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Wie das Hotel Bellevue in Dresden jetzt eigenen Strom erzeugt

Das Dresdner Hotel Bellevue deckt mit der neuen Solaranlage nicht nur einen Teil seines Energiebedarfes. Es ist damit auch ein Vorreiter in der Stadt, in der noch deutlich Luft nach oben bei erneuerbaren Energien ist.

Von Kay Haufe
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Das Hotel Bellevue in Dresden hat jetzt eine Solaranlage auf dem Dach. Hoteldirektor Sebastian Klink (l.) tauscht sich mit Jan Löper vom Hersteller Solarwatt aus.
Das Hotel Bellevue in Dresden hat jetzt eine Solaranlage auf dem Dach. Hoteldirektor Sebastian Klink (l.) tauscht sich mit Jan Löper vom Hersteller Solarwatt aus. © Sven Ellger

Dresden. Vier Monate hat die Installation der 992 Solarmodule auf dem Ost- und Westflügel des Hotels Bilderberg Bellevue gedauert. Jetzt liefern sie rund 390.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, sagt Jan Löper, Vertriebschef des Dresdner Herstellers Solarwatt. Damit könnte man den Verbrauch von 180 Zwei-Personen-Haushalten abdecken. Das Hotel kann damit immerhin 20 Prozent seines Strombedarfes selbst erzeugen; zumindest in den "hellen" Monaten mit hoher Sonneneinstrahlung. Von November bis Februar liefert die Anlage deutlich weniger.

Rund 95 Prozent des Solarstroms wird das Bilderberg Bellevue für den Hotelbetrieb selbst nutzen. "Die mit Abstand größten Energieverbraucher in unserem Hotel sind die Aufzüge, die Heißluftöfen in der Küche sowie die Klimaanlage", sagt Hoteldirektor Sebastian Klink.

Damit ist die Photovoltaikanlage (PV-Anlage) ein wichtiger Faktor, um Geld zu sparen. Die Energiepreise seien in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Hat das Bellevue 2019 noch 730.000 Euro an Stromkosten gehabt, waren es 2021 bereits 2,1 Millionen Euro. Nach viereinhalb Jahren, so die Berechnungen, wird sich die Anlage für das Hotel amortisiert haben.

Warum wird Nachhaltigkeit im Hotel immer wichtiger?

Neben den monetären Vorteilen verringert sich der CO₂-Ausstoß des Hotels um rund 182 Tonnen pro Jahr. Ein bedeutender Fakt für Kunden, für die nachhaltiges Reisen ein immer wichtigeres Kriterium ist. So hat beispielsweise das Reiseportal booking.com eine ökologische Bewertung eingeführt, in denen die Anbieter mit grünen Blättern gekennzeichnet sind. "Unser Haus ist in der höchsten Kategorie mit drei Blättern angesiedelt", sagt Klink nicht ohne Stolz.

Als Kongresshotel gewinne die nachhaltige Betreibung einen immer höheren Stellenwert. Und auch für Dienstreisen, die laut dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung bis 2030 CO₂-neutral werden sollen, spielten Nachhaltigkeitskriterien eine große Rolle.

Welche Rolle spielen regionale Partner?

Dass man sich für die Dresdner Firma Solarwatt als Lieferanten entschieden hat, dafür habe vor allem die regionale Nähe gesprochen, sagt der Hotelmanager. "Wir arbeiten prinzipiell sehr gerne mit lokalen Partnern zusammen, weil die Wege kurz sind und eine solche Kooperation auch zur Wertschöpfung in unserer Region beiträgt. Dazu kommt, dass wir uns in den Händen der Solarwatt-Mitarbeiter direkt wohlgefühlt haben."

Solarwatt bewegt sich momentan in schwierigem Fahrwasser. Der Hersteller von Glas-Solarmodulen muss um neue Aufträge kämpfen, wie Vertriebschef Löper sagt. "Die Preise für Module fallen gerade und in China werden sehr viele davon produziert." Doch auch die Preise der Dresdener würden fallen und so erhofft man sich weiteres Geschäft.

