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Obstbauer holt amerikanischen Trend nach Dresden – quasi aus Versehen

Etwa 15 Arten von Kürbissen hat Robert Rüdiger in Dresden-Hosterwitz angebaut. Warum das nichts mit Halloween zu tun hat und er selbst nur eine Sorte isst.

Von Theresa Hellwig
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Sachsen, Dresden, Hosterwitz. Thema: Tausende Kürbisse in Dresden-Hosterwitz. Im Bild: Robert Rüdiger mit Kürbissen Foto:Christian Juppe
Sachsen, Dresden, Hosterwitz. Thema: Tausende Kürbisse in Dresden-Hosterwitz. Im Bild: Robert Rüdiger mit Kürbissen Foto:Christian Juppe © Christian Juppe

Dresden. Instagram-Nutzerinnen und -nutzer kennen sie sicherlich: Die Ausflugsbilder von amerikanischen Familien zu Kürbisausstellungen. Kürbisse über Kürbisse gibt es auf den Höfen zu bestaunen, zu kaufen, zu essen. Ein nettes, herbstliches Ausflugsziel – vor allem kurz vor Halloween.

Auch in Dresden-Hosterwitz gibt es diesen Trend jetzt. Rund 25 Tonnen Kürbisse hat Obstbauer Robert Rüdiger in diesem Jahr geerntet; etwa 15 verschiedene Arten. "Ich mache das bereits seit 2017", sagt er. "In den letzten Jahren hatte ich sogar noch mehr Kürbisse – da waren es 30 bis 35 Tonnen."

Die orangefarbenen Bälle türmen sich vor seinem Hofladen, liegen auf Regalen in einem Schuppen. Da liegen die klassischen, orangefarbenen Halloween-Kürbisse. Sie sind so groß wie ein Medizinball. Da türmen sich Hokkaidos auf, wie sie die meisten aus dem Supermarkt kennen. Und da sind Bischofsmützen gestapelt, die aussehen, wie umgedrehte Pilze. Ein grün-bläulicher Kürbis nennt sich "Blue Kuri"; Butternut-, Muskat- und Pink Banana-Kürbisse liegen da ebenfalls. Den Patisson-Kürbis gibt es gleich in vielen Farben: Weiß, Geld und Grün. Und skurril sieht auch ein tennisballkleiner, gelber Warzenkürbis aus.

Obstbauer aus Dresden baut tonnenweise Melonen und Kürbisse an

Zu entdecken gibt es viel – und wie in den USA, möchte auch Robert Rüdiger, dass sein Kürbis-Schuppen mehr als nur ein Lager für das Gemüse ist. "Es ist auch als Ausflugsziel gedacht", sagt er. Dennoch: Einem Trend aus den USA nachzueifern, darum geht es ihm gar nicht. Von dem habe der 40-Jährige nicht einmal gewusst. Das ist also quasi aus Versehen passiert.

Er sei auf ganz anderem Wege zu den vielen Kürbissen gekommen, berichtet er. "Ich habe den Betrieb 2016 übernommen", sagt er. Der Helmsdorfer habe damals schnell gemerkt, dass sich so ein Betrieb wirtschaftlich nicht einfach so trage. Bevor er diesen übernommen hatte, wurde dort Getreide angebaut, berichtet er. "Das konnten Russland und die Ukraine aber günstiger anbauen. Da hätte ich nicht mithalten können." Er merkte: Er brauchte eine Idee.

Und so suchte er sich eine Nische. Gestartet habe er vor allem mit Melonen, und zwar Freiland-Melonen. "Da haben wir meistens etwa 70 Tonnen im Jahr", sagt Robert Rüdiger. "Ich würde behaupten, wir sind die ersten in Deutschland, die in so großem Stil Freiland-Melonen angebaut haben", sagt er. Allerdings bringen Melonen auch Probleme mit sich, erklärt Robert Rüdiger. "Sie halten nicht so lange, verlieren schnell ihren Geschmack." Außerdem habe er das Gefühl, dass vor allem ältere Menschen skeptisch seien. "Sie kennen Melonen vielleicht nicht so gut", vermutet er. Und: Es sei gar nicht so einfach, zu erkennen, wann eine Melone reif ist.

Manche Sorten laufen richtig gut, andere weniger

Kürbisse seien da einfacher. Lange haltbar, allseits bekannt, pflegeleicht. Von den meisten Sorten habe er bereits die Hälfte seiner Ernte verkauft, berichtet er. Meistens werde er fast alle los.

Von einigen Sorten habe er in diesem Jahr sogar schon die gesamte Ernte verkauft: Spaghetti-Kürbisse habe er keine mehr da. Und vom Kaleb Swan, einem Kürbis, der aussieht wie ein Schwan, habe er auch schon alle verkauft.

Aber nicht alle bizarren Sorten funktionieren so gut wie der Schwanenkürbis. "Ich habe mich dieses Jahr auch am Wachskürbis versucht", berichtet Robert Rüdiger. "Das ist eine Sorte, die in Asien gerne gegessen wird." Er läuft zu einer Kompost-Tonne hinter seinem Hofladen und zeigt darauf. Wie gigantische Zucchini sehen die Kürbisse aus. "Die sind mir leider schlecht geworden", sagt er. Er sei kaum einen davon losgeworden.

Für’s nächste Jahr hat Robert Rüdiger bereits eine neue Idee: Papayas

"Unsere Kürbisse sind eigentlich alle essbar", sagt Robert Rüdiger. Alle – außer der Kaleb Swan. So interessant die Sorten auch klingen und aussehen mögen – wenn es um seinen eigenen Kochtopf geht, bleibt Robert Rüdiger beim Hokkaido-Kürbis. "Ich bin nicht so der große Koch", sagt er – und grinst verlegen. "Ich mache vielleicht ab und zu mal eine Kürbissuppe oder lege Kürbis auf den Grill", sagt er. "Das war's. Und meine bessere Hälfte, die sonst für uns kocht, mag keinen Kürbis."

Die Kürbisse sollten dem Unternehmen aus der schwierigen wirtschaftlichen Lage helfen. Hat das geklappt? Robert Rüdiger verzieht den Mund. "Soll ich ehrlich sein?", fragt er – und verrät dann die Antwort: "Nein. Wir kämpfen." Ein Unternehmen zu führen, sei hart. Die steigenden Energiepreise machen ihm zu schaffen, die steigenden Preise für Düngemittel und die Löhne für seine Angestellten ebenfalls.

Für Robert Rüdiger ist deshalb auch noch nicht Schluss mit Ideen. Hinter seinem Hofladen steht bereits eine exotische Pflanze in den Startlöchern: Etwa hüfthoch sind die blassgrünen Bäumchen mit finger-artigen Blättern. "Das sind Papayas", erklärt Robert Rüdiger. "Wenn alles glatt läuft, tragen sie bereits kommendes Jahr. Dann gibt es 2024 bei uns Dresdner Papayas."