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300 neue Wohnungen in Dresden geplant

An der Schandauer Straße in Striesen soll ein Wohnquartier mit 140 Sozialwohnungen entstehen. Doch die Stadt lehnt diese Pläne ab. Warum?

Von Nora Domschke
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Die neuen Wohngebäude zwischen Glashütter und Schandauer Straße sollen Gründächer bekommen. Ob sie gebaut werden, ist unklar.
Die neuen Wohngebäude zwischen Glashütter und Schandauer Straße sollen Gründächer bekommen. Ob sie gebaut werden, ist unklar. © Visualisierung: Areal Trading GmbH

Dresden. Die Baubranche hat es schwer: Kosten und Kreditzinsen steigen, Material wird oft verspätet geliefert oder ist gar nicht zu bekommen. Das hat nun auch in Dresden massive Auswirkungen: Der Bau von 500 Sozialwohnungen steht derzeit auf der Kippe. Mehr als 13 Millionen Euro müsste die Stadt zuschießen, damit sie doch gebaut werden können.

Seit zwei Jahren gibt es fertige Pläne eines privaten Investors für ein neues Wohnquartier in Striesen. Von den 300 Wohnungen sollen 140 als Sozialwohnungen vermietet werden. Warum bislang nichts passiert ist.

Wo genau soll gebaut werden?

Projektentwickler Tobias Ströbel will mit seinem Dresdner Unternehmen, der Areal Trading GmbH, auf einem Grundstück an der Schandauer Straße einen Wohnpark entwickeln. Konkret geht es um eine Fläche, die von den Technischen Sammlungen sowie von der Glashütter, Gottleubaer und Schandauer Straße begrenzt wird.

Nach Ströbels Angaben gehört seiner Firma bereits ein 4.000 Quadratmeter großes Grundstück in der Mitte des Areals. Dort befinden sich in einem Altbau derzeit ein Spielcasino, ein Getränkemarkt und ein Blumengeschäft.

Vom Turm der Technischen Sammlungen aus ist das geplante Baugrundstück zwischen Schandauer Straße (l.) und Glashütter Straße (r.) gut zu überblicken. Das langgestreckte Gebäude in der Mitte, der Altbau dahinter und die beiden Flachbauten rechts müssten de
Vom Turm der Technischen Sammlungen aus ist das geplante Baugrundstück zwischen Schandauer Straße (l.) und Glashütter Straße (r.) gut zu überblicken. Das langgestreckte Gebäude in der Mitte, der Altbau dahinter und die beiden Flachbauten rechts müssten de © Marion Doering

Die anderen Grundstücksbereiche gehören laut Ströbel einem weiteren Eigentümer, der schon vor längerer Zeit seine Verkaufsbereitschaft signalisiert habe. Inzwischen lägen unterschriftsreife Kaufverträge vor. Auf diesen Flächen haben ein großer Aldi-Markt und ein Fressnapf ihre Filialen. In einem langgestreckten Gebäude, das früher zu Pentacon gehörte, sind eine Tanzschule und eine Jesusgemeinde Mieter. Mit ihnen sei bereits über die Pläne für das Bauprojekt gesprochen worden, so Ströbel.

Was soll dort auf dem Grundstück entstehen?

Alle jetzigen Gebäude müssten für das Wohnquartier abgerissen werden. Dafür entstehen vier neue Gebäudekomplexe mit jeweils fünf Etagen und einem Staffelgeschoss. Die Dachflächen sollen begrünt werden, erläutert Ströbel. Mit den Plänen habe man sich an einem Bauprojekt der Firma USD orientiert, das ein Stück stadteinwärts an der Ecke zur Bergmannstraße entstanden ist.

USD baut derzeit auf der anderen Seite der Gottleubaer Straße die frühere Tabakfabrik als Wohngebäude aus, auch neue Häuser werden errichtet. Dieser Bereich ist Teil des Bebauungsplans 3042, zum dem auch die Fläche gehört, die Ströbel bebauen lassen will. Sein Plan: 300 neue Wohnungen, davon 140 Sozialwohnungen.

