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Lastenrad statt Auto: Neues Angebot im Dresdner Netz

Das kostenlose Verleihsystem vom Fahrradclub ADFC hat Zuwachs bekommen. Nun sind die Dresdner gefragt, wo weitere Räder stehen sollen.

Von Kay Haufe
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Stefanie Anderseck kümmert sich beim ADFC um das Lastenrad-Ausleiportal "Frieda&Friedrich". Am Freitag wurde am Böhnischplatz das 22. Rad in Betrieb genommen.
Stefanie Anderseck kümmert sich beim ADFC um das Lastenrad-Ausleiportal "Frieda&Friedrich". Am Freitag wurde am Böhnischplatz das 22. Rad in Betrieb genommen. © ADFC Dresden

Dresden. Sperrige Utensilien oder viele Bierkästen zu transportieren und kein Auto zur Verfügung? Das braucht es inzwischen auch nicht mehr. Genauso gut können diese Dinge in Dresden mit einem Lastenfahrrad von A nach B gefahren werden. Seit 2016 bietet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) kostenlos nutzbare Lastenräder in seinem Verleihportal www.friedafriedrich.de und mit und ohne elektrische Unterstützung an.

Im Vorjahr wurden die zwei- und dreirädrigen Transporträder rund 1.700 Mal ausgeliehen, knapp 1.800 Nutzer sind registriert. "Das Interesse an Lastenrädern steigt spürbar", sagt Stephanie Anderseck von der AG Lastenrad des ADFC Dresden.

Kein Wunder, dass deshalb auch die Zahl der Räder und das Netz an Standorten ständig gewachsen ist. Seit diesem Freitag werden 22 Räder angeboten. Das neue Rad "VG Elise" ist am Böhnischplatz in der Johannstadt am BioMarkt der VG Verbrauchergemeinschaft stationiert. Es ersetzt "Johann", der im Juli 2020 wegen eines irreparablen Rahmenbruchs ausgemustert werden musste.

"Johann" war eines der am häufigsten gebuchten Lastenfahrräder. Fast zeitgleich mit "VG Elise" ist in der Südvorstadt ein weiteres Rad ans Netz gegangen, sodass das Leihsystem nun 22 Räder bietet. Fünf davon an Standorten der VG.

Fahren mit dem Lastenrad will gelernt sein

Mit denen will der ADFC die Dresdner nicht nur dazu animieren, für Transporte statt dem Auto ein Lastenrad zu benutzen, sondern auch die Möglichkeit bieten, das Fahren mit diesem speziellen Rad erst einmal auszuprobieren, bevor man beispielsweise mit Kindern darin unterwegs ist. Auch die Ladeflächen sind unterschiedlich groß, was ausgetestet werden kann.

Beim neuen Lastenrad "VG Elise" handelt es sich um ein dreirädriges Fahrrad mit einer Sieben-Gang-Schaltung ohne Elektrounterstützung, das bis zu 100 Kilogramm Gewicht transportieren kann. Dank zweier Klappbänke können damit sogar bis zu vier Kinder mitgenommen werden.

Möglich wird das kostenlose Ausleihangebot von "Frieda&Friedrich", weil die Lastenräder überwiegend Kooperationspartnern des ADFC Dresden gehören, ein paar auch dem Verein selbst. Viele der Räder verdanken ihre Existenz der Unterstützung durch kommunale Fördermittel, zum Beispiel der Dresdner Stadtbezirksämter.

Das neue Rad "VG Elise" wurde über einen Zuschuss von 1.800 Euro aus dem Stadtteilfonds Nördliche Johannstadt finanziert. Für die Wartung und den Betrieb der Lastenräder sowie die Organisation des Verleihs sind der ADFC Dresden und seine Partner allerdings auf Spenden angewiesen.

Neue Standorte zum Ausleihen je nach Bedarf

Weil sich immer mehr Dresdner Lastenräder ausleihen, erreichen den ADFC auch immer mehr Anfragen nach weiteren Ausleihstandorten. Um den Bedarf in den Dresdner Stadtteilen und die Art der Nutzung der Lastenräder besser einschätzen zu können, hat der ADFC Dresden heute eine Online-Umfrage gestartet unter: https://www.soscisurvey.de/lastenradnutzung.

Ein guter Rücklauf bei der Umfrage helfe, das Angebot noch zielgerichteter auf das Nutzungsverhalten auszurichten und die Ausweitung des Angebotes passend zu gestalten. Allerdings soll mit "Friede&Friedrich" kommerziellen Anbietern und Fahrradhändlern keine Konkurrenz gemacht werden, sondern nur die Lust am Lastenrad geweckt werden, sagt Stephanie Anderseck.

Dass sich immer mehr Dresdner auch privat für ein Lastenrad entscheiden, merkt Fahrradhändler Paul Stiefenhofer. Erst April vorigen Jahres hat der studierte Landschaftspfleger den "Rad Stadt Laden" auf der Kesselsdorfer Straße in Löbtau eröffnet. "Die meisten Kunden wollen es sich als Alternative zum Zweitwagen anschaffen. Darunter sind viele Familien, die ihre Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren darin transportieren."

Die Nachfrage sei auch deshalb hoch, weil der Freistaat Sachsen bei Selbstständigen die Anschaffung eines Lastenrades fördere. Dabei sind Lastenräder nicht billig. Ihr Preis beginnt bei den drei elektrisch unterstützten Modellen von Stiefenhofer bei 5.500 Euro.