Dresden
Merken

135.583 Gebäude wurden überprüft: So viel Sonnenstrompotenzial hat Dresden

Was wäre, wenn alle Dächer und Fassaden in Dresden mit Solaranlagen ausgerüstet wären? Die Stadt hat das durchgerechnet. Wo Tabus liegen und was jetzt passiert.

Von Dirk Hein
 3 Min.
Teilen
Folgen
Etwa 20 Prozent des Dresdner Stromverbrauchs können durch Sonnenenergie gedeckt werden.
Etwa 20 Prozent des Dresdner Stromverbrauchs können durch Sonnenenergie gedeckt werden. © Oliver Killig

Dresden. Für jedes einzelne Gebäude der Landeshauptstadt hat Dresden im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie eine Solarpotenzialanalyse durchführen lassen. Diese ist über den Themenstadtplan einsehbar. Jeder, der so eine Anlage installieren will, kann ab sofort für jedes Haus einsehen, ob sich Fotovoltaik lohnen könnte. Die Übersicht soll auch im Rathaus selbst genutzt werden und Anreiz für Wohnungsunternehmen sein.

Was konkret wurde untersucht?

Das Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung hat in einem einzigartigen Projekt für die Gebäude der Stadt einen digitalen Zwilling erstellt. So konnte das Institut berechnen, welche Gebäudeteile grundsätzlich besonders gut geeignet sind und welche – etwa durch Verschattung – eher nicht. Erstmals wird so auch das Potenzial sämtlicher Fassaden erfasst.

"Zur Berücksichtigung von Verschattungseffekten haben wir das bestehende 3D-Stadtmodell mit einem 3D-Baummodell und einem Geländemodell angereichert", erklärt Martin Behnisch, Projektleiter im Leibnitz-Institut. Grundlage für die Berechnung der Sonneneinstrahlung war dabei ein digitales Gitter, das mit einem Punktabstand von zwei Metern auf alle Dach- und Fassadenflächen "gelegt" wurde.

"Für jeden dieser Punkte haben wir unter Berücksichtigung möglicher Verschattung und atmosphärischer Bedingungen die im Jahresverlauf auftreffende Strahlung berechnet", so Martin Behnisch. Das Ergebnis lässt sich im Themenstadtplan und im 3D-Stadtmodell von Dresden einsehen.

So sieht das Solarpotential der Dresdner Innenstadt im Themenstadtplan aus. Rote Flächen sind sehr gut geeignet, gelbe gut geeignet und blaue Flächen bedingt geeignet.
So sieht das Solarpotential der Dresdner Innenstadt im Themenstadtplan aus. Rote Flächen sind sehr gut geeignet, gelbe gut geeignet und blaue Flächen bedingt geeignet. ©  Screenshot
Martin Behnisch (M.) vom Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung erläuterte im Rathaus Details der Studie.
Martin Behnisch (M.) vom Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung erläuterte im Rathaus Details der Studie. © René Meinig

Wie hoch ist das Dresdner Solarpotenzial?

Das in der Studie ermittelte theoretische Potenzial von Fotovoltaikanlagen beträgt etwa 1.900 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr, davon 400 GWh auf Fassaden. Dieses theoretische Potenzial beinhaltet jedoch auch Gebäude mit Denkmalschutz, mit baulichen Einschränkungen oder geringer Wirtschaftlichkeit.

"Ein großer Teil des gut und zügig erschließbaren Potenzials liegt jedoch mit 500 Gigawattstunden pro Jahr auf großen, wirtschaftlich attraktiven Flachdächern, die in der Regel nicht denkmalgeschützt sind", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne). Der Stromverbrauch in Dresden beträgt 2.500 Gigawattstunden pro Jahr. Der Beitrag von Solaranlagen kann daher 20 Prozent des Stromverbrauchs in Dresden ausmachen.

Das Sonnen-Potenzial aller stadteigenen Gebäude liegt bei 69 GWh, tatsächlich attraktiv sind davon etwa 28 Gigawattstunden. Bislang hängt die Stadt deutlich hinterher, von den etwa 600 kommunalen Gebäuden haben nur "mehrere Dutzend" eine PV-Anlage. Positives Gegenbeispiel: Das sich gerade im Bau befindliche Heinz-Steyer-Stadion bekommt eine so große Anlage, wie die Stadt bislang jährlich auf allen eigenen Gebäuden zusammengerechnet gebaut hatte.

Was sind die wichtigsten Zukunftspläne?

Die neue Solaranalyse hat echte Sonnen-Hotspots ergeben. Martin Behnisch: "Es sind die großen Wohnhäuser und hohen Bürogebäude, aber auch Fußballstadien und generell flache Flächen über 100 Quadratmeter."

Vor allem Prohlis hat sich als geeignet herausgestellt. Dort ergeben sich hohe Potenziale durch ein günstiges Dach-/Fassadenverhältniss. Durch den seriellen Wohnungsbau lassen sich einmal erarbeitete Konzepte weiternutzen. Mit den Wohnungsgenossenschaften soll das Gespräch gesucht werden.

Dresden will nun "zuerst die niedrig hängenden Früchte ernten", so Frau Jähnigen. Generell sollen jedoch auch Denkmäler Fotovoltaikanlagen bekommen. "Wir haben diese Flächen nicht ohne Grund mit darstellen lassen. Es wird weiter auch Denkmäler ohne Fotovoltaik geben, den Zwinger zum Beispiel. Aber auf dem Kulturpalast sind solche Anlagen denkbar", so die Umweltbürgermeisterin, die zudem sagt: "Wir werden das Tempo erhöhen, es kommt eine Solar-Offensive.