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Wohnungsneubau in Dresden geht zurück

In den Jahren 2017 bis 2020 sind jeweils mehr als 2.000 neue Wohnungen in Dresden fertig geworden. Eine Zahl, die dieses Jahr wohl nicht erreicht wird. Von den Ursachen ist auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft betroffen.

Von Kay Haufe
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Dresden braucht neue Wohnungen. Vor allem für Singles und Familien mit Kindern gibt es zu wenige. Auch Sozialwohnungen werden gebraucht.
Dresden braucht neue Wohnungen. Vor allem für Singles und Familien mit Kindern gibt es zu wenige. Auch Sozialwohnungen werden gebraucht. © Marion Doering

Dresden. In Löbtau entsteht ein neues, kleines Quartier. Zwischen Löbtauer, Lübecker, Columbus- und Eichendorffstraße werden bis 2025 ein sechsgeschossiger Gebäuderiegel und zwei freistehende Mehrfamilienhäuser mit jeweils fünf Etagen gebaut. Am Donnerstag gab es den ersten Spatenstich am "Löbtauer Tor", das nach Fertigstellung 125 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern und einer Größe zwischen 45 und 110 Quadratmetern mit Balkon oder Terrasse bietet.

Am Donnerstag wurde Spatenstich für das Projekt "Löbtauer Tor" gefeiert, in dem 125 Wohnungen entstehen sollen.
Am Donnerstag wurde Spatenstich für das Projekt "Löbtauer Tor" gefeiert, in dem 125 Wohnungen entstehen sollen. © René Meinig
So sollen die Neubauten an der Löbtauer Straße aussehen.
So sollen die Neubauten an der Löbtauer Straße aussehen. © Visualisierung: Stellwerk Architekten

Das Projekt "Löbtauer Tor" ist eines von wenigen größeren Neubauvorhaben, die in diesem Jahr in Dresden gestartet sind. Auch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren gesunken. Mit Stand vom September wurden 666 Neubauwohnungen in diesem Jahr fertiggestellt, wie die Statistikstelle der Stadt informiert.

Darunter sind auch die 49 Campus-Living-Wohnungen, die der Bauträger Baywobau Dresden an der Nöthnitzer Straße baut. Auch die 100 Wohnungen der Quarterback Immobilien AG in den "Mariengärten" oberhalb der Stauffenbergallee gehören dazu. Zudem sind Wohnungen in der Hafencity am Neustädter Hafen fertiggeworden.

Vor zwei Jahren noch 3.000 neue Wohnungen fertiggestellt

Obwohl noch Projekte im Bau sind, wird die Zahl von über 2.000 fertiggestellten Wohnungen wohl nicht mehr erreicht werden. So viele waren es jeweils in den Jahren 2017 bis 2020. Der höchste Wert wurde 2020 mit 2.994 Wohnungen geschafft. Im Jahr zuvor waren es immerhin noch 2.402. In 2.300 neue Wohnungen konnten Mieter und Eigentümer 2017 einziehen.

Diese Zahlen kommen zwar nicht an den Dresdner Spitzenwert von 5.166 neuen Wohnungen im Jahr 1995 heran, liegen aber deutlich über den niedrigsten Neubau-Werten von 232 im Jahr 1992 und 557 im Jahr 2010.

Die Mischung aus steigenden Baupreisen und fehlendem Material erschweren Bauherren momentan eine tragfähige Kalkulation und verunsichern Investoren und mögliche Käufer. Auch die städtische Wohnungsgesellschaft WID benötigt mehr Geld als geplant, um Sozialwohnungen fertigzustellen. Um mehr als 700 schon geplante Wohnungen bauen zu können, hat der Stadtrat jetzt etwa 16 Millionen Euro zusätzlich für das kommunale Wohnungsbauunternehmen beschlossen.

Manche Investoren schon von Projekten zurückgetreten

Die meisten neuen Wohnungen sind zuletzt in Räcknitz/Zschertnitz entstanden. 35 waren es im ersten Quartal dieses Jahres, wie aus dem Statistischen Quartalsblatt der Stadt hervorgeht. Dahinter folgen die Wilsdruffer Vorstadt und Gorbitz-Nord/Neuomsewitz mit 27 bzw. 26 Wohnungen. Stadtweit waren es 191. In mehr als der Hälfte aller Dresdner Stadtteile sind dagegen gar keine neuen Wohnungen entstanden. Im Gegenteil, in manchen schrumpfte die Zahl der Wohnungen sogar, in Pieschen-Süd zum Beispiel. Stadtweit fielen zwischen Januar und März 22 Wohnungen weg.

Und wie geht es nun weiter? Von Investoren, die von Projekten in Dresden zurückgetreten sind, ist bislang nichts zu hören. Nach Auskunft der Stadt sind derzeit noch 4.028 Wohnungen im Bau, von denen allerdings nicht alle mehr in diesem Jahr fertig werden. Ob alle geplanten Projekte realisiert werden, ist unklar. "Die seit Monaten stark gestiegenen Baumaterial- und somit Baupreise haben schon viele gewerbliche und private Hausbauer veranlasst, von ihren Projekten zurückzutreten", sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

Dresden will Baurecht für neue Wohngebiete schaffen

Entweder die Projekte rechne sich nicht mehr oder die gestiegenen Baupreise und Zinsen sprengten das Budget. "Es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass der Wohnungsbau zum Erliegen kommt. Nicht nur, weil die Baubranche eine tragende Säule unserer Volkswirtschaft und unseres Wohlstandes ist, sondern da wir den dringenden Bedarf an Wohnraum, gerade im sozialen Bereich, decken müssen." Die Politik müsse mit angemessenen Investitionsanreizen gegensteuern.

Die Landeshauptstadt will im Zuge ihres neuen Stadtentwicklungskonzeptes mehrere neue Wohngebiete vorantreiben, indem Baurecht geschaffen wird, unter anderem am Alten Leipziger Bahnhof und an der Friedrichstraße.

Im "Löbtauer Tor" sollen neben Wohnungen außerdem 3.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen, die einzelnen Einheiten umfassen rund 190 bis 620 Quadratmeter. Beheizt werden sollen Wohnungen und Büros mit Fernwärme, die Dächer werden begrünt. Entwickelt wurde das Projekt von AOC-Die Stadtentwickler GmbH, die das Ensemble bereits an einen Fonds verkauft hat.