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Salon im Schauspielhaus Dresden wird zum Schmuckstück

Das einstige Restaurant im Schauspielhaus in Dresden wird nach dem Vorbild des Originals von 1913 restauriert. Wie der Raum trotzdem modern werden soll.

Von Peter Hilbert
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Im ehemaligen Restaurant des Schauspielhauses sind alte Wandbemalungen wieder freigelegt worden. SIB-Niederlassungsleiter Jörg Scholich und Projektleiterin Beatrix Nau haben sie bei einer Baustelleninspektion begutachtet.
Im ehemaligen Restaurant des Schauspielhauses sind alte Wandbemalungen wieder freigelegt worden. SIB-Niederlassungsleiter Jörg Scholich und Projektleiterin Beatrix Nau haben sie bei einer Baustelleninspektion begutachtet. © René Meinig

Dresden. Hoch empor ragen die Gerüste im einstigen Restaurant des Schauspielhauses. Der gewaltige Raum ist derzeit eine Großbaustelle. An diesem Tag sind die Verantwortlichen des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) dort unterwegs, begutachten, wie weit die Handwerker bereits gekommen sind.

"Wir haben die Maßnahme schon lange vorbereitet", sagt Jörg Scholich, Leiter der zuständigen Dresdner SIB-Niederlassung. Mit dabei sind sein Sachgebietsleiter Knut Börner und SIB-Projektleiterin Beatrix Nau.

Stuckateur Andy Zäsig beseitigt Schäden an der freigelegten Decke des künftigen Salons. Der Raum wird nach dem Vorbild des Originals von 1913 restauriert.
Stuckateur Andy Zäsig beseitigt Schäden an der freigelegten Decke des künftigen Salons. Der Raum wird nach dem Vorbild des Originals von 1913 restauriert. © René Meinig

"Wir hatten das Vorhaben zurückgestellt, damit der Raum denkmalgerecht nach dem Vorbild der Fassung von 1913 wiederhergestellt werden kann", erklärt Scholich. Damals war das Dresdner Schauspielhaus als erstes bürgerliches Hoftheater im Stilmix aus Neobarock und Jugendstil übergeben worden. Jetzt soll der Raum nicht nur denkmalgerecht wiederhergestellt, sondern auch modernen brandschutztechnischen und akustischen Erfordernissen angepasst werden. Im August dieses Jahres hatten die Arbeiten begonnen.

Die Besonderheit: Kleine Bühne für Stück-Einführungen

Das einstige Restaurant soll künftig nicht nur gastronomisch zur Pausenversorgung genutzt, sondern zum Salon umgebaut werden, erläutert Projektleiterin Nau. Deshalb wird an der Stirnseite in Richtung Postplatz wieder ein kleines Podest errichtet, das als Bühne genutzt werden kann. Als Beispiele führt sie Einführungen in Stücke, Publikumsgespräche oder Podiumsdiskussionen an. Das wurde bereits während der vergangenen Spielzeit getan.

Hoch empor ragen die Gerüste im künftigen Salon des Schauspielhauses. Bis zum Sommer nächsten Jahres haben Restauratoren, Stuckateure und andere Fachleute hier viel zu tun.
Hoch empor ragen die Gerüste im künftigen Salon des Schauspielhauses. Bis zum Sommer nächsten Jahres haben Restauratoren, Stuckateure und andere Fachleute hier viel zu tun. © René Meinig

Ein Problem ist derzeit, dass der Raum nicht modernen brandschutztechnischen Anforderungen entspricht. Das trifft auf die seitliche Innenwand zu, die das vordere Zuschauerhaus und das hintere Bühnenhaus trennt. So war sie beim Umbau der Küche geschwächt worden, sodass sie nicht mehr die nötige Stärke hat. Außerdem gibt es viele schadhafte Stellen an der Stahlbetondecke, wo die Stahlbewehrung offenliegt. Bei der Sanierung werden diese Brandschutz-Probleme beseitigt.

Die Umbauten: In 110 Jahren vieles verändert

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schauspielhaus wiederaufgebaut worden. In den 1950er-Jahren waren an der historischen Rabitzdecke aus Putz, die einen halben Meter unter der Betondecke hängt, schmückenden Stuckprofile beseitigt worden. Außerdem wurden damals seitliche Wände aus sogenanntem Vorblend-Mauerwerk errichtet. Somit verschwand die ursprüngliche gestalterische Fassung des Raums, erklärt Niederlassungsleiter Scholich.

