, Annelie Möller, Alix Schocher, Rosa Joeres und Matthias Ermel.
Die Geflüchteten-Initiative "Willkommen in Trachau" will helfen, v.l.n.r.: Juli Voss, Annelie Möller, Alix Schocher, Rosa Joeres und Matthias Ermel. © René Meinig

Dresden. Wo sollen in Dresden geflüchtete Menschen untergebracht werden? Lange und teilweise nicht ohne Vorurteile wurde darüber auf Bürgerversammlungen und im Stadt- sowie Stadtbezirksbeiräten diskutiert. Der Stadtrat beschloss dann sechs Standorte für Container-Unterkünfte. Dort zogen am Montag die ersten Geflüchteten ein.

Die neu eingerichteten Asylunterkünfte wurden am Altgorbitzer Ring mit elf Personen belegt, die Geystraße mit 39, die Löwenhainer Straße mit zwölf Personen und der Sachsenplatz mit 60 Menschen. "Die weitere Belegung der Einrichtungen erfolgt im Laufe des Monats im Rahmen von Transfers. Hierzu befinden wir uns derzeit in Abstimmungen auf Arbeitsebene", sagt das Sozialamt auf Anfrage.

Der Altgorbitzer Ring wird bereits im Laufe der kommenden Woche mit weiteren 32 Personen belegt. Der sechste, vom Dresdner Stadtrat im Mai 2023 beschlossene Standort, der sich in Niedersedlitz in der Windmühlenstraße 59 befindet, wird voraussichtlich im Februar in Betrieb genommen.

Netzwerk in Dresden-Trachau will Geflüchteten helfen

Auch auf der Industriestraße in Trachau sind 31 geflüchtete Menschen eingezogen. Vor allem kommen sie aus Syrien, Afghanistan und Venezuela sowie der Türkei. In dem Viertel gibt es Menschen, die die Ankommenden willkommen heißen und bei der Integration helfen wollen: Die Mitglieder des gegründeten Netzwerkes "Willkommen in Trachau". Initiatorin ist Annelie Möller, Sozialarbeiterin und Friedensreferentin im ökumenischen Informationszentrum Dresden.

"Beim Tag der offenen Tür in der Unterkunft Anfang Januar habe ich ein Plakat mit 'Willkommen in Trachau' hochgehalten und konnte so noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen", so Möller. Über 50 Engagierte seien schon zusammengekommen. Dort habe sie auch Kritik von Anwohnern und Asyl-Kritikern gehört, aber auch Offenheit im Viertel erlebt.

Ihr Nachdenken über so ein Netzwerk sei mit den Diskussionen über die Container-Standorte einhergegangen. "Einige Menschen in Dresden scheinen Angst zu haben und Vorurteile, doch ich sehe in dem Stadtteil viel Potenzial der Toleranz", sagt sie. "Es soll damit sichtbar werden, dass es auch viele weltoffene Menschen hier gibt - nur sind diese nicht so laut."

Möller denkt in Richtung Patenschaften. "Viele Geflüchtete wünschen sich Kontaktpersonen in der deutschen Gesellschaft, um die Sprache zu lernen oder Details über die Stadt." Anfangs soll es Angebote für gemeinsame Essen und Unternehmungen geben. "Und wir wollen ein Willkommensfest im Februar feiern für Einheimische und Geflüchtete", so Möller. In der Unterkunft arbeitet das Netzwerk "Willkommen in Trachau" dann zusammen mit den Migrationssozialarbeitern vom Träger "Afropa", die dort im Auftrag der Stadt Menschen betreuen.

Die Flüchtlingsunterkunft in der Industriestraße in Dresden wurde in dieser Woche bezogen.
Die Flüchtlingsunterkunft in der Industriestraße in Dresden wurde in dieser Woche bezogen. © Benno Löffler

Hilfsangebote aus Dresden-Trachau für den Alltag

Hilfsangebote soll es auch beim Einkaufen, Arztbesuchen oder anderen Alltagssituationen geben. "Da ich weiß, dass Menschen aus Syrien und Venezuela in die Unterkunft nach Trachau kommen, habe ich Menschen aus diesen Ländern angesprochen und sie in unser Netzwerk eingeladen", sagt Anneli Möller. Ihr liege viel daran, im Stadtteil ein gutes Miteinander zu haben.

Um die Menschen, die neu nach Dresden kommen im Viertel zu vernetzen, hat sie unter anderem auch für eine Ärztin aus Venezuela eine Hospitation bei einem Arzt in Trachau vermittelt. Ein Mitglied aus dem Netzwerk will einen Deutschkurs anbieten.

Auch Matthias Ermel ist Mitglied bei "Willkommen in Trachau" und setzt bei der Integration der Geflüchteten auf gemeinsame Interessen wie Sport und Aktivitäten wie Kochabende. Das hilft auch, die deutsche Sprache zu lernen "Es ist auch ein Gewinn für die deutschen Menschen, die im Gespräch viel über die Herkunftsländer erfahren können", sagt er.

Mit dabei ist auch Juli Voss vom Netzwerk "Pieschen solidarisch". Man wolle die Menschen aus der Vereinsamung herausholen und beispielsweise einen monatlichen Brunch organisieren.