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Striezelmarkt und Co.: Verkäufer und Helfer in Dresden dringend gesucht

In sechs Wochen öffnet der Striezelmarkt und am Tag danach die anderen Dresdner Weihnachtsmärkte. Das Personal für die vielen Stände ist rar. Deshalb gab es jetzt eine Jobbörse, mit gemischter Bilanz.

Von Andreas Weller
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Stollen-Expertin Synke Gradel hat bei der Dresdner Weihnachtsmarkt-Jobbörse nicht so viel Personal gefunden wie erhofft.
Stollen-Expertin Synke Gradel hat bei der Dresdner Weihnachtsmarkt-Jobbörse nicht so viel Personal gefunden wie erhofft. © Matthias Rietschel

Dresden. 215 Hütten öffnen am 29. November für die Besucher alleine auf dem Dresdner Striezelmarkt. Parallel finden weitere große Weihnachtsmärkte in Dresden statt - wie der Advent auf dem Neumarkt, der Augustusmarkt am Goldenen Reiter, die Dresdner Winterlichter auf der Prager Straße oder der Mittelalter-Weihnachtsmarkt im Stallhof. Was die Veranstalter alle eint, ist der Personalmangel.

Deshalb haben Stadt, Agentur für Arbeit und Jobcenter die zweite Jobbörse im World Trade Center (WTC) organisiert. Job-Suchende und Händler sollten dort zusammengebracht werden.

32 Händler und Veranstalter haben sich am Dienstag im WTC präsentiert, um Personal für die Märkte zu finden und dafür gezielt Studierende, Rentner und Geflüchtete anzusprechen. Möglich war laut den Anbietern alles vom Minijob bis zur Vollzeitstelle.

In der Summe sind zehn Vollzeitstellen für die Märkte unbesetzt

Der Zuspruch wurde von den meisten Teilnehmenden als mäßig bezeichnet. Synke Gradel von Konditorei und Café Gradel und ihr Mann Jens haben seit rund 15 Jahren einen Stand auf dem Striezelmarkt und einen auf dem Neumarkt. Dort gibt es neben Stollen auch Gebäck, Baumkuchen und andere Leckereien. Das Team, das die Stände betreut, setzt sich aus acht Stammkräften zusammen, von denen einige in Teilzeit arbeiten. "Wir brauchen noch zwei Leute in Teilzeit", so das Ziel von Synke Gradel vor der Jobbörse. Bekannte aus der Branche hatten ihr von der Jobbörse im Vorjahr Positives berichtet und die Hoffnung genährt, engagierte Mitarbeiter zu finden. Fachkräfte zu finden, sei seit rund zehn Jahren ein Problem.

"Ich bin schon enttäuscht, hatte gerade einmal zwei Gespräche", berichtet Gradel später am Nachmittag. "Es ist schwierig, gutes Verkaufspersonal zu finden." Interessierte werden zwar eingearbeitet, müssen aber schon über die Zutaten im Bilde sein. "Es muss Auskunft zu Allergenen gegeben werden, das erwarten die Kunden." Die beiden Personen, die sie angesprochen haben, wollen noch eine Mail schicken, dann schaue sie weiter, ob es passt. Gradel suche dringend motivierte Menschen, die anpacken können.

Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka macht sich ein Bild von der Weihnachtsmarkt-Jobbörse.
Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka macht sich ein Bild von der Weihnachtsmarkt-Jobbörse. © Matthias Rietschel
Angelina Krebs (r.) ist eine der Interessentinnen, die auf einem Weihnachtsmarkt in Dresden arbeiten möchten.
Angelina Krebs (r.) ist eine der Interessentinnen, die auf einem Weihnachtsmarkt in Dresden arbeiten möchten. © Matthias Rietschel
Frederic Günther vom Verband der Ezgebirgischen Kunsthandwerker ist froh, dass es die Börse gibt.
Frederic Günther vom Verband der Ezgebirgischen Kunsthandwerker ist froh, dass es die Börse gibt. © Matthias Rietschel
Der Andrang auf der Jobbörse für Weihnachtsmärkte im World Trade Center Dresden hielt sich in Grenzen.
Der Andrang auf der Jobbörse für Weihnachtsmärkte im World Trade Center Dresden hielt sich in Grenzen. © Matthias Rietschel