Beispielsweise waren auch die sogenannten Konchen - das sind runde Nischen - in der seitlichen Innenwand verschwunden, ergänzt Sachgebietsleiter Börner. Dort waren Küchenmöbel hinter der Zwischenwand aufgestellt worden.

Der erste Anlauf: Umbau in den 90ern nicht vollendet

In den 1990er-Jahren gab es einen Gestaltungswettbewerb, den der unter anderem vom Wiederaufbau der Semperoper bekannte Dresdner Architekt Wolfgang Hänsch gewonnen hatte. "Damals war begonnen worden, dem Raum seine Ursprungsfassung zurückzugeben", sagt Börner.

An der Postplatzseite wurden unter anderem die Stuckteile wieder hergestellt. Komplett umgebaut werden konnte das Restaurant damals aber nicht. Außerdem war die Decke 2013 noch rot gestrichen worden.

Die Freilegung: Zusatz-Wände verschwinden

Jetzt wird der Saal komplett restauriert. Die vorgebauten Seitenwände sind bereits abgebrochen. Nun sind die rundlichen Nischen der sogenannten Konchen an der großen seitlichen Trennwand bereits wieder sichtbar.

SIB-Sachgebietsleiter Knut Börner zeigt eine der freigelegten Nischen, die in der Fachsprache Konchen genannt werden. Durch sie kann auch die künftige Akustik des Raums verbessert werden.
SIB-Sachgebietsleiter Knut Börner zeigt eine der freigelegten Nischen, die in der Fachsprache Konchen genannt werden. Durch sie kann auch die künftige Akustik des Raums verbessert werden. © René Meinig

Außerdem sind Randbereiche der Decke abgebrochen worden, sodass die ursprünglichen Gestaltungsformen mit Stuckteilen wieder freigelegt sind. Darüber hinaus sind die alten Wandbemalungen, die teilweise beim Anbau der Vorbauwände beschädigt wurden, wieder zum Vorschein gekommen.

Die Restaurierung: Decke mit alten Farben und Stuck

Geplant ist, die Wandbemalungen zu restaurieren und durch neue nach historischem Vorbild zu ergänzen. Einzelne kleine Elemente sollen als Zeitzeugen bleiben. "Das müssen wir aber noch mit der Denkmalpflege abstimmen", sagt Projektleiterin Nau. Hergestellt wird in dem Zuge auch die historische Decke mit ihren Stuckprofilen, die wie früher in hellen, cremigen und Bronzefarben erstrahlen wird.

Das ist eine alte Wandbemalung, die voraussichtlich als Originalzeugnis erhalten bleiben soll. Allerdings muss das noch der Denkmalpflege abgestimmt werden.
Das ist eine alte Wandbemalung, die voraussichtlich als Originalzeugnis erhalten bleiben soll. Allerdings muss das noch der Denkmalpflege abgestimmt werden. © René Meinig

Wie einst bekommt der Saal auch wieder zwei Kronleuchter, die allerdings modern sein werden. Seit den 50er-Jahren waren es acht Kronleuchter gewesen. Außerdem werden die drei Meter hohen Spiegel an der Stirnwand durch einen dritten ergänzt, der hinter einer Wand verborgen war und wieder an die innere Seitenwand umgehangen wird.

Der Plan: Gute Akustik für Salon

Geplant ist, das bisherige Parkett durch Teppichbelag zu ersetzen. Das war bereits 1913 so. Dadurch wird die Akustik verbessert, erklärt Börner. Das geschieht zudem durch die freigelegten Rundungen der seitlichen Konchen und Putzsysteme an den Vouten am Übergang zur Decke.

Besucher können derzeit sogar vom Pausenraum im ersten Rang aus einen kleinen Einblick gewinnen. Deshalb ist die Tür dort nur mit einer transparenten Plexiglasscheibe verschlossen. Für die Restaurierung des Salons will der SIB rund 1,7 Millionen Euro investieren. Geplant ist, dass die Arbeiten zum Beginn der nächsten Spielzeit abgeschlossen sind, sodass der Salon ab Anfang September 2024 genutzt werden kann.