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Wie sicher sind die Dampfer der Weißen Flotte?

Das ganze Jahr über fahren die Dampfer der Weißen Flotte hunderte Passagiere über die Elbe. Dabei kann aber auch viel passieren. Wie sicher sind die Schiffe?

Von Fionn Klose
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So sicher wie nur möglich: Dampfer "Dresden" auf der Elbe.
So sicher wie nur möglich: Dampfer "Dresden" auf der Elbe. © Christian Juppe

Dresden. Es war vor gut zwei Wochen, als der Dampfer Dresden aus der Weißen Flotte auf der Elbe havarierte. Das Schiff musste in Wehlen wegen eines Elektronikschadens notanlegen, weil es sich nicht mehr normal steuern ließ. Rund 160 Fahrgäste mussten von Bord gehen.

Ereignisse wie diese sind selten, können jedoch immer passieren. Wie sind die Dampfer dagegen gesichert? Ein Rundgang auf der "Dresden".

Im Kesselraum des Dampfers ist es an diesem frühen Dienstagmorgen mollig warm. Eine willkommene Abwechslung zum regnerischen und kalten Wetter. Jochen Haubold steigt die schmale Treppe zur Maschine hinunter. "Hier müssen Sie aufpassen, nicht dass sie stolpern", sagt der nautische Leiter der Weißen Flotte. Man merkt, das Thema Sicherheit auf den Dampfern ist ihm wichtig.

Jochen Haubold ist nautischer Leiter bei der Weißen Flotte. Er kennt sich mit den Sicherheitssystemen an Bord aus.
Jochen Haubold ist nautischer Leiter bei der Weißen Flotte. Er kennt sich mit den Sicherheitssystemen an Bord aus. © Marion Doering

Wie sind die Schiffe der Weißen Flotte vor Feuer geschützt?

Direkt hinter der Treppe zum Maschinenraum steht ein großer Schaltschrank. Über einem schwarzen Schalter steht "Feuerlöschpumpe". "Die Pumpe zieht sich Wasser aus der Elbe und verteilt es dann an verschiedene Stationen mit einem Löschschlauch", sagt Jochen Haubold. Diese Stationen sind über das gesamte Schiff verteilt. Auch in jedem Salon - die "Dresden" hat insgesamt vier - gibt es eine solche Station.

Haubold führt aus dem Maschinenraum raus zum Heck des Schiffs. Dort steht eine mobile Löschpumpe, die überall hingezogen werden kann. Auch Feuerlöscher sind auf überall verteilt. "Wenn jemand einen Brand bemerkt, informiert derjenige die Mannschaft", erklärt Haubold den Meldevorgang. "Danach werden zuerst die Gäste gesichert und es wird gelöscht."

Im Maschinenraum der "Dresden". Von hier werden die einzelnen Systeme an- und ausgeschaltet, wie zum Beispiel die Feuerlöschpumpe.
Im Maschinenraum der "Dresden". Von hier werden die einzelnen Systeme an- und ausgeschaltet, wie zum Beispiel die Feuerlöschpumpe. © Marion Doering
Ein Rettungsring und mobiles Feuerlöschsystem am Heck.
Ein Rettungsring und mobiles Feuerlöschsystem am Heck. © Marion Doering
Ein Löschstation mit Schlauch an Deck der "Dresden".
Ein Löschstation mit Schlauch an Deck der "Dresden". © Marion Doering

Die digitalen Meldesysteme auf dem Schiff würden aber dabei helfen, mögliche Brände vorm Ausbrechen zu erkennen. "Wenn zum Beispiel die Öltemperatur steigt, kann der Maschinist sofort reagieren", so Haubold. Auch die Kesselanlage wird mit entsprechenden Sicherheitsventilen immer überwacht. Sie wird einmal im Jahr durch den TÜV geprüft.

Ebenfalls mindestens einmal im Jahr übt die Feuerwehr direkt auf den Schiffen verschiedene Szenarien. "Bei uns haben schon alle Dresdner Feuerwehrstationen den Ernstfall geprobt", sagt Haubold. "Und natürlich sind auch unsere Mitarbeiter geschult."

Was passiert in medizinischen Notfällen?

