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Warum Dresden den Tunnel unterm Wiener Platz sanieren muss

Dresden muss den Tunnel unter dem Wiener Platz umfassend sanieren. Was erneuert wird und was auf Autofahrer zukommt.

Von Dirk Hein
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Seit dem Jahr 2000 fließt der Verkehr durch den Tunnel Wiener Platz in Dresden. Jetzt steht eine Generalsanierung an.
Seit dem Jahr 2000 fließt der Verkehr durch den Tunnel Wiener Platz in Dresden. Jetzt steht eine Generalsanierung an. © Christian Juppe

Dresden. Im September 2000 feierlich eröffnet, hat der Tunnel Wiener Platz seither eine zentrale Rolle für Dresden. Vierspurig, komfortabel und meist staufrei rollt der Verkehr am Wiener Platz unterirdisch. Der Platz selbst konnte in seiner heutigen Form bebaut werden. Jetzt steht die erste umfassende Sanierung an.

Warum muss der Tunnel saniert werden?

71 Millionen Euro hatte Dresden ausgegeben, um den Verkehr zwischen Hauptbahnhof und Prager Straße endlich unter die Erde zu bekommen. Am 5. September 2000 durften, nachdem vorher Fußgänger und Skater den neuen Autotunnel getestet hatten, endlich die ersten Autos unterirdisch durch eine 480 Meter lange Südröhre und eine knapp hundert Meter kürzere Nordröhre rollen.

Für den Bau des Tunnels waren damals 120.000 Quadratmeter Erde ausgehoben, 4.700 Quadratmeter Spundwände, 45.000 Kubikmeter Beton und die neueste Betriebstechnik verbaut worden. Die hielt gerade einmal knappe zwei Jahre. Die Jahrhundertflut füllte den Tunnel mit 450.000 Kubikmeter Wasser. Computertechnik, alle Schaltanlagen, die Klima- und Lüftungsanlagen, sämtliche Trafos samt Notstromversorgung und Beleuchtung mussten erneuert werden.

Mehr als 20 Jahre später steht jetzt die erste turnusmäßige Komplettsanierung an. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne): "Die Nutzungsdauer der technischen Ausrüstung ist erreicht und überschritten." Für einen Teil der Anlagenkomponenten stehen demnach bald keine Ersatzteile für erforderliche Reparaturen mehr zur Verfügung. Laut Kühn ist die jetzt anstehende Sanierung "grundlegende Voraussetzung für einen sicheren und durchgängigen Betrieb des Straßenverkehrs."

Welche Arbeiten sind geplant?

Konkret soll die Verkehrsüberwachung im Tunnel per Video erneuert und um neue Lautsprecheranlagen ergänzt werden. Aus Sicht der Stadt sollen so kritische Situationen schneller erkannt und die entsprechend notwendigen Maßnahmen zügiger eingeleitet werden.

"Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Erneuerung betrifft die Modernisierung der Beleuchtungstechnik durch Einsatz energieeffizienter Lichtlösungen und bedarfsgerechter Steuerungen", sagt Bürgermeister Kühn. Mit dem geplanten Einbau moderner Verkehrstechnik soll der Verkehrsfluss laut Rathaus besser gesteuert werden. "Dadurch können Staus vermieden und die Leistungsfähigkeit der Strecke weiter optimiert werden."

Ab 2025 soll der Tunnel Wiener Platz aufwendig saniert werden.
Ab 2025 soll der Tunnel Wiener Platz aufwendig saniert werden. © Christian Juppe

Einfach bauen kann die Stadt jedoch nicht. Vorher muss der Stadtrat dem Großbauprojekt noch zustimmen. Eine entsprechende Beschlussvorlage wird momentan erarbeitet. Parallel dazu sollen erste Planungsleistungen ausgeschrieben werden.

Entsprechend unsicher sind momentan noch die Kostenprognosen, welche "auf stadtinternen Erfahrungswerten beruhen und nach aktuellem Stand einen Mittelbedarf in Höhe von 13,2 Millionen Euro ausweisen". Dresden hofft auf Fördermittel. Bürgermeister Kühn: "Gute Chancen bietet die Kommunalrichtlinie des Bundes bei Umrüstung der Beleuchtung im Tunnel."

Was müssen Autofahrer wissen?

Gebaut werden kann im Tunnel Wiener Platz frühestens ab Mitte 2025. Allerdings kann es bereits vorher schon zu Einschränkungen kommen. Straßenbauarbeiten im Vorfeld der Tunnelsanierung sollen ermöglichen, dass für die Dauer der Arbeiten immer eine Tunnelröhre im Gegenrichtungsverkehr befahren werden kann. Damit will das Rathaus eine Vollsperrung vermeiden. Wie lange gebaut wird und wie konkret die Zufahrten zu den Tiefgaragenparkplätzen erreichbar sein werden, ist Teil der anstehenden Planungen.

In den letzten Jahren war der Tunnel regelmäßig für teilweise auch größere Arbeiten abschnittsweise gesperrt. Bis 2014 verhinderten Spundwände am Wiener Loch, dass der Tunnel von Grundwasser umspült werden konnte. Schrittweise wurde der Grundwasserspiegel rund um das Bauwerk angehoben. Ingenieure überwachten, dass der Tunnel dicht blieb.

2020 musste eine alte Fernwärmetrasse aus den 1960er-Jahren erneuert werden. Im Mai 2022 wurde der Tunnel zuletzt in beiden Röhren abschnittsweise gesperrt. Laut Stadt wurden sicherheitstechnische Anlagen überprüft, Reinigungsarbeiten durchgeführt und die Belüftungs- und Abwasseranlagen gewartet. Die Wartungskosten für den Tunnel belaufen sich auf etwa 90.000 Euro pro Jahr.