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Sarrasani-Tochter Satin: Von der Tellerspülerin zum Dresdner Bühnen-Star

Die Tochter von Magier André Sarrasani tritt zum ersten Mal mit eigenen Nummern in der Show in Dresden auf. Weshalb sie sich besonders anstrengen muss und was sie von den Zaubertricks ihres Vaters hält.

Von Andreas Weller
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Satin Sarrasani steht seit seit einigen Wochen auf der Bühne mit ihrem Vater und Magier André Sarrasani.
Satin Sarrasani steht seit seit einigen Wochen auf der Bühne mit ihrem Vater und Magier André Sarrasani. © Matthias Rietschel

Dresden. André Sarrasani hatte angekündigt, dass seine Dinnershow in dieser Saison familiärer wird. Mittlerweile stiehlt ihm seine Tochter fast die Show. Sieben Auftritte hat Satin im Abendprogramm. Dass die 19-Jährige Lust auf die große Bühne hat, liegt bei den Eltern nah. Der Vater ist der bekannte Dresdner Zauberer, die Mutter Edit Slavova war Artistin, bevor sie die Regie und die Konzeption der Show bei Sarrasani übernommen hat. Doch Tochter Satin will ihren eigenen Weg gehen als Sängerin.

Mit fünf Jahren der erste Auftritt im Prinzessinnenkleid

Die 19-Jährige eröffnet jeden Abend "Showtime", im Laufe des Songs "A Million Dreams" aus dem Film "The Greatest Showman" kommen auch Papa André und ihr achtjähriger Bruder Noah dazu.

Die ersten Auftritte von Satin liegen bereits Jahre zurück. Im Alter von fünf ist sie zum Finale in der Show ihres Vaters auf die Bühne. "Im Prinzessinnenkleid, das ich mit Oma geschneidert habe." Die Oma - Ingrid Stosch-Sarrasani - ist im vergangenen Jahr gestorben. "Als Kind habe ich immer wieder Bühnenluft geschnuppert", erklärt Satin ihre Faszination für das, was sie hinter den Kulissen gemacht hat, während die Show ihres Vaters lief. "Wenn Papa mich gesucht hat, hat er mich häufig in der Ballettgarderobe gefunden."

"Ich will auf die Bühne"

Scheinwerferlicht und Bühnen haben Satin als Mädchen immer fasziniert, sagt sie. Mit neun Jahren war sie dann mit ihren Eltern in Hamburg zum Musical "König der Löwen". "Ich war davon so begeistert, dass wir zu Hause auch eine Bühne bauen mussten, Oma hat Kostüme mit genäht und ich habe das in den warmen Fellen im Hochsommer nachgespielt."

Dann gab es einige Jahre Pause auf Bühnen - mal abgesehen von einigen Auftritten als Assistentin vom zaubernden Papa - Satin Sarrasani hat in Dresden auf der International School ihr Abitur gemacht. Zum 50. Geburtstag ihres Vaters im November 2022 ist Satin dann auf die Bühne zurückgekehrt, hat für ihren Papa "Sway" in der Version von Michael Bublé gesungen.

Die Reaktion des stolzen Papas war aber verbal verhalten. "Gar nicht so schlecht", soll dieser gesagt haben, allerdings mit Tränen vor Rührung in den Augen. "Da habe ich gedacht, das könnte ich ausbauen." Satin war kurz zuvor 18 Jahre alt geworden. "Das war der Zeitpunkt, als ich gesagt habe, ich will auf die Bühne."

Atemübungen mit Gesangslehrerin am Telefon

Die Eltern haben ihrer Tochter verdeutlicht, dass dies kein Selbstläufer werde und sie keinen "Welpenschutz" genieße, weil sie die Tochter der Chefs der Show ist. Also hat Satin Sarrasani noch mehr an ihrem Gesang gefeilt. "Bis dahin habe ich mir alles selbst beigebracht." Auf Anraten ihrer Mutter nimmt sie seit einigen Monaten Gesangsunterricht bei der Dresdner Sopranistin und Gesangslehrerin Laura Keil.

Mit der Lehrerin arbeitet Satin an ihrer Stimme, parallel macht sie eine duale Ausbildung im Musik- und Eventmanagement, mit einem Bachelor-Abschluss als Ziel. Der Gesangsunterricht bringe ihr viel, weil sie die Techniken des klassischen Gesangs lerne, obwohl sie sich auf Pop, Rock und Jazz spezialisiert habe. "Das findet in einer Umgebung statt, in der ich mich wohlfühle", erzählt Satin. "Aber vor Auftritten bin ich immer aufgeregt, manchmal telefoniere ich mit meiner Lehrerin dann, mache Atemübungen mit ihr."

