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Parkplatz-Ärger auf Dresdner Wochenmarkt geht weiter

Die Markthändler dürfen ihre Fahrzeuge nicht mehr auf dem Alaunplatz in Dresden parken. Doch einige Autofahrer widersetzen sich. Ein Vorschlag könnte das Problem lösen.

Von Carlotta Böttcher
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Händlerin Franziska Gorbitz steht seit über 20 Jahren auf dem Wochenmarkt am Alaunplatz in Dresden. Zum Parkplatz-Ärger sagt sie: "So ein Theater wie jetzt habe ich hier noch nie erlebt."
Händlerin Franziska Gorbitz steht seit über 20 Jahren auf dem Wochenmarkt am Alaunplatz in Dresden. Zum Parkplatz-Ärger sagt sie: "So ein Theater wie jetzt habe ich hier noch nie erlebt." © René Meinig

Dresden. Am Donnerstagmorgen ist noch nicht viel los auf dem Markt am Alaunplatz. Die Händler stellen gerade die letzten Kisten auf, als ein Kleintransporter mitten auf den Platz fährt. Ein junger Mann steigt aus, geht zu "Hertel Grillgenuss", kauft ein Brathähnchen, steigt wieder ein, wendet auf dem Platz und fährt weg.

Die Szene steht sinnbildlich für den Streit, der seit zwei Wochen auf dem Markt am Alaunplatz geführt wird. Bis dato durften Händler ihre Transportfahrzeuge neben oder hinter ihren Verkaufsständen abstellen. In der Marktsatzung ist das zwar offiziell verboten, vom Ordnungsamt wurde es jedoch geduldet. Bis vor zwei Wochen, als das Ordnungsamt verkündete, dass es Beschwerden gegeben habe und die mündliche Absprache nicht mehr gelte.

Von nun an dürfen keine Fahrzeuge mehr auf den Platz fahren. Werden Händler mit einem Fahrzeug außerhalb der Auf- und Abbauzeiten auf dem Marktplatz erwischt, drohen Bußgelder bis zu 1.000 Euro. Für Kunden, die mit ihrem Auto unerlaubt auf den Platz fahren, kann das Ordnungsamt 55 Euro Strafe kassieren.

Seit zwei Wochen dürfen die Händler auf dem Wochenmarkt am Alaunplatz ihre Fahrzeuge nicht mehr neben dem Verkaufsstand abstellen. Für die Händler ist das unverständlich.
Seit zwei Wochen dürfen die Händler auf dem Wochenmarkt am Alaunplatz ihre Fahrzeuge nicht mehr neben dem Verkaufsstand abstellen. Für die Händler ist das unverständlich. © René Meinig

Franziska Gorbitz hat dafür kein Verständnis. Sie verkauft seit über 20 Jahren Obst, Gemüse und Blumen auf dem Alaunplatz. Sie sagt: "Natürlich sollen die Kunden nicht mit dem Auto auf den Platz fahren und hier einen coolen Max machen. Aber wenn wir Händler hinter den Ständen unser Auto parken, stört das doch niemanden." Schließlich bleiben die Fahrzeuge der Händler den ganzen Tag stehen, im Gegensatz zu den Kunden, die hin- und herfahren.

Franziska Gorbitz hat eine mündliche Sondergenehmigung bekommen, dass ihr Transport-LKW weiterhin auf dem Platz stehen darf. Der LKW ist so groß, dass sie in der Neustadt keinen Parkplatz findet. "Das war zumindest letzte Woche der Stand. Ob das diese Woche immer noch so ist, weiß ich nicht", sagt sie. "Im Notfall muss ich den LKW zurück in den Betrieb fahren." Für Franziska Gorbitz würde das bedeuten, nach dem Aufbau 20 Kilometer nach Stetzsch in der Nähe von Cossebaude zu fahren und den LKW am Abend dort wieder abzuholen.

Wochenmarkt-Händler findet Regelung unverschämt

Händler Alexandros Bourtounis hat seinen Transporter heute in hundert Meter Entfernung auf dem Bischofsweg geparkt. Er verkauft in seinem Betrieb "elia&skordo" Feinkost, Milchprodukte und Gewürze. Die neue Regelung findet er unverschämt. Der Parkplatz auf dem Bischofsweg koste ihn 12 Euro pro Tag - wenn er denn einen findet. Bourtounis: "Ich habe das Gefühl, die Stadt will Wochenmärkte haben, aber sie macht nichts, um uns zu unterstützen."

