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Vom Kellner bis zum Arzt: Wer in Dresden wie viel verdient

Der neue Entgeltatlas der Arbeitsagentur zeigt, in welchen Berufen man in Dresden vergleichsweise gut verdient und in welchen weniger gut. 40 Jobs, 40 Gehälter.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Der neue Entgeltatlas für Dresden zeigt: Im Mittel sind in allen Berufen die Löhne und Gehälter gestiegen.
Der neue Entgeltatlas für Dresden zeigt: Im Mittel sind in allen Berufen die Löhne und Gehälter gestiegen. © dpa/Karl-Josef Hildenbrand; Montage: SZ

Dresden. Allen Krisen zum Trotz haben es die Unternehmen im vergangenen Jahr geschafft, Löhne und Gehälter zu erhöhen. Branchenübergreifend sind die Verdienste 2022 in Dresden gestiegen, wie der neue Entgeltatlas der Arbeitsagentur für die sächsische Landeshauptstadt zeigt. Wer wie viel verdient, wie die Löhne im Vergleich zu anderen sächsischen Großstädten aussehen und welchen Einfluss das Alter und Geschlecht auf die Bezahlung haben - das sind die wichtigsten Ergebnisse.

Wie viel verdient ein Dresdner im Schnitt?

Tatsächlich stehen die Dresdner an der Lohnspitze in Sachsen. Das mittlere monatliche Bruttoentgelt lag Ende 2022 über alle Vollzeitbeschäftigten hinweg bei 3.515 Euro - ein Plus von 125 Euro gegenüber dem Vorjahr. Mittleres Bruttoentgelt heißt, dass die Hälfte der Beschäftigten mehr als 3.515 Euro bekommt, die andere Hälfte weniger. Und das vor Abzug von Steuern und Kranken- und Pflegeversicherung.

Leipzig schafft es auf den zweiten Platz (3.383 Euro), Chemnitz auf den dritten (3.144 Euro). Am niedrigsten ist die mittlere Bezahlung im Landkreis Görlitz (2.650 Euro).

Ein Blick auf die Berufe, die in Dresden ausgeübt werden, zeigt aber auch hier große Unterschiede: Nur etwas über 2.000 Euro brutto im Monat verdienen zum Beispiel Kellnerinnen und Kellner. Damit werden sie ähnlich niedrig bezahlt wie Küchenhilfen und Reinigungshilfskräfte.

Im Mittelfeld, mit einem Bruttoentgelt von rund 3.000 Euro im Monat, sind unter anderem Altenpflegerinnen und Altenpfleger, Sekretärinnen und Sekretäre, aber auch Architektinnen und Architekten zu finden.

Doppelt so viel verdienen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer. 6.484 Euro stehen im Entgeltatlas der Arbeitsagentur. Mit keiner anderen Tätigkeit, für die ausreichend Daten vorliegen, lässt sich demnach mehr Geld mit nach Hause nehmen. Auf Platz zwei und drei der Bestverdiener befinden sich Ärztinnen und Ärzte sowie Informatiker.

In welchen Berufen gibt es die größten Lohnsteigerungen?

Sächsische.de hat die Entgeltdaten der Arbeitsagentur von 2022 mit denen von 2021 und 2020 verglichen. Demnach hat sich nur eine Berufsgruppe verschlechtert - die Oberschul- und Gymnasiallehrer. 2021 lag das mittlere Bruttoentgelt bei ihnen noch bei 5.967 Euro, im vergangenen Jahr waren es 5.885 Euro (minus 1,4 Prozent). Eine mögliche Erklärung: 2022 schieden vermehrt ältere Lehrerinnen und Lehrer aus dem Dienst aus, die tendenziell mehr verdient haben als ihre jüngeren Kollegen, beziehungsweise sind mehr junge Lehrkräfte eingestellt worden, die eben weniger verdienen.

Die größten Lohnsprünge gab es seit 2020 bei den Lager- und Transportarbeitern (plus 24 Prozent), wenngleich diese mit 2.211 Euro immer noch am unteren Ende der Tabelle stehen. Dahinter folgen die Restaurantfachkräfte (plus 21 Prozent). Ob es die Gastronomiebranche damit schafft, ihr Personalproblem in den Griff zu bekommen, ist fraglich. Denn auch die Kellnerinnen und Kellner befinden sich trotz mehr Geld weiterhin am unteren Ende der Lohntabelle (2.104 Euro).