Der östliche Gebäudekomplex an der Gottleubaer Straße soll diesen Sozialwohnungen vorbehalten sein, im Erdgeschoss könnte der Aldi-Markt einziehen, der daran schon Interesse bekundet habe, so Ströbel. Demnach habe sich dieser Standort der Discounter-Kette sehr gut entwickelt und soll deshalb erhalten bleiben.

Zwischen den vier Gebäuden sollen Grünflächen und ein Spielplatz entstehen.
Zwischen den vier Gebäuden sollen Grünflächen und ein Spielplatz entstehen. © Visualisierung: Areal Trading GmbH

In den Bereichen zwischen den Neubauten sind gestaltete Freiflächen geplant. "Wir begrünen das Areal und die derzeit komplett bebaute Fläche wird in großen Teilen entsiegelt." Neben Grünbereichen sollen auch ein Spielplatz und ein Radweg entstehen.

Was sagt Dresdens Baubürgermeister zu den Plänen?

Mit dem Bauprojekt will Ströbel der akuten Wohnungsknappheit entgegenwirken. "Allerdings bremst uns die Stadt seit zweieinhalb Jahren aus." Mehrfach seien Termine vereinbart worden, die kurzfristig abgesagt wurden. Erst im Juli dieses Jahres lehnte das Stadtplanungsamt einen Termin mit Ströbels Architekten ab, bei dem dieser die Pläne erläutern und gegebenenfalls von der Stadt erfahren wollte, welche Entwicklung an dieser Stelle in Striesen vorgesehen ist. "Wir sind flexibel und können auch ein Bürogebäude bauen, wenn das gewünscht wird", so Ströbel.

Auf Anfrage von Sächsische.de teilt Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) mit, dass der Bauausschuss 2019 die Aufstellung des Bebauungsplanes beschlossen habe, wobei verschiedene Planungsziele formuliert worden seien. Diese sehen durchaus ein innerstädtisches Quartier vor, allerdings soll dabei auch ein weiterer Bedarf an Flächen, etwa für Gemeinschaftseinrichtungen sowie Grün- und Freiflächen beachtet werden.

Östlich der Gottleubaer Straße habe die Stadt damals die Baugenehmigung für den Umbau der denkmalgeschützten Zigarettenfabrik und den Bau neuer Häuser genehmigen können. Neben einem Fußweg am Blasewitz-Grunaer Landgraben entsteht dort auch ein öffentlicher Spielplatz, sodass der geforderte Nutzungsmix gegeben ist.

Offenbar ist der bei Ströbels Plänen für die Stadt nicht erkennbar. Kühn bestätigt, dass es 2020 Gespräche mit den Eigentümern gab, deren Grundstücke im Bebauungsplan liegen. Mit Blick auf Ströbel teilt Kühn mit: "Dieser Projektentwickler übergab der Stadtverwaltung seinerzeit einen Bebauungsvorschlag, welcher nicht den vom Ausschuss beschlossenen Entwicklungszielen entspricht."

Auch seien die Überlegungen, wie dieses Gebiet städtebaulich entwickelt und genutzt werden soll, noch nicht abgeschlossen oder durch die politischen Gremien bestätigt.

Wie geht es mit dem Areal weiter?

Tobias Ströbel wird weiter versuchen, sich mit der Stadt über eine mögliche Bebauung zu verständigen. Sollte er doch noch grünes Licht für seinen Wohnpark bekommen, könnten die Bauarbeiten innerhalb eines Jahres beginnen und nach zwei Jahren abgeschlossen sein.

Andererseits ist derzeit offen, wie das Ergebnis der Überlegungen aufseiten der Stadt aussieht, wie das Areal künftig genutzt werden soll.