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Über 100 Fälle von RS-Virus in Dresden

Professor Reinhard Berner von der Uniklinik Dresden spricht von der größten Welle des RS-Virus seit 30 Jahren. Wann die Kinder so schnell wie möglich zum Arzt müssen.

Von Julia Vollmer
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In den Dresdner Kliniken müssen aktuell viele Kinder wegen Symptomen wie Atemnot, Fieber oder Husten behandelt werden. Dabei handelt es sich immer häufiger um das sogenannte RS-Virus.
In den Dresdner Kliniken müssen aktuell viele Kinder wegen Symptomen wie Atemnot, Fieber oder Husten behandelt werden. Dabei handelt es sich immer häufiger um das sogenannte RS-Virus. © Foto: Marijan Murat/dpa

Dresden. Atemnot, Fieber, Husten - das sind die Symptome, an denen die Betroffenen des RS-Virus leiden. RS steht für Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen. Oft sind Kinder betroffen. In Dresden breitet sich das Virus aktuell aus.

Laut Frank Bauer, Leiter des Dresdner Gesundheitsamtes, gab es in diesem Jahr bereits 144 Fälle von RS-Virus in Dresden. 54 Menschen mussten in der Klinik behandelt werden. Von den 144 Fällen gab es 108 allein im Oktober, so Bauer auf Anfrage.

Bei diesen 108 gemeldeten Fällen handele es sich um 87 Kinder von 0 bis 7 Jahren, drei Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren. Neun Personen sind zwischen 25 und 50 Jahren und weitere neun zwischen 50 und 84 Jahren, so Bauer.

Häufung von Patienten mit RS-Virus bei Dresdner Kinderärzten

"Wir haben seit zwei bis drei Wochen eine solche Welle von RS-Virusfällen, wie ich sie in über 30 Dienstjahren noch nicht erlebt habe", sagt Professor Reinhard Berner, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendmedizin an der Dresdner Uniklinik.

Von den 20 Kindern, die er aktuell auf Station betreut, haben 15 Kinder das RS-Virus. "Wir nehmen sonst in einer Nacht ein Kind auf, jetzt sind es teilweise acht bis zehn Kinder", sagt Berner. Auch die Dresdner Kinderärzte könnten sich kaum retten vor Infektionsfällen.

In Normaljahren seien von dem Virus vor allem Kleinkinder im Alter bis 18 Monate betroffen. "Jetzt behandelt wir viele Kinder, die wenige Tage oder Wochen alt sind, aber auch Drei- bis Vierjährige.

"Was diese Kinder am schwersten krank macht, ist die Atemnot", so Professor Berner. "Sie bekommen schlecht Luft und sind sehr angestrengt beim Atmen. Die Kleinen essen und trinken nichts mehr", beobachtet der Mediziner. Probleme machen auch der Flüssigkeitsverlust und hohes Fieber.

"Die Hälfte der aufgenommenen Kinder ist unter einem Jahr alt"

Viele Kinder muss auch das Städtische Klinikum behandeln. "Die RSV-Welle beginnt typischerweise im Herbst. Erst im Oktober kam es zu relevanten Zahlen bei der Aufnahme von RSV-Patienten in die Kinder- und Jugendmedizin des Städtischen Klinikums Dresden", so Dr. Georg Heubner, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Standort Neustadt/Trachau.

Im Oktober wurden zehn Patienten in der Kinderklinik aufgenommen, im November, einschließlich den aktuell stationär behandelten Patienten, mehr als 40 Kinder. "Die Hälfte der aufgenommenen Kinder ist unter einem Jahr alt und die andere Hälfte zwischen einem Jahr und sechs Jahren, vereinzelt gibt es Patienten über sechs Jahre", so Heubner. Die stationär behandelten Patienten brauchten meistens über mehrere Tage Sauerstoff, einzelne Patienten benötigten eine Beatmung oder Atemunterstützung auf der Intensivstation.

"Aufgenommen werden ausschließlich die Kinder mit einer RSV-Infektion, bei denen unbedingt stationäre Behandlungsmaßnahmen notwendig sind. Patienten mit leichteren Verläufen werden durch die niedergelassenen Kinderärzte versorgt und betreut", so der Mediziner.

Bei welchen Symptomen sollte schnell ein Arzt aufgesucht werden?

Dr. Georg Heubner rät dringend zu einer Vorstellung beim Kinderarzt oder in der Klinik bei Atemwegserkrankungen mit Verschlechterung des Allgemeinbefindens, mit angestrengter Atmung und mit allgemeiner Blässe. "Alarmzeichen sind allgemeine Apathie und zunehmende Trinkschwäche", sagt er.

Gefährdet seien insbesondere jüngere Kinder wie Säuglinge oder junge Kleinkinder und Kinder mit Risikofaktoren, hier kann es auch innerhalb von Stunden zu einer deutlichen Verschlechterung des Zustandes kommen.