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Verein stimmt für Rückgabe des Dresdner Lingnerschlosses

Der Lingnerschloss-Verein darf das Lingnerschloss am Dresdner Elbhang im Rahmen des Erbbaurechts nutzen und sanieren. Dieses Recht will der Verein nun an die Stadt übertragen - unter einer Bedingung.

Von Bettina Klemm
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Der Lingnerschloss-Verein hat am Donnerstagabend dafür gestimmt, das Erbbaurecht für das Lingnerschloss der Landeshauptstadt zu übertragen.
Der Lingnerschloss-Verein hat am Donnerstagabend dafür gestimmt, das Erbbaurecht für das Lingnerschloss der Landeshauptstadt zu übertragen. © Sven Ellger

Dresden. Rund 15 Millionen Euro hat der Förderverein bisher aufgebracht, um das Lingnerschloss zu sanieren. Nun geht ihm kurz vor der Vollendung die Luft aus. Jetzt soll das Erbbaurecht für das mittlere der drei Elbschlösser wieder an die Stadt Dresden übertragen werden. Das wurde zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend mit 64 Ja- und zwei Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen beschlossen.

"Damit ist ein wichtiger Schritt erfolgt und wir haben die Grundlage geschaffen, um wieder nach vorn zu blicken", sagt Peter Schu, Vereinsmitglied und früherer Geschäftsführer des Pharmaunternehmens Glaxo Smith Kline in Dresden. Nun müsse der Dresdner Stadtrat überzeugt werden, damit das bürgerschaftliche Engagement fortgesetzt werden kann.

Lingner wollte Schloss für alle zugänglich machen

Zur Rückgabe gehören jedoch auch die Außenstände des Vereins. Diese betragen nach Informationen von Sächsische.de etwa 1,3 Millionen Euro. Der Verein stand vor der Zahlungsunfähigkeit. Zur Erklärung führte er die Corona-Pandemie, einen Konflikt mit den Gastronomiepächtern, die Inflation und Energiekrise sowie sinkende Spendeneinnahmen an.

"Die Verbindlichkeiten gehören unmittelbar zur Liegenschaft. Für mich ist das keine Frage, wir haben mit der Sanierung ein wertvolles Objekt geschaffen und die Stadt bekommt einen Wert von 15 Millionen Euro geschenkt", findet Peter Schu.

Vor rund 20 Jahren hat sich der Förderverein auf Initiative von Peter Lenk, damals Geschäftsführer der Von Ardenne Anlagentechnik, gegründet, um die marode Immobilie zu sanieren. Lenk konnte krankheitsbedingt an der Mitgliederversammlung nicht teilnehmen.

Der Industrielle Karl August Lingner hatte die Villa Stockhausen 1906 gekauft und als Wohnhaus umgebaut. Nach seinem Tod vererbte er 1916 die Immobilie der Stadt Dresden. Allerdings gibt es im Testament eine Klausel, das Schloss solle für jedermann, nicht nur für Reiche, zugänglich sein. Damit hatte die Stadt Schwierigkeiten, eine Nutzung zu finden. Zudem fehlte ihr Geld für die Sanierung.

Sponsoren weiter erforderlich für weitere Sanierung

In diese Bresche sprang der Förderverein. Neben Jahresbeiträgen der rund 400 Mitglieder von jeweils 120 Euro haben Sponsoren und Unternehmen einen Großteil der Aufwendungen getragen. Hinzu kommen fast 100 Ehrenamtliche, die sich für die Sanierung und das Betreiben des Schlosses engagieren.

So gibt es allein in diesem März rund 60 Veranstaltungen im Schloss. Dazu gehören Filmvorführungen, die Freitagsreihe, Ausstellungen und Schlossführungen. Zur Mitgliederversammlung stellten die jeweiligen Verantwortlichen ihre Projekte vor. Beliebt ist das Lingnerschloss auch bei Heiratswilligen. "Da steckt viel Herzblut und Engagement dahinter", sagt Schu, dessen Unternehmen Glaxo Smith Kline auf Beschluss der Belegschaft fünf Millionen Euro für die Sanierung des Schlosses gespendet hatte.

Auch in Zukunft ist die Hilfe von Sponsoren erforderlich, um die Sanierung zu vollenden. Besonders der Festsaal wartet noch auf seine Vollendung. An dessen Decke wurden unerwartet Malereien aus der Bauzeit der Immobilie 1850/53 entdeckt. Nach aktuellen Schätzungen sind noch zwei bis zweieinhalb Millionen Euro erforderlich.

Transparenz-Hinweis: Die Lingnerschloss Betriebs GmbH hat mehrere Gesellschafter, darunter ist auch der Geschäftsführer der DDV-Mediengruppe, in der unter anderem Sächsische.de und die Sächsische Zeitung erscheinen.