Wie viele städtische Gebäude haben eine Solaranlage?

Das Bellevue ist eines der ersten Hotels in Dresden, das Strom aus einer Solaranlage gewinnt. Generell habe die Stadt Nachholbedarf bei der Installation von derartigen Anlagen, sagt Löper. Erst rund 60 städtische Gebäude sind mit einer PV-Anlage ausgestattet. Das entspricht rund zehn Prozent der Gebäude in kommunaler Hand.

Die größten Anlagen befinden sich auf dem Dach des Brand- und Katastrophenschutzamtes in Mickten, auf der Kita Spenerstraße in Striesen sowie auf dem Dach der 151. Oberschule in der Leipziger Vorstadt. Weitere 60 Anlagen werden vorbereitet. Dazu zählen unter anderem welche auf dem neuen Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz und auf dem Heinz-Steyer-Stadion.

Warum dauert die Ausrüstung in Dresden so lange?

Dresden ist Teil der EU-Mission "100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030". Die Bewerbung wurde von einer Arbeitsgruppe aus SachsenEnergie, Stadtentwässerung, Stadtreinigung und Stadtverwaltung gemeinsam erarbeitet. Teil der Strategie ist auch, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen vorangetrieben werden soll. Doch warum dauert das so lange? Die Verwaltung verweist auf eine PV-Offensive. Diese wird derzeit erarbeitet und soll innerhalb von zehn Jahren die bestehenden, sinnvoll nutzbaren PV-Potenziale ausschöpfen.

Bei Neubauten und Sanierungen, die geplant und umgesetzt werden, seien PV-Anlagen Bestandteil der Bauprojekte. Allerdings machten die Nachrüstung der zahlreichen Bestandsgebäude, die absehbar keiner Sanierung bedürfen, den Hauptanteil bei der Umsetzung von PV-Projekten aus. Hier liege es unter anderem an statischen oder denkmalpflegerischen Gründen, die eine Realisierung erschweren. Auch fehlen dafür Geld sowie personelle Ressourcen, so ein Stadtsprecher.

Allerdings scheint die Ausrüstung mit Solaranlagen in vielen Städten nur langsam voranzugehen. Laut dem Vergleichsportal für Solaranlagen "Selfmade Energy" belegt Dresden zweiten Platz im Ranking der Städte mit der höchsten Anzahl von Photovoltaik-Anlagen pro 1.000 Einwohner. Die Stadt hat im ersten Quartal 2023 eine Wachstumsrate von elf Prozent bei der Installation von Solaranlagen erzielt und damit den bundesweiten Durchschnitt von 7,7 Prozent übertroffen.

Gibt es Fördermaßnahmen vom Bund?

Der Bund fördert reine PV-Installationen nur indirekt, heißt es aus der Stadtverwaltung. So gebe es seit Januar 2023 den Nullsteuersatz bei der Umsatzsteuer für die Lieferung und die Installation von PV-Anlagen. Davon profitierten alle Betreiber, die eine Anlage errichten. Bei Anlagen mit einer Leistung unter 30 Kilowatt-Peak erfolge keine Prüfung der Berechtigung, Anlagen mit höherer Leistung müssen die Berechtigung allerdings nachweisen.

Weiterhin gibt es diverse Bundesförderprogramme, die die Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom voraussetzen, zum Beispiel für Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Der Freistaat Sachsen fördert für seine Bürger seit Kurzem steckerfertige PV-Anlagen, besser bekannt als Balkonsolaranlagen, mit einem Zuschuss. Für PV-Anlagen mit einer Leistung zwischen 30 Kilowatt-Peak und einem Megawatt-Peak erfolgt die Förderung über einen Tilgungszuschuss bei Kreditaufnahme. Davon können sowohl Bürger als auch Unternehmen und Kommunen profitieren.