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Warum die Dresdner teils lange auf ihr Taxi warten müssen

Anrufen, bestellen, losfahren: So schnell geht das Taxifahren in Dresden immer seltener. An der Hotline wächst bereits der Frust der Kunden. Steigen jetzt auch noch die Fahrpreise?

Von Moritz Schloms
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Das Auftragsbuch ist voll, doch es gibt zu wenige Fahrer. Das wird für Kunden zum Ärgernis.
Das Auftragsbuch ist voll, doch es gibt zu wenige Fahrer. Das wird für Kunden zum Ärgernis. © Symbolfoto: Rene Meinig

Dresden. "Sie sind der Anrufer mit der Wartenummer zwölf." So oder so ähnlich klingen Telefonansagen der Dresdner Taxi-Hotline, die derzeit viele Anrufer verärgern. Aber warum dauert es so lange, bis man ein Taxi bestellen kann? "Wir haben aktuell große Probleme", sagt Anja Zimmermann. Sie ist Vorstandsmitglied der Dresdner Taxigenossenschaft, welche die Rufnummer 211 211 betreibt. Die meisten Dresdner Taxifahrer erhalten ihre Aufträge über die Hotline.

Personalnot bei Dresdner Taxiunternehmen

"Wir suchen händeringend Leute", so Anja Zimmermann. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hätten die Taxifahrer hart getroffen, viele hätten in Kurzarbeit gemusst, Fahrzeuge oft stillgestanden. Ein Drittel der Fahrer sei nicht mehr zurückgekommen. "Vor Corona hatten wir fast 1.000 Fahrer, nun sind es nur noch 600."

Viele Fahrzeuge werden ihr zufolge nur noch in einer Schicht betrieben, stehen also oft rum. Der Beruf sei für viele nicht mehr attraktiv, neue Bewerber seien oft nicht mehr interessiert, wenn sie die Dienstzeiten erführen. "Besonders am Wochenende oder zu Nachtzeiten wollen viele nicht Fahren."

Taxifahrer werden auch nachts und am Wochenende gebraucht. Für viele Berufseinsteiger keine attraktiven Arbeitsbedingungen.
Taxifahrer werden auch nachts und am Wochenende gebraucht. Für viele Berufseinsteiger keine attraktiven Arbeitsbedingungen. © Christian Juppe

Für Matthias Frenzel ist der Job des Taxifahrers kein Beruf, sondern eine Berufung. Seit 1985 fährt er Taxi. "Es ist der schönste Beruf aller Zeiten", schwärmt er. Man sei viel unterwegs, treffe Leute, die Arbeitszeit vergehe wie im Flug. Mittlerweile ist Frenzel selbstständiger Unternehmer. Vier Fahrer hat er angestellt. "Die haben mir glücklicherweise auch während Corona alle die Stange gehalten", sagt er.

"Leider beleidigen uns manche Kunden"

Doch auch er sehe, dass Corona Spuren hinterlassen hat. Die Auftragslage sei diesen Sommer gut gewesen, die Leute seien wieder draußen gewesen. Auch die Touristen kehrten laut Statistischem Landesamt nach Dresden zurück. Mittlerweile ist die Auftragslage so gut, dass aufgrund der Personalnot nicht mehr alle Kunden sofort bedient werden können.

"Vor einigen Jahren war es noch so, dass der Kunde in der Taxi-Hotline noch nicht ganz aufgelegt hatte, da stand schon ein Taxi vor der Tür", sagt Frenzel. Mittlerweile gebe es leider längere Wartezeiten, auch in der Hotline. Aktuell sind dort laut Taxigenossenschaft 20 Mitarbeiter und vier Aushilfen tätig. Davon fünf in der Frühschicht, vier in der Spätschicht und zwei in der Nachtschicht. Das Problem der langen Wartezeiten entstehe, weil es keine freien Fahrzeuge gebe, an die vermittelt werden könne, so Zimmermann.

An der Zapfsäule steigen die Preise, doch die Taxiunternehmen können die Preise nicht einfach weitergeben.
An der Zapfsäule steigen die Preise, doch die Taxiunternehmen können die Preise nicht einfach weitergeben. © René Meinig

Bei den Kunden führt das zu Frust. "In der Hotline merkt man, dass manche Anrufer sehr verärgert sind", sagt Anja Zimmermann von der Taxigenossenschaft. "Leider werden einige Kunden ausfallend und beleidigen unsere Telefonmitarbeiter." Im Taxi selbst spüre man davon wenig, so Frenzel. Vereinzelt fragten Kunden nach, warum es jetzt etwas länger dauert. "Wenn man dann die Situation erklärt, sind alle sehr verständnisvoll."

Doch die Personalnot ist nicht das einzige Problem, mit dem die Taxiunternehmen derzeit zu kämpfen haben.

Taxifahren soll teurer werden

Seit Oktober liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro pro Stunde. Die meisten Taxifahrer verdienen mehr, einige liegen aber auch noch darunter, sagt Frau Zimmermann. Außerdem leiden die Taxiunternehmen besonders unter den gestiegenen Preisen an der Zapfsäule. Durch die Corona-Pandemie sind viele Reserven aufgebraucht.

Die Taxigenossenschaft bestätigt, dass man Preiserhöhungen mit der Stadt besprechen will. Aktuell sei man in der Antragsgestaltung. Erst im Mai dieses Jahres war der Grundtarif von 3,90 Euro auf vier Euro erhöht worden. Eine Kurzstrecke (drei Kilometer) mit dem Taxi kostet seitdem bis zu 12,40 Euro (+1,30 Euro). Zehn Kilometer (inklusive fünf Minuten Wartezeit) verteuern sich auf 30,53 Euro (+2,83 Euro). Die Preissprünge liegen bei etwa elf Prozent. Die Dresdner Taxipreise liegen sowohl bundes- als auch sachsenweit eher im Mittelfeld.

Da die Taxiunternehmen nicht selbstständig die Preise erhöhen können, sondern eine Erhöhung vom Stadtrat beschlossen werden muss, kann es bis zu einer Erhöhung noch dauern. "So ein Prozess kann ein halbes Jahr brauchen", so Zimmermann. Das wäre dann erst im April nächsten Jahres. Bis dahin bleiben die Taxiunternehmen auf den gestiegenen Kosten sitzen.

Zur letzten Preiserhöhung teilte die Taxigenossenschaft in einer Stellungnahme mit: "In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation, der Unkalkulierbarkeit der Energiepreise sowie der weiteren allgemeinen Verteuerung, geht es nicht darum, hohe Gewinne zu erzielen. Es geht nur darum, unseren Gewerbestand funktionsfähig zu halten."