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Dresdner Mediziner zum RS-Virus: Bei Atemnot und Apathie sofort zum Arzt

Zu Beginn des Jahres 2024 gibt es in Dresden bereits über 80 neue RS-Virus- Fälle. Wer sollte sich mit einer Impfung schützen? Auf welche Symptome ist zu achten? Was der Dresdner Kindermediziner Reinhard Berner Eltern rät.

Von Julia Vollmer
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Manche Kinder, die am RS-Virus erkrankt sind, haben "nur" Husten. Bei anderen wiederum ist es so schlimm, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Was der Dresdner Kindermediziner Reinhard Berner Eltern rät.
Manche Kinder, die am RS-Virus erkrankt sind, haben "nur" Husten. Bei anderen wiederum ist es so schlimm, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Was der Dresdner Kindermediziner Reinhard Berner Eltern rät. © Annette Riedl/dpa; Sven Ellger

Dresden. Wer sich in seinem Bekanntenkreis umhört, hört in diesen Tagen oft von Schnupfen, Husten und Fieber, die die Mitmenschen plagen. Ob eine einfache Erkältung, Corona oder Influenza - derzeit kommen gleich mehrere Erkrankungen zusammen. Richtig gefährlich kann es, gerade für sehr kleine Kinder oder ältere Menschen, werden, wenn Atemnot dazu kommt. Diese ist neben Fieber und Husten ein Symptom des RS-Virus. RS steht für Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen.

In diesem noch recht jungen Jahr gibt es schon dutzende Fälle des RS-Virus in der Stadt. Betroffene müssen mitunter in die Klinik eingewiesen werden. Das raten Mediziner und die Sächsische Impfkommission.

Wie viele RS-Fälle gab es 2024 in Dresden?

In diesem Jahr wurden bislang 84 Fälle in Dresden nachgewiesen, so das Gesundheitsamt. Und das sind nur jene, bei denen die Diagnose feststeht. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, da nicht alle Patienten zum Arzt gehen. Manche von ihnen haben "nur" leichte Anzeichen wie Husten. Im ganzen Jahr 2023 gab es 543 Fälle. Aber obwohl das neue Jahr noch jung ist, mussten schon sieben Fälle stationär behandelt werden, davon zwei Kleinkinder und fünf Menschen über 63 Jahre, so die Stadt.

Sind dann die Kitas, in denen viele kleine Kinder zusammenkommen, besonders betroffen? Das kann die Stadt nicht beantworten. Die akuten Erkrankungen seien saisonal bedingt generell auf dem Vormarsch, so auch in den Kindertageseinrichtungen. Die Einrichtungen haben aber in der Regel keine Kenntnis davon, welcher konkrete Erreger zur Erkrankung führe.

Wie wird das RS-Virus übertragen?

Die Übertragung erfolgt laut Robert-Koch-Institut (RKI) in erster Linie durch Tröpfcheninfektion von einer infektiösen Person. Eine Übertragung sei aber auch indirekt über Hände, Gegenstände und Oberflächen auf die Schleimhäute der Atemwege möglich. Jugendliche und Erwachsene, die selbst keine Symptome haben, können das Virus laut RKI aber übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage.

Was beobachten Mediziner in den Kliniken in Dresden?

"Wir erleben seit dem Winter 2022/2023 und auch in diesem Jahr, dass sowohl der RS-Virus als auch die Streptokokken eine große Rolle spielen", sagt Professor Reinhard Berger, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendklinik an der Uniklinik Dresden. Er müsse Kinder mit RS-Virus auf der Intensivstation behandeln aufgrund der Atemnot oder aufgrund von Komplikationen wie Hirnhautentzündung. "Stark betroffen vom Virus sind vor allem Säuglinge", so Berner.

Prof. Reinhard Berner leitet die Kinderklinik der Uniklinik Dresden.
Prof. Reinhard Berner leitet die Kinderklinik der Uniklinik Dresden. © Sven Ellger

"Als Komplikationen beobachten wir neben Hirnhautentzündungen, auch Muskelentzündungen oder vorübergehenden Sprachverlust", berichtet der Mediziner. Auch bei Grippefällen bei Kindern, die er aktuell behandelt, beobachtet er schwere Komplikationen wie Lungen- oder Rippenfellentzündungen.

Sein Appell an die Eltern: Nicht lange warten mit einem Arztbesuch. Vor allem dann nicht, wenn das Kind wesensverändert ist. "Wenn das Kind apathisch ist, keine Luft bekommt und abwesend scheint, sollten sofort der Kinderarzt oder das Krankenhaus aufgesucht werden", so Berner. Oft passiere eine Verschlechterung des Zustandes sehr schnell. In der Klinik könne das Kind meist gut und schnell behandelt werden.

Berner betont aber auch, dass er es nicht für sinnvoll hält, den Nachwuchs über den Winter aus der Kita oder den Tageseltern herauszunehmen und zu Hause zu betreuen. "Es ist für gesunde Kinder wichtig, sich mit den Krankheitserregern auseinanderzusetzen und das Immunsystem zu trainieren."

Wem wird eine Impfung empfohlen?

Zwei Impfstoffen gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) wurden neu zugelassen. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt Schwangeren, und damit dem Neugeborenen, den Schutz gegen den Bronchiolitis-Erreger, der auch das RS-Virus auslösen kann. Das gelte vor allem für werdende Mütter, die in den Monaten September bis Januar in der 32. bis 36. Schwangerschaftswoche sind. In dieser Zeit sei das Risiko für eine RSV-Infektion am höchsten. Die schwere Virusinfektion sei die häufigste Atemwegserkrankung in den ersten beiden Lebensjahren von Kindern. Sie befällt vor allem die unteren Atemwege von Säuglingen und kleinen Kindern.