Zur Premiere "komplett durch den Wind"

Trotzdem sei sie vor der Premiere am 22. November "komplett durch den Wind" gewesen, berichtet Satin Sarrasani. "Ich war aber auch stolz, habe mich gefreut und wollte das auch immer." Schließlich habe sie immer davon geträumt, auf der großen Bühne vor Publikum zu stehen. Dafür habe sie mit 13 oder 14 Jahren angefangen, bei der Show zu helfen - zuerst als Küchenhilfe Teller gespült, später die Menü-Gänge mit serviert und dann war sie als Kellnerin für einen Bereich zuständig.

Auch für die Eltern war von Anfang an klar, dass nur Leistung zählt und die Erfahrungen im Service wichtig sind. "Sie bekommt keinen Freifahrtschein, weil sie die Direktoren-Tochter ist", stellt André Sarrasani klar. Auch als Sängerin werde sie kritisch beobachtet. "Wenn sie gut abliefert, bekommt sie das gesagt, wen nicht - ebenso. Letzteres vielleicht sogar strenger als die anderen Künstler." Als es bei der Generalprobe gut geklappt hat, ist die Mutter und Regisseurin aber nach Satins Solo extra aus ihrem Regiebereich gekommen und hat ihrer Tochter eine Rose geschenkt.

Künstler-Familie: André Sarrasani mit Sohn Noah und Tochter Satin auf der Showbühne am Elbepark.
Künstler-Familie: André Sarrasani mit Sohn Noah und Tochter Satin auf der Showbühne am Elbepark. © Matthias Rietschel
Satin Sarrasani singt in "Showtime" gleich sieben Songs und ist ein neuer Star in dem Programm.
Satin Sarrasani singt in "Showtime" gleich sieben Songs und ist ein neuer Star in dem Programm. © Matthias Rietschel
Familie Sarrasani auf der Bühne vereint: André, Regisseurin Edit Slavova und ihre Kinder Noah und Satin.
Familie Sarrasani auf der Bühne vereint: André, Regisseurin Edit Slavova und ihre Kinder Noah und Satin. © Matthias Rietschel
Stolzer Papa mit seiner Tochter: André und Satin Sarrasani.
Stolzer Papa mit seiner Tochter: André und Satin Sarrasani. © Matthias Rietschel

Dass die Tochter gleich in ihrer ersten Saison mehrere Auftritte in der Show hat und sich gut schlägt, mache die Eltern stolz, sagt André Sarrasani. "Es ist nicht einfach, auf einer Bühne zu stehen, dazu hat sie in uns unendlich strenge Kritiker, Satin hat dadurch enormen Druck und muss sich gegenüber den anderen Künstlern behaupten."

Anspielungen darauf, dass sie als Tochter der Chefs einen Vorteil habe, hat Satin Sarrasani noch nicht erlebt, sagt sie. "Wir sind ein cooles Team und verstehen uns alle gut." Zumal während der Show jeder auf sich konzentriert ist. Satin trinkt viel Salbeitee mit Eukalyptus für die Stimme. Nach ihrem großen Solo und vor dem Finale packt sie sich gerne warm ein und geht mit ihrer belgischen Schäferhündin "Tala" ein Runde, um den Kopf freizubekommen.

Eltern als Vorbilder - aber nicht auf der Bühne

Vorbild sei Vater André auf der Bühne eher weniger. "Meine Eltern sind für mich beide Vorbilder für Ehrlichkeit, Vertrauen, klare Ansprachen und liebevolle Strenge." Dennoch sei ihr Vater selbstverständlich ein "guter Zauberer". "Er hat die Präsenz auf der Bühne und Lust darauf, aber manchmal fehlt ihm die Zeit zu proben." Deshalb gebe es auch wenig neue Tricks zu sehen.

Das bestätigt auch André Sarrasani. "Mir fehlt leider oft die Zeit. Ich bin technischer Leiter, mache die Buchhaltung und das Büro. Neue Nummern muss man proben, bis sie sitzen. Wenn nicht, lasse ich es lieber."

Satin Sarrasani könnte sich übrigens vorstellen, das Unternehmen ihrer Eltern irgendwann weiterzuführen. "Grundsätzlich ja. Aber ich glaube, ich muss auch mal raus. Ich habe viel von meinen Eltern beigebracht bekommen, deshalb sehe ich auch woanders Chancen, mich zu beweisen." Bisher habe sie "nur" Sarrasani als Unternehmen erlebt, sie suche auch nach andere Ideen, wolle eigene Erfahrungen machen, um dann vielleicht mal den Betrieb zu übernehmen - eventuell ja auch gemeinsam, mit ihrem Bruder Noah. Von den Eltern gibt es diesbezüglich keinen Druck, sagt André Sarrasani. "Wichtig ist, dass beide Schulabschlüsse machen und eine Ausbildung oder ein Studium. Was sie dann machen, entscheiden sie selbst."