Mehr Geld bekommen auch viele Dresdner Köche. Das mittlere Bruttoentgelt ist auf 2.279 Euro gestiegen - plus 19 Prozent seit 2020. Köchinnen und Köche belegen dennoch Platz fünf der am schlechtesten bezahlten Jobs im Ranking.

Welchen Einfluss haben Alter und Geschlecht auf den Lohn?

Zumindest in bestimmten Berufen verdienen Ältere deutlich mehr als Jüngere. Beispiel "Alter": Das mittlere Bruttoentgelt von Oberschul- und Gymnasiallehrern im Alter von 25 bis 54 Jahren liegt bei 4.713 Euro im Monat. Ältere Lehrkräfte über 55 Jahre bekommen laut Arbeitsagentur im Schnitt 6.219 Euro. Geringer fällt die Differenz zum Beispiel bei Sekretärinnen und Sekretären aus. Unter 55-Jährige bekommen im Mittel 3.478 Euro, Ältere 3.689 Euro. Weil nicht ausreichend Daten für Dresden zur Verfügung stehen, lassen sich auf das Alter bezogene Lohnunterschiede nicht für alle Berufe ermitteln.

Auch das Geschlecht spielt bei der Höhe der Bezahlung weiterhin eine Rolle, glaubt man den Zahlen. So liegt das mittlere Entgelt für Verkäufer in Dresden bei 2.576 Euro, für Verkäuferinnen bei 2.279 Euro. Was Führungsposten angeht, so lassen sich geschlechterspezifische Unterschiede nicht herausfinden, da für Dresden zu wenige Daten für weibliche Geschäftsführer beziehungsweise Vorstandsmitglieder vorliegen.

"Neben regionalen und tariflichen Unterschieden spielen auch die Erwerbsbiografien der jeweiligen Beschäftigten eine Rolle", so die Arbeitsagentur. "Ein niedrigeres Medianentgelt für Frauen als für Männer im gleichen Beruf lässt sich in der Regel aus den immer noch verschiedenen Erwerbsverläufen aufgrund von familienbedingten Unterbrechungen der Beschäftigung erklären." Dies führe möglicherweise dazu, dass Gehaltserhöhungen, die an die Berufserfahrung oder die Dauer der Betriebszugehörigkeit gebunden sind, von Frauen nicht erzielt werden.

Verdienen die Dresdner besser als die Leipziger?

So pauschal kann man das nicht sagen. Tatsächlich gibt es einige Berufe, in denen der Lohn in Leipzig im Schnitt höher ist. Dazu gehören Busfahrer, Steuerfachangestellte, Krankenpfleger und Softwareentwickler. Immens sind die Unterschiede jedoch nicht.

Wie groß sind die Lohnunterschiede zu westdeutschen Großstädten?

Die Lohnlücke zwischen Beschäftigten in Dresden und in westdeutschen Großstädten ist deutlich größer. So haben Maler in München und Düsseldorf 2022 im Mittel fast 600 Euro mehr bekommen als ihre Dresdner Kollegen. Deutlich besser bezahlt sind auch Softwareentwickler, die etwa in München fast 2.000 Euro mehr verdienen als in der sächsischen Landeshauptstadt. Kfz-Mechaniker erhalten in München ebenfalls knapp 2.000 Euro mehr. Deutlich geringer fallen die Unterschiede bei Hilfstätigkeiten aus.

Wie zuverlässig sind die Daten?

Die Daten werden direkt von den Arbeitgebern an die Arbeitsagentur übermittelt und sind damit als zuverlässig einzustufen. Mehr als 500 Vollzeitbeschäftigte sind Voraussetzung dafür, dass Entgeltzahlen im Atlas angegeben werden.

Die Löhne sind als Vollzeitlöhne zu verstehen. Die Meldungen der Arbeitgeber würden zwar eine Unterscheidung nach Vollzeit- beziehungsweise Teilzeitbeschäftigung enthalten, jedoch keine Information über den Stundenumfang der einzelnen Beschäftigten, so die Arbeitsagentur. Nur durch die Eingrenzung auf Vollzeitbeschäftigte seien aussagekräftige Vergleiche möglich. Beschäftigte mit Mindestlohn sind dagegen enthalten, sofern sie voll arbeiten.