Auch bei Frederic Günther seien nicht besonders viele Interessierte gewesen. Der Geschäftsführer des Verbands Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller hatte die Börse 2022 mit initiiert. "Den geringen Zuspruch kann ich mir nach dem Erfolg im vergangenen Jahr nicht erklären." Da habe er für die Branche rund 30 Bewerber bei der Jobbörse aufgetan. "Wir haben in diesem Jahr noch mehr Personalanfragen", so Günther. In Summe sei Arbeitszeit für rund zehn Vollzeitstellen zu vergeben.

"Aber die Börse ist gut und wichtig, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen." Es sei wichtig, das Interessierte "Lust auf die Produkte" haben. "Entweder ist der Markt abgegrast - was ich nicht hoffe - oder Wiederholungstäter kommen nicht erneut hierher, treten aber mit uns in Kontakt", sagt der Geschäftsführer mit Blick auf die guten Erfahrungen von 2022.

Gemischte Resonanz auf Weihnachtsmarkt-Jobbörse

Eine, die einen Job sucht, ist Angelina Krebs. Sie ist aus Pirna zu der Jobbörse gekommen und möchte im Bereich Gastro arbeiten. "Ich bin über die Sächsische Zeitung darauf aufmerksam geworden", sagt Krebs.

Die 20-Jährige hat nach dem Abitur eine Lehre als Friseurin begonnen und abgebrochen. "Jetzt möchte ich gerne Essen verkaufen oder Getränke ausschenken", mit einer Festanstellung ist es bisher in der Gastronomie nichts geworden, sagt sie. Nun will sie in der Vorweihnachtszeit arbeiten, aber auch gerne ganz und Vollzeit in dem Bereich. Kontakte zu Händlern hat sie nun geknüpft, dazu sei die Börse gut.

Auch der Weihnachtsmarktveranstalter "Plan De Saxe" hat auf der Börse Personal gesucht. Immerhin ein Dutzend Kontaktzettel seien ausgefüllt worden, berichtet Matteo Böhme, der den Augustusmarkt auf der Hauptstraße mit veranstaltet.

Böhme sucht vier bis fünf Leute für Auf- und Abbau und den Betrieb des Marktes, aber auch weiteres Personal für die Stände, die die Firma betreibt. "Zwei Stände auf zwei Märkten müssen jeweils sieben Tage pro Woche betrieben werden", so Böhme, der auch einen Canalettomarkt in Pirna betreibt.

Wegen der Not der Händler gibt es die Jobbörse. Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU) weiß, dass es nicht einfach ist, Personal zu finden. "In Dresden fehlt Personal für 200 Stellen im Handel, deshalb setzen wir hier eher auf Minijobs, für Studierende und Rentner." Er nehme die gemischte Resonanz wahr. "Aber die Händler berichten, dass sie gute Gespräche hatten, damit ist die Börse ein kleiner Baustein, der wichtig ist." Sie sei wichtig gewesen, um aus dem "Corona-Loch" herauszukommen und jetzt solle sie weitergeführt werden.

Die Weihnachtsmärkte und allen voran der Striezelmarkt seien aber nicht gefährdet, betont Pratzka. Die Stände sind alle vergeben und es sollen auch wieder die Kinderbackstube und das Pflaumentoffelhaus betrieben werden. Für die Backstube habe man mit der Dresdner Mühle einen Sponsor für die Zutaten gefunden. Und auch den Riesenstollen soll es in diesem Jahr wieder geben, der im vergangenen Jahr gestrichen wurde, was für große Aufregung sorgte.