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Schwebebahn, Standseilbahn, Buslinien und Leihräder sollen DVB-Sparplan zum Opfer fallen

Den Dresdner Verkehrsbetrieben droht ein Kahlschlag. Im Aufsichtsrat des Unternehmens wurde jetzt ein radikales Streich-Szenario vorgestellt - mit drastischen Folgen für die Dresdner.

Von Andreas Weller
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Die Schwebebahn als touristisches Highlight steht nach internen DVB-Plänen auf der Kippe.
Die Schwebebahn als touristisches Highlight steht nach internen DVB-Plänen auf der Kippe. © René Meinig

Dresden. Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) drohen drastische Einschnitte. Die Vorstände haben jetzt einen Plan vorgestellt, wie bei den DVB gespart werden kann.

Demnach sollen Fährverbindungen, die Standseilbahn und die Schwebebahn sowie ganze Buslinien eingestellt werden, zudem sind Ausdünnungen im Liniennetz vorgesehen. Vor allem die Bewohner in den Randbereichen wären davon betroffen, aber es drohen auch Auswirkungen für ganz Dresden - bis hin zum Tourismus. Was konkret gestrichen werden und was dies bringen soll.

Wie ist die Ausgangssituation bei den DVB?

143 Millionen Fahrgäste fuhren die DVB in ihren Bussen und Bahnen im vergangenen Jahr durch Dresden. Allerdings benötigt das Unternehmen immer mehr Zuschüsse, um die von der Stadt geforderten Leistungen zu erbringen.

Vor einigen Jahren hatte die Stadt die Subventionierung der DVB an die Technischen Werke Dresden ausgelagert, zu denen auch die Sachsen-Energie und die Dresdner Bäder gehören. Diese wollen maximal 55 Millionen Euro Zuschuss an die DVB zahlen. In diesem Jahr werden aber bereits rund 95 Millionen Euro von den DVB benötigt und es soll noch teurer werden.

Die FDP hat angesichts der Haushaltssperre in der Stadt bereits gefordert, auch bei den DVB zu sparen. Bereits vor zwei Jahren gab es ein geheimes Gutachten mit massiven Spar-Vorschlägen und Einschnitten für die DVB. Jetzt haben die Vorstände der DVB selbst intern einen Spar-Plan vorgestellt und dessen Auswirkungen beschrieben. Dieser liegt Sächsische.de vor.

Was soll alles gestrichen werden?

Die historischen Bergbahnen, also die Standseilbahn und die Schwebebahn, fallen wie die Fährverbindungen zwischen Johannstadt und Neustadt und die zwischen Niederpoyritz und Tolkewitz bei den DVB unter den touristischen Verkehr. Sie sollen laut dem Plan allesamt eingestellt werden.

Außerdem stehen gleich vier Buslinien auf der Liste, die entfallen sollen. Dabei handelt es sich um folgende Linien:

  • 72 vom Elbepark über Altkaditz, Radebeul, Boxdorf, Hellerau und Klotzsche bis "Infineon"
  • 73 von Pieschen nach Wilder Mann
  • 76 vom S-Bahnhof Pieschen über Trachenberger Platz bis zur Justizvollzugsanstalt
  • 89 von Niedersedlitz über Lockwitz nach Röhrsdorf

Außerdem soll die sogenannte Mobiwelt der DVB, also Leihräder, Teilautos und so weiter eingestellt werden.

Die Leihräder und Co. bei den DVB abzuschaffen, ist einer der Sparvorschläge.
Die Leihräder und Co. bei den DVB abzuschaffen, ist einer der Sparvorschläge. © Sven Ellger
Die Linie 64 soll zwischen Striesen und Reick eigentlich öfter fahren, das steht mit dem Plan auf der Kippe.
Die Linie 64 soll zwischen Striesen und Reick eigentlich öfter fahren, das steht mit dem Plan auf der Kippe. © Marco Klinger
Die Standseilbahn könnte aus Spargründen eingestellt werden, so einer der Vorschläge.
Die Standseilbahn könnte aus Spargründen eingestellt werden, so einer der Vorschläge. © Christian Juppe

Welche Linien sollen ausgedünnt werden?

Zudem sieht der Plan vor, dass die Straßenbahnen der Linie 1 von Prohlis nur noch bis zur Waltherstraße fahren und nicht mehr bis Leutewitz. Die Linie 8 zwischen Hellerau und Südvorstadt soll wochentags noch alle 20 statt wie jetzt alle zehn Minuten fahren - und am Wochenende künftig nur noch alle 30 Minuten.

Diese Taktausdünnung ist auch für die Buslinie 68 zwischen Cotta und Cossebaude vorgesehen. Der Plan, die stark frequentierte Buslinie 64 zwischen Striesen und Reick auf alle zehn Minuten zu verdichten, wird gestrichen.

Was kann dadurch gespart werden?

Die DVB-Vorstände haben in dem internen Papier Einsparungen von 9,2 Millionen Euro pro Jahr aufgelistet. Den größten Anteil macht dabei die von der FDP geforderte Streichung des Dresden-Passes aus, denn das Sozialticket, das viele bedürftige Dresdner nutzen, kostet das Unternehmen rund 2,3 Millionen Euro im Jahr.

Die Einstellung der Fährverbindungen, der Standseil- und der Schwebebahn würde etwa 2,2 Millionen Euro einsparen. Die ganzen Streich- und Ausdünnungspläne im Bereich der Busse kommen auf etwa 2,1 Millionen Euro Sparpotenzial im Jahr. Bei den Straßenbahnen sind es 1,1 Millionen Euro und die Mobiwelt kostet rund 700.000 Euro pro Jahr. Dazu wird vorgeschlagen, die Schulanfangszeiten und den Nachtverkehr zu "entzerren", also ebenfalls das Angebot zu reduzieren. Das würde etwa 800.000 Euro sparen.

Welche Risiken bergen die Pläne?

Auch wenn die Einsparungen von 9,2 Millionen Euro im Vergleich zum Zuschussbedarf von 95 und bald deutlich mehr als 100 Millionen Euro vergleichsweise gering wirken, sind die Auswirkungen dieser Pläne drastisch. Vor allem die Dresdner, die am Rand der Stadt oder kurz hinter der Stadtgrenze leben, wären deutlich schlechter an den Nahverkehr und damit an die Stadt angebunden. Die DVB rechnen mit rund vier Millionen Fahrgästen pro Jahr weniger und weisen in dem Papier darauf hin, dass dies den Zielen zur Verkehrswende und der Klimaneutralität widerspricht.

Außerdem gibt es etliche Kosten, die aufgrund von langfristigen Verträgen auch weiterhin anfallen. Dadurch droht, dass die Einsparungen weitaus geringer ausfallen.

Zudem droht, dass dann Fördermittel, die die DVB für Angebote erhalten haben, die jetzt auf der Streichliste stehen, zurückgezahlt werden müssen. Das könne das Unternehmen etliche Millionen Euro kosten.