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Zwischenstopp Reisemesse: Paar aus Dresden baut Camper aus und startet ins Vanlife

Maria und Stephan Wanschura aus Dresden sind gerade mit ihrem Camper auf Weltreise. Für die Reisemesse haben sie einen Stopp in ihrer Heimat eingelegt - und ihr neues Zuhause auf Rädern gezeigt.

Von Theresa Hellwig
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Maria und Stephan Wanschura aus Dresden leben ihren Traum vom "Vanlife". Zwei Jahre haben sie darauf hingearbeitet. Nun haben ihr Wohnzimmer auf Rädern am Wochenende auf der Reisemesse gezeigt.
Maria und Stephan Wanschura aus Dresden leben ihren Traum vom "Vanlife". Zwei Jahre haben sie darauf hingearbeitet. Nun haben ihr Wohnzimmer auf Rädern am Wochenende auf der Reisemesse gezeigt. © René Meinig

Dresden. Wer einen Blick in das Wohnzimmer von Maria und Stephan Wanschura aus Dresden werfen will, der muss die Schuhe ausziehen. "Nur auf Socken", erklärt Stephan immer wieder am Sonntagvormittag. Denn Interessierte gibt es viele - steht doch das Wohnzimmer der beiden gerade in Saal 1 der Dresdner Messe: auf der Reisemesse. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Es ist ein Zuhause auf vier Rädern.

"Rex" nennen die beiden ihren Expeditionsbus, den sie so ausbauen lassen haben, dass sie darin leben können. Seit November ist es nicht mehr nur noch ein Traum des Dresdner Ehepaares. Seitdem leben die beiden ihre Idee. Eigentlich waren sie gerade in Spanien unterwegs. Für die Reisemesse, die an diesem Wochenende auf dem Dresdner Messegelände stattfindet, sind sie aber noch einmal zurückgekehrt.

Dresdner Vanlifer: "Wir haben quasi eine 3-Raum-Wohnung"

"Wir haben hier im Prinzip eine Drei-Zimmer-Wohnung", sagt Stephan und lacht. "Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer." Er deutet auf das Bett, den Herd und das Waschbecken, die Sitzbank. Es gibt eine Wasseraufbereitungsanlage, einen Kühlschrank, eine Dusche und eine Toilette. "Und wir haben auch einen Hobbykeller." Viel Stauraum gibt es unter dem Bett. Dort befinden sich zwei Mountainbikes, ein Paddelboot im Rucksack - "Packrafting" nennt sich das -, Kletterausrüstung und Werkzeug für "Rex".

Seit November sind die beiden Dresdner nun auf Weltreise. Sie haben ihre Wohnung in der Johannstadt aufgelöst, Maria hat in ihrer Firma ihr Jobmodell auf Minijob-Basis umgebaut und arbeitet aus der Ferne, sie haben ihren Van ausbauen lassen. Schon früher waren sie viel unterwegs, erzählen sie. Türkei, Ägypten, Portugal, Schottland - immer mit dem Rucksack.

"Rex" nennen Stephan und Maria Wanschura den Mercedes-Sprinter, in dem sie mittlerweile leben.
"Rex" nennen Stephan und Maria Wanschura den Mercedes-Sprinter, in dem sie mittlerweile leben. © René Meinig

Die Idee vom Vanlife hatten sie dabei schon länger. Als Stephans Vater starb, entschieden sie: "Wir machen das jetzt wirklich."

"Mein Vater hatte auch immer den Traum vom Reisen mit dem Van. Mindestens durch Deutschland, vielleicht durch Europa", sagt Stephan. Seinen Traum will er jetzt leben. Und: "Es hat uns auch vor Augen geführt, wie kurz das Leben ist", sagt Maria. Das Geburtsdatum des Vaters befindet sich nun auf Rex' Kennzeichen.

Ihren Besuch in Dresden für die Reisemesse nutzen die beiden auch für Behördengänge, beispielsweise um sich abzumelden. Die Zelte in Dresden sind abgerissen. Keine Frage: Stephan und Maria meinen es ernst mit der Weltreise.

Wie lange sie unterwegs sein wollen? "Mindestens drei, vielleicht auch fünf Jahre", sagt Maria. Gerade waren sie in Spanien. Nach der Messe wollen sie sich erst einmal für ein Jahr auf Europa konzentrieren, dann Richtung Osten brausen. "Wir wollen in etwa die alte Seidenstraße entlangreisen", sagt Maria. Dann soll es nach Amerika gehen, die Panamericana entlang. Auch Afrika ist ein Ziel und später sogar Neuseeland, mit "Rex". Wie? "Wir sind optimistisch, dass wir eine Lösung finden", sagt die 33-Jährige - und zieht die Schulter nach oben.

Dresdner Firma baut Vans aus: "Vanlife noch immer im Trend"

Von ihren Erlebnissen wollen die beiden auf Youtube und auf Instagram berichten. Wichtig ist ihnen dabei auch, ihre Werte zu vermitteln. Die Natur zu schätzen, zum Beispiel. "Wenn wir irgendwo unterwegs sind, sammeln wir auch den Müll der anderen auf", sagt Maria. "Wir wollen zeigen: Die Natur ist zu kostbar, um sie verrotten zu lassen." Kochrezepte wollen sie teilen: Die beiden leben vegetarisch oder vegan, wenn es geht. Und sie wollen Verständnis für andere Kulturen schaffen, Menschen die Angst vor dem Fremden nehmen.

Aber auch ein realistisches Bild vom Weltreisen und dem Leben im Van wollen sie geben. Der Anfang zum Beispiel, der war alles andere als leicht, berichten die beiden. Es gab Probleme am Bus und dann Schwierigkeiten bei der Werkstattsuche. Beim Ausbau haben sie schlechte Erfahrungen gemacht und Geld und Zeit verloren. "Da wollen wir andere sensibilisieren", erklärt Maria.

Stephan Wenke hat 2019 das Unternehmen "Element Camper" gegründet. Seitdem baut das Dresdner Unternehmen Vans nach Kundenwunsch individuell aus.
Stephan Wenke hat 2019 das Unternehmen "Element Camper" gegründet. Seitdem baut das Dresdner Unternehmen Vans nach Kundenwunsch individuell aus. © René Meinig

Am Ende hat die Dresdner Firma "Element Camper" den Innenausbau ihres Busses gemacht. Gründer Stephan Wenke kennt die Wünsche der Reisenden: Seit 2019 baut er Fahrzeuge für sie aus, die Auftragsbücher sind voll. "Vanlife" boomt - noch immer. "In der Regel bauen wir acht bis zwölf Fahrzeuge in einem Jahr aus", berichtet er. Bis zu ein Jahr im Voraus vergebe er Aufträge, länger nicht. "Dann müssen wir auch mal Leute ablehnen", sagt er.

Auch auf der Dresdner Reisemesse, die am Wochenende mehr als 32.000 Besucher zählt, ist die Faszination noch immer zu spüren: Die Halle zum Thema ist voll; die Leute interessieren sich für Dachzelte, Lösungen für Strom im Bus, Innenausstattung, Dämmmaterial. Maria und Stephan zeigen gerne ihre Lösungen - bevor sie ihr Wohnzimmer nach der Messe wieder aus der Halle fahren und die Natur zu ihrem Vorgarten machen.