Doch wie steht es mit möglichen medizinischen Notfällen an Bord? Alle zwei Jahre gibt es Schulungen für die Mitarbeiter, auch gemeinsam mit der Feuerwehr. Zudem sind alle ausgebildete Ersthelfer.

Haubold öffnet ein Schränkchen im Mittelschiff und holt einen großen, orangenen Sanitätskasten und einen Defibrillator hervor. "Der ist ganz neu", sagt er. "Solche Defibrillatoren haben wir auf jedem unserer Schiffe. Im Notfall kann den jeder bedienen, der sagt dir bei jedem einzelnen Schritt, was du machen musst."

Das Beiboot auf der "Dresden" dient auch zum schnellen Transport von Patienten an Land.
Das Beiboot auf der "Dresden" dient auch zum schnellen Transport von Patienten an Land. © Marion Doering
Ein Defibrillator, den jeder auf Fahrt im Notfall bedienen könnte. Das Gerät erklärt jeden einzelnen Schritt genau.
Ein Defibrillator, den jeder auf Fahrt im Notfall bedienen könnte. Das Gerät erklärt jeden einzelnen Schritt genau. © Marion Doering

Am häufigsten aber seien Sturzunfälle auf der Treppe, Schnittwunden, Ohnmacht, Kopfverletzungen oder Wespenstiche. "Im Durchschnitt haben wir vielleicht zwei oder drei solcher Fälle in der Woche", sagt der nautische Leiter. "Das ist überschaubar. Im Verhältnis mit der Anzahl der Passagiere ist das relativ selten."

Wenn ein Notfall während einer Fahrt auftritt, steuert der Dampfer in aller Regel auf dem schnellstmöglichen Weg den nächsten Halt an und die Rettungsstelle wird informiert. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn es genau in der Mitte passiert", sagt Haubold. "Je nachdem können es auch 20 Minuten bis zum nächsten Halt sein."

In solchen Fällen könne man wenden und zu Tal oder zur nächstmöglichen Stelle "kontrolliert auf Land" fahren. "Dann stimmen wir uns mit dem Rettungsdienst oder Notarzt ab." Man treffe sich dann an einem Ort, der günstig ist, lasse das Beiboot zu Wasser und bringe den Patienten ans Ufer. Das Beiboot wird nur durch die Crew benutzt. So kann auch schnell Hilfe an Bord geholt werden.

Könnten die Dampfer auch kentern?

Eine spezielle Situation, die die Crew der Weißen Flotte ebenfalls trainiert, ist ein Wassereinbruch im Schiff. "Es kann bei Niedrigwasser sein, dass man sich irgendwas reinfährt", sagt Jochen Haubold. Die betroffene Stelle wird dann mit Holz abgedichtet. Ein solcher Unfall sei aber weniger eine Gefahr, da die Elbe relativ flach ist. Dementsprechend sei es sehr unwahrscheinlich, dass ein Schiff sinkt.

In einer Truhe vor der Reling auf dem Oberdeck befinden sich die sogenannten "Einzelrettungsmittel" aus Styropor für die insgesamt zulässigen 610 Passagiere. "Die Fahrgäste legen sich mit dem Bauch darauf, dabei bleibt der Kopf immer oben", sagt Haubold. Außerdem verfüge das Schiff über mehrere Rettungsinseln.

Exakt 610 Rettungswesten sind in dieser Rettungsmittelkiste an Deck der "Dresden". Genauso viele, wie sich Personen an Bord befinden dürfen.
Exakt 610 Rettungswesten sind in dieser Rettungsmittelkiste an Deck der "Dresden". Genauso viele, wie sich Personen an Bord befinden dürfen. © Marion Doering

Jeden Morgen, bevor die Dampfer losfahren, macht die Crew eine Begehung, bei der sie auch die Sicherheitstechnik kontrolliert. "Schwierig wird es schon, wenn eine Barriere oder ein Gitter kaputt ist", sagt Haubold. "Wenn wir aus sicherheitsrelevanten Gründen nicht fahren können, dann fällt die Fahrt aus. Oder wir nehmen ein anderes Schiff."

Doch bei all den Vorkehrungen weiß Jochen Haubold: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie. "Passen Sie auf dem Steg auf, da kann es glatt werden", warnt er.