Die Händler sind auf die Marktleitung nicht gut zu sprechen. An diesem Donnerstag ist die Leiterin der Dresdner Wochenmärkte Madeleine Megyesi-Lukaß selbst vor Ort. Zu dem Streit sagt sie: "Wir sind an die Marktsatzung gebunden." Was die Kunden machen, liege nicht in ihrer Zuständigkeit. Darum müsse sich das Ordnungsamt kümmern. Die Marktgilde könne lediglich kontrollieren, ob die Händler ihre Fahrzeuge ordnungsgemäß abstellen.

Darauf angesprochen, dass sie heute selbst ihr Auto auf dem Marktplatz geparkt hat, antwortet sie schulterzuckend: "Na ja, wir müssen ja auch irgendwo parken." Ob das nicht inkonsequent ist? Sie lacht und sagt: "Klar, theoretisch darf ich das auch nicht."

Mit Hütchen sollen Kunden daran gehindert werden, auf den Marktplatz zu fahren. Kurz nachdem der Marktleiter die Hütchen aufgestellt hat, parkt eine Frau ihr Auto wenige Zentimeter davor.
Mit Hütchen sollen Kunden daran gehindert werden, auf den Marktplatz zu fahren. Kurz nachdem der Marktleiter die Hütchen aufgestellt hat, parkt eine Frau ihr Auto wenige Zentimeter davor. © René Meinig

Um das Problem zu lösen, gibt es verschiedene Ideen. Beispielsweise könnten die Poller, die es vor vielen Jahren an der Einfahrt gab, erneuert werden. Vorübergehend könnten Hütchen die Einfahrt versperren. Laut Megyesi-Lukaß haben Autofahrer diese in der Vergangenheit jedoch einfach beiseite geräumt. Händler Bourtounis schlägt eine Pauschale für Händler vor, um die Parkgebühr von zwölf Euro auf drei bis fünf Euro zu senken.

SPD-Stadtbezirksbeirat Christian Demuth setzt sich dafür ein, die Marktsatzung zu ändern. Er hält das für die schnellste und kostengünstigste Lösung. In einem Brief an den Oberbürgermeister schreibt der SPD-Stadtbezirksbeirat: "Wir begrüßen, dass gegen das wilde Parken auf dem Alaunplatz eingeschritten wird. Gleichzeitig sollte den Händlerinnen und Händlern das Parken auf dem Gelände weiter erlaubt werden. Wir schlagen daher vor, in Bezug auf die Händler eine Ausnahmeregelung zu vereinbaren."

Parkplätze auch am Wochenmarkt am Schillerplatz rar

Sechs Kilometer elbaufwärts auf dem Wochenmarkt am Schillerplatz sieht die Situation anders aus. Dort haben die Händler ihre Transportfahrzeuge noch nie auf dem Markt geparkt, dafür ist auf der Fläche zu wenig Platz. Direkt neben dem Markt gibt es jedoch einen Parkplatz mit rund zehn Stellplätzen. Händlerin Gabriele Rothe sagt: "Ich bezahle dort fünf Euro am Tag. Wenn ich am Morgen komme, ist eigentlich immer noch ein Platz frei." Doch auch hier gibt es Unmut unter den Händlern gegenüber der Marktleitung.

Händler Holger Tintner erzählt, dass er vor zwei Wochen eine Abmahnung bekam, weil er um 9 Uhr, pünktlich zu Marktbeginn, sein Fahrzeug noch nicht vom Marktplatz gefahren hatte – und damit zehn Minuten länger da stand als erlaubt. Er sagt: "Wir Händler werden immer mehr gegängelt und restriktiv behandelt. Man muss viel Enthusiasmus entwickeln, um hier noch mit Freude zu stehen." Auch Tintner sagt, die Stadt müsse sich fragen, ob sie in Dresden weiterhin Wochenmärkte haben will – und sich dann für sie einsetzen.

Stadtbezirksbeirat Demuth zeigt Verständnis für die Händler: "Die Parksituation mag nur ein kleiner Aspekt sein. Für die Händler sind es jedoch die vielen kleinen Dinge, die es ihnen insgesamt immer schwerer machen. Das ärgert die Leute." Am Montag will Demuth im Stadtbezirksbeirat seinen Vorschlag für eine Ausnahmeregelung einbringen. Wenn dieser zustimmt, geht der Antrag an den Oberbürgermeister. Demuth ist zuversichtlich, dass bald eine Lösung gefunden wird.