Dresden
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"Viele drehen die Heizung runter und lassen den Staubsauger aus"

Marianne Reibold ist seit über 50 Jahren Mitglied der Volkssolidarität und weiß genau, was die steigenden Preise für viele ältere Dresdner bedeuten. Eine Spendenaktion soll nun helfen.

Von Julia Vollmer
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Marianne Reibold (links) sitzt im Beirat der Volkssolidarität und Margot Stummer ist die Verantwortliche für das kulturelle Leben in der Gruppe.
Marianne Reibold (links) sitzt im Beirat der Volkssolidarität und Margot Stummer ist die Verantwortliche für das kulturelle Leben in der Gruppe. © Christian Juppe

Dresden. "Ich muss jetzt schon mehr aufs Geld achten, schaue in den Supermarktprospekten genau, wo etwas wie viel kostet und kaufe dann dort ein", erzählt Marianne Reibold. "Ich gehe auch nicht mehr oft in ein Konzert", sagt die Seniorin. Sie heizt mit dem Wohnzimmer auch nur noch ein Zimmer in ihrer Wohnung.

Der Grund liegt, wie bei den meisten Dresdnerinnen und Dresdnern, in der Energiekrise und den steigenden Preisen. Seit über 50 Jahren ist Reibold Mitglied bei der Volkssolidarität und auch dort im Beirat. Genauso wie Margot Stummer. Die beiden Frauen wissen selbst genau, was es heißt, die Kosten nun tragen zu müssen, hören das aber auch immer wieder in der Ortsgruppe Leuben und Reick des freien Trägers.

Dort kommen rund 80 Mitglieder zusammen zum Sport, Rommé spielen oder Stricken. Und um sich auszutauschen. "Viele unserer Mitglieder blicken mit Sorge in die Zukunft aufgrund der Krise, sie fühlen sich aber auch oft allein zu Hause und suchen Kontakt", erzählt Margot Stummer. Ihre Sorge, bei aller Anerkennung der Entlastungspakete vom Bund: Was genau erwartet mich bei den Nebenkostenabrechnungen, die kommendes Jahr in den Briefkästen landen werden? Das geht vielen Dresdnerinnen und Dresdnern zurzeit so.

"Die Kostenexplosionen lassen Sorge vor einem kalten Winter wachsen"

Das weiß auch Clemens Burschyk, Vorstand der Volkssolidarität. "Die Kostenexplosionen bei Energie- und Heizkosten, Lebensmittelpreisen sowie die rasant steigende Inflation lassen nicht nur die Sorge vor einem kalten Winter wachsen, sondern stellen mit dem drohenden Wohlstandsverlust auch die Frage nach den sozialen Folgen", sagt er.

Vielen Familien mit einem geringen Einkommen oder einer kleinen Rente falle es immer schwerer, die alltäglichen Kosten zu decken. Manche befinden sich bereits jetzt in einer Lebenssituation, die sofortige Hilfe erfordert. "Wenn wir unseren ambulanten Pflegedienst auf seiner Tour begleiten, erleben wir dort, dass unsere Mitglieder die Heizung nicht aufdrehen und den Staubsauger aus lassen aus Angst vor den Kosten", sagt Christian Seifert, neben Clemens Burschyk einer der beiden Vorstände der Volkssolidarität Dresden.

Spendenaktion für Bedürftige

Die beiden rufen nun zu einer Spendenaktion auf. "Niemand soll unnötig frieren oder ohne ein tägliches warmes Essen auskommen müssen. Wir wollen deshalb alle bitten, sich mit einer Spende zu beteiligen und sich solidarisch zu zeigen", so Seifert. Das Geld soll bei den Mitgliedern des Trägers ankommen. So könne schnell und unbürokratisch da geholfen werden, wo Unterstützung am notwendigsten ist. Sei es bei dem Geld für Essen oder für den Stromabschlag. Mitglieder bei der Volkssolidarität müssen Bedürftigkeit nachweisen, also etwa durch einen Rentenbescheid.

Spenden können eingezahlt werden auf das Spendenkonto: Volkssolidarität Dresden e. V. | Ostsächsische Sparkasse Dresden, BIC: OSDDDE81XXX | IBAN: DE83 8505 0300 3200 0677 98, Verwendungszweck: Hilfe. Mehr Informationen gibt es unter www.hilfe-waermt.de

Die Volkssolidarität Dresden ist ein gemeinnütziger Sozial- und Wohlfahrtsverband. Sie betreibt Pflegeheime, ambulante Dienste, Tages- und Kurzzeitpflegen, leistet Haushaltshilfe, versorgt Haushalte durch ihr Angebot "Essen auf Rädern" und bietet einen Hausnotruf in Dresden. In zwölf Begegnungsstätten für Senioren in der Stadt können sich Menschen treffen. Stadtweit gibt es 3.000 Mitglieder in 32 Mitglieds- und Interessengruppen.