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Deutlicher Anstieg bei Kinderpornografie in Sachsen

Die Kriminalstatistik zeichnet ein gemischtes Bild von der Entwicklung in Sachsen. Es gibt in diesem Jahr erfreuliche, aber auch einige weniger gute Zahlen.

Von Karin Schlottmann
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Die Asservate einer Razzia gegen mutmaßliche Nutzer und Verbreiter von Kinderpornografie stapeln sich bei der Kriminalpolizei in Chemnitz..
Die Asservate einer Razzia gegen mutmaßliche Nutzer und Verbreiter von Kinderpornografie stapeln sich bei der Kriminalpolizei in Chemnitz.. © Dietmar Thomas

Dresden. Die Aussagekraft der Kriminalstatistik der Polizei ist naturgemäß begrenzt. Weil längst nicht alle Straftaten angezeigt werden, gibt sie allenfalls eine Tendenz über die aktuellen Entwicklungen wieder. Auch die Polizei kann die Statistik beeinflussen: Dort, wo sie mit intensiven Kontrollen und hohem Fahndungsdruck arbeitet, können die Zahlen zumindest kurzfristig nach oben gehen, um dann, so die Hoffnung, dauerhaft zu sinken. Die Jahresstatistik 2022 gibt einige Hinweise auf aktuelle Entwicklungen.

Verbreitung kinderpornografischer Bilder nimmt stark zu

Sonja Penzel, Präsidentin des Landeskriminalamtes, ist besorgt. Hinter jedem Bild, das hergestellt oder per Handy verbreitet werde, stecke das Schicksal eines missbrauchten Kindes, sagte sie am Dienstag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik in Dresden. Die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornografie ist von 440 auf 2.000 Fälle angestiegen. Diese negative Entwicklung sei noch lange nicht zu Ende, sagte sie. Der Anteil von Jugendlichen, die diese Bilder beispielsweise in Whatsapp-Gruppen verbreiteten, sei hoch. Diese seien sich offenbar über die hohe Strafandrohung für Verbrechen dieser Art nicht bewusst.

Bei ihren Ermittlungen werde die Polizei in Deutschland unterstützt von einer Nichtregierungsorganisation in den USA, die entsprechende Inhalte sowie wichtige Daten wie IP-Adressen, Benutzernamen und E-Mail-Adressen von Tätern an das Bundeskriminalamt weiter übermittle. Die Zahl der Meldungen habe sich inzwischen verzehnfacht, sagte Penzel.

Hohe Dunkelziffer bei Kriminalität im Internet

Experten gehen bei Straftaten mit dem Tatmittel Internet oder IT-Geräten von einer hohen Dunkelziffer aus. Vor allem Firmen sind nicht sonderlich erpicht darauf, sich im Falle von Hacker-Angriffen oder Betrug die Polizei ins Haus zu holen und den Schaden damit öffentlich zu machen. 2022 wurden in Sachsen mehr als 13.000 Straftaten in diesem Bereich registriert. Am häufigsten lautete der Vorwurf Waren- oder Warenkreditbetrug. Zweithäufigstes Delikt ist die Verbreitung pornografischer Inhalte.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sagt, Respektlosigkeit und Verrohung nähmen "in einem nicht mehr tolerierbaren Ausmaß" zu.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sagt, Respektlosigkeit und Verrohung nähmen "in einem nicht mehr tolerierbaren Ausmaß" zu. © Archiv/Ronald Bonss

Rauschgiftdelikte rückläufig, aber auf hohem Niveau

Innenminister Armin Schuster gibt den Rückgang mit minus 7,3 Prozent an. Drogenstraftaten sind ein klassisches Kontrolldelikt. Das heißt, in der Regel erfährt die Polizei nur davon, wenn sie die Täter selbst aufspürt. Insgesamt wurden 13.353 Fälle registriert. Das ist ein Rückgang gegenüber 2021. Aber verglichen mit den Jahren 2015 und 2016, als rund 9.000 Fälle von Drogenkriminalität angezeigt wurden, stagniert die Zahl seit fünf Jahren auf hohem Niveau. Crystal Meth ist inzwischen weniger verbreitet. Der Schwerpunkt liegt auf Handel und Besitz von Cannabis.

Weniger Fahrraddiebstähle und Erfolge bei Bekämpfung von Kfz-Diebstählen

2014, auf dem Höhepunkt einer Welle von Autodiebstählen, lag die Fallzahl bei 3.448. Seitdem verschwinden immer weniger Autos. 2022 waren es noch 1.470. Die Aufklärungsquote kletterte auf über 52 Prozent. LKA-Chefin Penzel führt dies auf die Arbeit der Sonderkommission Kfz sowie auf gemeinsame Fahndungsgruppen mit der Bundespolizei sowie mit den Polizeien in Tschechien und Polen zurück.

Politisch motivierte Kriminalität erreicht neuen Höchststand

Politisch motivierte Taten sind gegenüber 2021 um ein Drittel angestiegen. 6.327 Taten wurden gemeldet. Die Aufklärungsquote beträgt gerade einmal 31 Prozent. Die hohe Zahl sei eine Folge vor allem von Verstößen bei den Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, sagte Minister Schuster. Die Tatverdächtigen seien größtenteils nicht dem üblichen Rechts-Links-Schema zuzuordnen. Er wertete dies als Zeichen dafür, dass der Protest in weiten Teilen aus der „bürgerlichen Mitte“ gekommen sei. In keinem anderen Bundesland müsse sich die Polizei mit einem derart konzentrierten Demonstrationsgeschehen beschäftigen wie in Sachsen, sagte Schuster. An jedem Montag hätten landesweit 60 bis 110 angemeldete und nicht angemeldete Versammlungen stattgefunden. Für die Polizei sei dies eine große Herausforderung.

Politisch motivierte Kriminalität, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet wird, bildet einen Schwerpunkt in diesem Bereich. Hier geht es vor allem um Propagandadelikte, Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Bei der Gewaltkriminalität dominieren der Statistik zufolge aber die Linksextremisten in Sachsen, und zwar mit Abstand.