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"Wir mussten ihm erst beibringen, ein Affe zu sein"

Als Jungtier kam das Orang-Utan-Männchen Toni 1993 nach Dresden. Nun feiert der Publikumsliebling seinen 30. Geburtstag - leider im Verborgenen.

Von Henry Berndt
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Orang-Utan-Männchen Toni gehört zu den Publikumslieblingen im Dresdner Zoo.
Orang-Utan-Männchen Toni gehört zu den Publikumslieblingen im Dresdner Zoo. © Zoo Dresden/Hans Fineart

Dresden. Er ist der Chef und ab und zu muss er das auch lautstark unter Beweis stellen. Rufend schwingt sich Orang-Utan-Männchen Toni durch sein Gehege im Dresdner Zoo. Er spürt: An diesem Tag ist irgendetwas anders.

Grund für die Aufregung zum Wochenenfang ist eine zuckerfreie Quarktorte mit Polenta-Boden. Die hat seine Tierpflegerin Sylvia Pohle am Tag zuvor gebacken und liebevoll mit Heidelbeeren und Bananen dekoriert.

Solche Leckereien gibt es nicht oft, aber zum 30. Geburtstag ist schon mal eine Ausnahme erlaubt. Toni kam am 13. Dezember 1991 im Zoo Budapest zur Welt. Nach dem Tod seiner Mutter wurde er dort von Menschen aufgezogen, was sein bis heute andauerndes, großes Interesse an Besuchern erklärt.

Jeder fängt mal klein an: Toni kam 1993 aus Budapest in den Dresdner Zoo.
Jeder fängt mal klein an: Toni kam 1993 aus Budapest in den Dresdner Zoo. © Zoo Dresden

Mit knapp zwei Jahren kam er in den Dresdner Zoo und wird hier seitdem von Sylvia Pohle betreut. Sie erinnert sich: „Bei seiner Ankunft trug Toni Windeln und hatte zum Teil noch die Flasche bekommen. Wir mussten ihm daher erst einmal beibringen, ein Affe zu sein.“

So wurden Toni zunächst die Windeln ab- und feste Nahrung angewöhnt. Erst dann lernte er endlich Artgenossen kennen. Die beiden gleichaltrigen Weibchen Daisy und Dunja waren ideale Spielgefährten. In Daisy fand er später auch eine passende Partnerin. 2003 zeugte Toni mit ihr den ersten Nachwuchs Djasinga.

Inzwischen ist Toni vierfacher Vater. Derzeit lebt er mit Daisy und dem 2015 geborenen Dalai als Familie in einer Anlage zusammen.

Der junge Toni mit Tierpflegerin Sylvia Pohle. Inzwischen verzichtet der Zoo auf direkte Kontakte.
Der junge Toni mit Tierpflegerin Sylvia Pohle. Inzwischen verzichtet der Zoo auf direkte Kontakte. © Zoo Dresden

Nach seinem stürmischen Auftritt am Montag widmet er sich ausführlich seinem Geschenk und zeigt, wie filigran und behutsam er sein kann. Zunächst werden die Heidelbeeren abgepflückt, dann die Bananenscheiben. Den Quarkbelag leckt er ab, um sich nicht die Hände zu beschmutzen. Innerhalb einer Viertelstunde ist fast die ganze Torte verschwunden.

Da die Tierhäuser wegen der Beschränkungen in der Corona-Pandemie noch immer geschlossen sind, bekommen die Besucher von diesem Schauspiel leider nichts mit.

Der nächste Meilenstein in Tonis Leben ist bereits in Sicht. Im Herbst 2023 sollen er und die anderen Orang-Utans in das neue Orang-Utan-Haus umziehen, das derzeit gebaut wird. Dort kann sich Toni künftig bessere Aussichtspunkte suchen, um sich seiner liebsten Beschäftigung zu widmen: Besucher beobachten.