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So wird der Striezelmarkt in Dresden in unsicherer Zeit geschützt

Aufgrund des Nahostkrieges fürchten Sicherheitskreise eine Erhöhung der Anschlagsgefahr auch in Deutschland - insbesondere bei großen Menschenansammlungen. Wie der Striezelmarkt gesichert wird.

Von Andreas Weller
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Mit Sicherheitsmaßnahmen versehen: Ende des Monats eröffnet der Dresdner Striezelmarkt.
Mit Sicherheitsmaßnahmen versehen: Ende des Monats eröffnet der Dresdner Striezelmarkt. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Am 29. November eröffnet der Dresdner Striezelmarkt und danach alle anderen Weihnachtsmärkte in der Innenstadt von Dresden. Bei der aktuellen Terrorismuslage könnten sie zumindest theoretisch Anschlagsziele sein – insbesondere die Märkte auf dem Alt- und Neumarkt. Der zuständige Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU) ist deshalb in enger Abstimmung mit der Polizei.

Wie die Lage aktuell eingeschätzt wird und welcher Schutz vorgesehen ist.

Wie ist die Situation insgesamt?

Das Bundesinnenministerium hat vor wenigen Tagen die Betätigung der Terrororganisation Hamas, die Israel angegriffen hat, in Deutschland verboten. Das betrifft auch das internationale Netzwerk „Samidoun – Palestinian Solidarity Network“ in Deutschland. „Samidoun Deutschland“ ist auch unter der Bezeichnung „Hirak – Palestinian Youth Mobilization Jugendbewegung (Germany)“ und „Hirak e.V.“ aktiv und wurde ebenfalls verboten. Es lässt sich aber nicht ausschließen, dass Mitglieder oder Sympathisanten Terroranschläge in Deutschland planen könnten.

Was bedeutet das für Dresdens Märkte?

„In diesem Kontext sind herausragende und überregionale Veranstaltungen, wie etwa der Striezelmarkt, aber auch bekannte Gebäude und Wahrzeichen als prädestinierte Angriffsziele zu identifizieren“, so eine Sprecherin auf SZ-Anfrage.

Aber: „Es besteht nach polizeilichen Angaben, wie auch in den Jahren zuvor, eine lediglich abstrakte Gefahrenlage. Anhaltspunkte für eine konkrete Gefahr liegen nicht vor.“Da unterscheide sich die Bewertung bisher nicht maßgeblich von den Vorjahren. Das bestätigt auch die Polizei, allerdings liege noch keine abschließende Bewertung durch das Landeskriminalamt vor und die Situation könne sich schnell ändern.

Wie wird der Striezelmarkt geschützt?

Der Zufahrtschutz, der nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt vor einigen Jahren eingeführt wurde, wird auch in diesem Jahr zum Schutz vor Anschlägen mit Fahrzeugen aufgebaut und die Wilsdruffer Straße einseitig für den Verkehr gesperrt.

"Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass sich die Gefahrenlage im Vergleich zum Vorjahr maßgeblich verändert hat", so die Sprecherin. "An den wegen ihrer hohen Besucherdichte neuralgischen Bereichen rund um Alt- und Neumarkt wird es wieder einen Überfahrtenschutz geben."

Das bedeutet, es werden wieder die faltbaren Container mit Wasser befüllt, klappbare Bügel, spezielle Poller und große Spezial-Kübel aufgestellt.

Eine zusätzliche Sicherheitskomponente stellen laut einer Sprecherin "die engmaschigen Streifen des Gemeindlichen Vollzugsdienst des Ordnungsamtes" dar. Sie halten sich vor allem auf dem Striezelmarkt auf, aber auch auf den anderen Weihnachtsmärkten im Innenstadtbereich. "Speziell für unseren Striezelmarkt werden Polizeidirektion, der Gemeindliche Vollzugsdienst und ein Sicherheitsdienst für präventive Sicherheit sorgen", sagt sie.

Wie sicher ist es generell auf dem Striezelmarkt?

Hier wird wieder auf die aktuell als "abstrakte Gefahr" eingestufte Situation verwiesen, die dem "Bereich des allgemeinen Lebensrisikos" zuzurechnen sei. "Dieser Situation wurde bereits in den Vorjahren durch ein Zufahrtschutzkonzept für die prominentesten Orte der Stadt Rechnung getragen", so sie Sprecherin.

"Als Anlaufpunkt für Besuchende für Fragen und Anliegen sowie zur Koordinierung der Streifenteams wird auch dieses Jahr wieder eine Striezelwache des Vollzugsdienstes auf dem Altmarkt Ecke Seestraße errichtet." Diese ist zu den Öffnungszeiten des Striezelmarktes besetzt.

Für Familien mit Kindern wird empfohlen, die von der Stadt angebotenen beschreibbaren Armbänder zu nutzen und die Telefonnummer zu vermerken. "So wird der Nachwuchs schnell gefunden, wenn er mal staunend den Anschluss verpasst hat, oder neugierig neue Wege erkundet", erläutert die Sprecherin. In der Wache werden auch Fundsachen angenommen und es werde bei der Suche nach Gegenständen geholfen, die auf dem Marktgelände verloren gegangen sind. Alle Fundsachen, die bis zum Ende des Tages nicht abgeholt werden, kommen ins städtische Fundbüro.

Zusammen mit Marktleitung, Polizei, Rettungskräften und weiteren Institutionen gewährleiste der Vollzugsdienst einen sicheren und ordentlichen Ablauf des Striezelmarktes. "Durch enge Vernetzung können schnelle Ermittlungen durchgeführt sowie geeignete Maßnahmen eingeleitet werden", so die Sprecherin.

Wie ist das auf anderen Märkten?

Bei den Dresdner Winterlichtern auf der Prager Straße wird mittlerweile wieder auf einen Zufahrtschutz verzichtet. Der Markt dort liegt besser geschützt auf der Einkaufsstraße. Die Gefahr eines Anschlags sei auf dem Alt- und dem Neumarkt größer, so Frank Schröder, der den Markt im Auftrag der Stadt durchführt. "Wir haben aber Streifen von einer Sicherheitsfirma und die Polizei bestreift den Markt ebenfalls", sagt er.

So sei es auch an der Hauptstraße, wo der Augustusmarkt stattfindet, sagt Matteo Böhme. Der Sicherheitsdienst ist dort sogar jeden Tag 24 Stunden unterwegs, dazu kommen Streifen von Polizei und Ordnungsamt.

Den "Advent auf dem Neumarkt" sichert die Stadt mit dem Gesamt-Sicherheitskonzept für Alt- und Neumarkt ab, so Sven Erik Hitzer. Die Schutzelemente seien bereits "stark behindernd und optisch einschränkend" für den Markt. "Jeder Besucher muss sich eines gewissen Restrisikos bewusst sein", so Hitzer. Er gehe aber davon aus, dass es keine Anschläge in Dresden geben werde.