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Krieg gegen Israel: Jüdische Woche in Dresden findet wie geplant statt

Seit Monaten laufen die Planungen für die Jüdische Woche und das Gefilte Fest in Dresden. Dann bricht vor gut zwei Wochen Krieg in Israel und Palästina aus. Wie die Organisatoren mit der aktuellen Lage umgehen.

Von Connor Endt
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"Müssen jetzt Gesicht zeigen": Valentina Marcenaro hat die diesjährige Jüdische Woche in Dresden mit organisiert.
"Müssen jetzt Gesicht zeigen": Valentina Marcenaro hat die diesjährige Jüdische Woche in Dresden mit organisiert. © Matthias Rietschel

Dresden. Mehrere Tage lang weiß Valentina Marcenaro nicht, wie es ihrer Cousine in Tel Aviv geht. Es ist der 7. Oktober 2023, als die radikalislamische Hamas beginnt, Israel mit Raketen zu beschießen, Grenzzäune einzureißen und Zivilisten zu ermorden. Mehrere Tage lang schreibt Marcenaro ihrer Angehörigen bei Whatsapp, bis sie eine Antwort erhält.

Entwarnung: Die Cousine ist in Portugal, in Sicherheit. Wenige Tage später wird sie mit ihrer Familie nach Rom ziehen und ihre Kinder dort an einer italienischen Schule anmelden. "Sie weiß selbst nicht, ob und wann sie in ihre Heimat zurückkehren kann", so Marcenaro.

Seit bald zwei Wochen herrscht Krieg zwischen Israel und Palästina. Hunderte Zivilisten wurden bisher auf beiden Seiten getötet, ein schnelles Kriegsende ist nicht in Sicht. "Man will nur noch weinen", sagt Marcenaro und schweigt dann lange. Der Krieg ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen. Großstädte wie Frankfurt oder Berlin verbieten pro-palästinensische Demonstrationen. In Dresden versammeln sich hunderte Menschen für eine genehmigte Pro-Palästina-Demo auf dem Neumarkt.

Auch für Valentina Marcenaro hat der Krieg Konsequenzen. Die 50-jährige Jüdin ist Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Woche und Mitgründerin des jüdischen Foodfestivals Gefilte Fest in Dresden. Lange diskutiert sie in den vergangenen Tagen mit den anderen Organisatoren darüber, wie und ob die beiden Veranstaltungen stattfinden sollen.

Foodfestival Gefilte Fest in Dresden abgesagt

Am Ende entscheiden sich Marcenaro und ihre Mitstreiter dazu, das Gefilte Fest und die anschließende Podiumsdiskussion vorläufig abzusagen. Eigentlich sollte das Fest am 5. November 2023 zum siebten Mal stattfinden. Die Organisatoren haben es auf das kommende Jahr verschoben. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. "Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, das Fest gerade jetzt durchzuführen", sagt Marcenaro.

Teil des Gefilte Fests ist seit Jahren auch der "besondere Schabbat". Der Schabbat ist im Judentum ein Ruhetag, an dem nicht gearbeitet werden soll. Er beginnt am Sonnenuntergang am Freitag und endet am Samstagabend.

Diese Veranstaltung wird nicht abgesagt. Am 3. November 2023 findet der "Schabbat für alle" im Kahnaletto am Dresdner Terassenufer statt. Es werden traditionelle jüdische Speisen gereicht und der Ruhetag gemeinsam gefeiert - unabhängig von Religion oder Herkunft. "Es soll ein Moment des Zusammenhalts werden, nicht nur für uns, sondern für alle Menschen, die dabei sein möchten", sagt Marcenaro. Während dem Schabbat werde man Spenden sammeln und damit Vertriebene und Betroffene in Israel unterstützen.

Jüdische Woche in Dresden wird nicht abgesagt

Im Gegensatz zu dem Gefilte Fest wird die Jüdische Woche nicht abgesagt. Sie wird vom 2. bis zum 12. November 2023 stattfinden. Die diesjährige jüdische Woche beschäftigt sich mit Frauen im Judentum. Auf dem Programm stehen unter anderem ein jüdischer Ball im Zentralwerk, ein offener Gottesdienst in der Synagoge in der Fiedlerstraße und verschiedene Filmvorführungen.

Valentina Marcenaro weiß nicht, wie viele Besucher kommen werden. "Manche Menschen haben aktuell Sorge davor, sich öffentlich als Juden zu zeigen", sagt sie. Sie würden sich vor Übergriffen fürchten. Aktuell sei sie in Gesprächen mit der Dresdner Polizei. Bereits in den vergangenen Jahren waren bei der Jüdischen Woche in Dresden auch immer einige Polizeibeamte im Einsatz. "Dieses Jahr wird der Polizeischutz aber deutlich intensiver ausfallen", sagt Marcenaro.

Valentina Marcenaro hofft auf viele Besucher bei der Jüdischen Woche. "Wir müssen jetzt Gesicht zeigen und weitermachen", sagt sie. "Ich wünsche mir, dass uns die Menschen zur Seite stehen."