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Kommentar zum BRN-Untergang: Langsamer Abgesang

Die Bunte Republik Neustadt ist längst Geschichte - leider. Noch will sich das kaum jemand eingestehen. Doch das ist Voraussetzung für einen Neuanfang.

Von Dirk Hein
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Es war einmal: Die BRN ist leider Geschichte. Sich das einzugestehen, ist wichtig, findet Sächsische.de-Redakteur Dirk Hein.
Es war einmal: Die BRN ist leider Geschichte. Sich das einzugestehen, ist wichtig, findet Sächsische.de-Redakteur Dirk Hein. © Sven Ellger

Dresden. Auch in diesem Jahr wird es keine Bunte Republik Neustadt in der gewohnten und von vielen Menschen in der ganzen Region so innig geliebten Form geben. Das teilte die Stadtverwaltung am Dienstagnachmittag mit. Wie so oft in den vergangenen Jahren war die Corona-Pandemie dafür Auslöser und Brandbeschleuniger, aber ganz gewiss nicht alleinige Ursache.

Ganz konkret gestorben ist die BRN am Tag der Loveparade-Katastrophe von Duisburg im Jahr 2010. Damals setzte, völlig zurecht, ein komplettes Umdenken hinsichtlich solcher Massenveranstaltungen ein. Städte und Kommunen ziehen sich seither Schritt um Schritt aus solchen Veranstaltungen zurück. Wenn überhaupt, sollen private Organisatoren aushelfen. Unbedingte Voraussetzung sind funktionierende und abgesegnete Sicherheitskonzepte.

Die BRN war gefährlich

Auch für die BRN wurde 2015 so ein Konzept erstellt. Der Tenor damals: Die BRN ist potenziell lebensgefährlich. Zwar wurde die Sicherheit seither deutlich verbessert, das Rathaus behandelt die BRN dennoch inzwischen wie eine heiße Kartoffel. Verantwortlichkeiten werden von Amt zu Amt geschoben, niemand will zuständig sein. Wenn überhaupt, könne eine BRN über Inselverantwortliche, also feste Verantwortlichkeiten für größere Bereiche, stattfinden. Am liebsten hätte die Stadt einen Gesamtveranstalter. Zuletzt wurde daraus sogar eine Bedingung der Stadt.

Doch das passt so überhaupt nicht zum Geist einer "Bunten Republik". Die ist aus der Idee einer Mikronation heraus gewachsen. Konzept, Planung und Ordnung verträgt sich damit nicht. Stattdessen war für viele Jahre der Grundgedanke der BRN: Jeder, der vor Ort lebt, kann mitmachen und Tische und Bänke vor sein Haus stellen, ein bisschen Kultur anbieten - und über Gastronomie auch ein bisschen Geld verdienen.

Das alles aufzugeben, einen Gesamtveranstalter für die BRN zu suchen, diesen vielleicht über eine Konzession auszuschreiben, in einer Jury den besten Bewerber zu bestimmen, der am meisten Geld bietet, um dann eine leblose Hülle am Leben zu erhalten, all das wäre falsch.

Der Abschied von der BRN in der bisherigen Form rückt näher. Sich das einzugestehen, schmerzt. Am meisten sicher die alten Größen und Macher der BRN. Doch nur so kann etwas Neues entstehen.