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Belohnen statt bestrafen: Dresdner Polizei überrascht Radfahrer

Wer sich im Straßenverkehr falsch verhält, wird mit einem Bußgeld bestraft. Doch die Dresdner Polizei hat sich etwas Neues ausgedacht - und verteilt Gutscheine für vorbildliche Fahrer.

Von Moritz Schloms
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Die Polizei hält einen Radfahrer an. Im Rahmen einer Sonderaktion wird vorbildliches Verhalten belohnt.
Die Polizei hält einen Radfahrer an. Im Rahmen einer Sonderaktion wird vorbildliches Verhalten belohnt. © Marion Doering

Dresden. Es ist 8.45 Uhr, als die Polizei am Mittwochmorgen auf der Magdeburger Straße einen Radfahrer stoppt. Matthias Jung, 33, ist wie jeden Tag mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit. Er hat einen Helm auf, fährt auf der richtigen Straßenseite, trägt sogar einen Reflektor am Bein. Warum hat die Polizei ihn gestoppt, hat er etwas falsch gemacht?

Das Gegenteil ist der Fall. Im Rahmen der Sonderaktion "Respekt durch Rücksicht" will die Dresdner Polizei dieses Mal nicht nur Verstöße im Straßenverkehr ahnden, sondern auch besonders vorbildliche Fahrradfahrer belohnen. "Wir als Gesellschaft neigen dazu, stets das Schlechte hervorzuheben, anstatt auch mal das Gute zu betonen", erklärt der Chef der Dresdner Verkehrspolizei, Gerald Baier, den Hintergrund der Aktion.

Matthias Jung erhält einen Gutschein über 15 Euro, den er in einem örtlichen Fahrradladen einlösen kann. "Super Aktion", findet er. Finanziert wird das mit Mitteln der Polizei. 60 Gutscheine verteilen die Beamten. Fahrradfahrer, die sich im Straßenverkehr vorbildhaft verhalten, also beispielsweise auf der richtigen Seite der Straße fahren, einen Helm oder einen Lichtreflektor tragen, werden belohnt.

Radfahrer Matthias Jung freut sich über einen Gutschein im Wert von 15 Euro, den er von der Polizei für sein vorbildliches Verhalten hinterm Lenker erhalten hat.
Radfahrer Matthias Jung freut sich über einen Gutschein im Wert von 15 Euro, den er von der Polizei für sein vorbildliches Verhalten hinterm Lenker erhalten hat. © Marion Doering

Die Aktion beginnt um 6.30 Uhr am Parkhaus Mitte und läuft bis 21.30 Uhr. Die Beamten wechseln dabei immer wieder den Standort, damit sich die Aktion nicht innerhalb des Tages herumspricht. 50 Beamte sind dafür im Einsatz. 30 Verkehrspolizisten werden dabei von 20 Beamten der Bereitschaftspolizei unterstützt. Die Polizei teilt später mit, es seien 32 der 60 Gutscheine verteilt worden. Man habe weiterhin 31 Verstöße von Radfahrern festgestellt, die entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung unterwegs waren.

Anzahl der Verkehrsunfälle in Dresden rückläufig

Auch wenn die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung in den vergangenen Jahren rückläufig war, zeigt sich Baier mit dem Gesamtergebnis noch nicht zufrieden. Die insgesamt sinkenden Zahlen hängen auch mit Corona zusammen, da sich die Verkehrsdichte durch Lockdowns und Homeoffice reduziert hatte.

Insgesamt wurden 2021 in Dresden 1.111 Menschen bei Fahrradunfällen verletzt. Reichlich 200 weniger, als 2020. Auch die Zahl der Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen - um 17,2 Prozent, meldete die Polizei in ihrem Jahresrückblick Anfang Mai. Vereinzelt enden solche Unfälle für Radfahrer auch tödlich. So wurde im Mai 2021 eine 61-jährige Erzieherin an der Ecke Weintraubenstraße von einem Lkw erfasst.

Auch auf dem Dresdner Elberadweg kommt es immer wieder zu Unfällen. 94 Verkehrsunfälle mit Radfahrern registrierte die Polizei dort 2020. Dabei wurden 21 Personen schwer und 87 leicht verletzt. Erst diese Woche hatte der Stadtrat deshalb ein neues Maßnahmenpaket beschlossen, so sollen dort nun Geschwindigkeitskontrollen für Radfahrer durchgeführt werden.

Polizei will noch mehr Gutscheine verteilen

"Die polizeiliche Verkehrsüberwachung ist Kernaufgabe der Polizei", so Baier. Doch weil Fahrradfahrer, die sich korrekt verhalten, die Sicherheit aller erhöhen, will die Polizei mit ihrer Sonderaktion weitere Anreize dafür setzen. Außerdem geht es der Polizei auch darum, Kontraste zu schaffen, so Baier. Denn Radfahrer, die gegen die Regeln verstoßen, bekommen von der Polizei natürlich auch an diesem Tag ein Bußgeld verhängt.

"Wenn dann ein Radfahrer sieht, dass ein anderer statt eines Bußgeldes einen Gutschein erhält, hat das vielleicht noch einen verstärkenden Effekt", sagt der Chef der Verkehrspolizei. Die Aktion ist in Sachsen bislang einmalig. Wird sie gut aufgenommen, kann sich Baier aber vorstellen, sie in Zukunft ein- bis zweimal im Jahr durchzuführen.

Nach der Gutscheinübergabe muss Matthias Jung schnell weiter, er ist schließlich auf dem Weg zur Arbeit. Die Polizei hofft, er wird sich auch den Rest der Strecke vorbildlich verhalten.