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Warum Dresdens Ex-OB Herbert Wagner gegen die neue Gleisschleife in Bühlau ist

Die Gleisschleife in Dresden-Bühlau soll verlegt werden, weg vom Ullersdorfer Platz und hin zum Taubenberg. Dagegen regt sich Widerstand. Auch Ex-Oberbürgermeister Herbert Wagner hat sich einer Bürgerinitiative angeschlossen.

Von Kay Haufe
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Dresdens ehemaliger Oberbürgermeister Herbert Wagner spricht sich gegen die geplante Gleisschleife am Bühlauer Taubenberg aus.
Dresdens ehemaliger Oberbürgermeister Herbert Wagner spricht sich gegen die geplante Gleisschleife am Bühlauer Taubenberg aus. © Sven Ellger (Archiv)

Dresden. Die Pläne der Stadt zur Verlegung der Gleisschleife vom Ullersdorfer Platz an den Bühlauer Taubenberg drohen bei der Umsetzung zu stagnieren. Zwischen Rossendorfer Straße und B6 soll nicht nur der neue Wendepunkt für die Straßenbahnlinie 11 entstehen, sondern auch ein mehrstöckiges Parkhaus mit 250 Plätzen, das unter anderem für die Besucher des Fernsehturmes gedacht ist. Doch es geht nicht voran. Warum?

Wie ist der Stand bei der Bühlauer Gleisschleife?

Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative zum Schutz des Taubenberges gegründet, die bereits mehr als 800 Unterschriften gegen das Projekt Gleisschleife gesammelt hat. Einer der Mitglieder ist Ex-Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU). "Unser Ziel ist der Erhalt der schützenswerten Landschaft des Taubenberges, dafür wollen wir mindestens 1.000 Unterschriften sammeln", sagt er.

Auch in politischen Gremien hat die Vorlage aus dem Geschäftsbereich von Bau- und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) bisher keine Zustimmung gefunden. Der Loschwitzer Stadtbezirksbeirat hat das Vorhaben abgelehnt, ebenso wie der Ortschaftsrat von Schönfeld-Weißig. Dieser hat einen umfangreichen Fragenkatalog an die Stadtverwaltung gerichtet und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zahlreiche Prüfaufträge erteilt.

Auf dem Feld hinter der Liegauer Straße und nahe der B6 soll die neue Gleisschleife auf dem Taubenberg in Bühlau entstehen.
Auf dem Feld hinter der Liegauer Straße und nahe der B6 soll die neue Gleisschleife auf dem Taubenberg in Bühlau entstehen. © René Meinig

Damit Zeit ist, diese Aufträge auch abzuarbeiten, hat der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion Veit Böhm im Bauausschuss vorgeschlagen, zunächst nicht über die Vorlage abzustimmen, sondern sie in den Ortschaftsrat von Schönfeld-Weißig zurückzubeordern. Dem folgte die Mehrheit im Ausschuss. "Das Thema ist für die Stadt wichtig. Und es gehört sich, dass die Stadt die Fragen der Ortschaft zunächst beantwortet, bevor eine Entscheidung gefällt wird", sagt Böhm. Trotzdem sei es wichtig, dass Thema Gleisschleife zeitnah zu behandeln.

Was kritisieren die Weißiger Ortschaftsräte?

Der Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig sieht vor allem Inhalte des Eingemeindungsvertrages zwischen der Stadt und der Ortschaft verletzt. Im 1998 ausgehandelten Vertrag ist unter anderem vorgesehen, die Straßenbahnlinie 11 nach Weißig zu verlängern. Das ist nun nicht mehr geplant. Deshalb soll der OB eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag geben, die prüft, wie sich der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) im Hochland verbessern könnte, wenn die Gleisschleife "mindestens" an den westlichen Ortseingang der Ortschaft verlegt werden würde.

Der Ortschaftsrat erhofft sich mit einer Neuplanung eine Verkehrsverbesserung für die östlichen und südöstlichen Teile der Ortschaft, für den Anschluss des Gewerbegebietes Rossendorfer Ring, für das Helmholtz-Zentrum, für das Gewerbegebiet Weißig und auch für das Projekt Wiedereröffnung Fernsehturm.

Was schlagen die Ortschaftsräte vor?

Die Ortschaftsräte schreiben in ihrem Ersetzungsantrag, dass mit der geplanten Verlegung der Gleisschleife an den Standort "Taubenberg" ein erheblicher Eingriff in die Landschaft verbunden ist. Die zusätzliche Versiegelung könne mit der Verlegung der Gleisschleife an den "mindestens" westlichen Ortseingang von Schönfeld-Weißig vermieden werden.

Auf der geplanten Trassenführung der Straßenbahnlinie 11 zwischen Am Bauernbusch und der Rossendorfer Straße soll die Linie 11 als Kolonnenführer dem Individualverkehr vorangeführt werden. Dieses Konzept solle konsequent auf dem bestehenden Verkehrskörper der B6 zwischen Rossendorfer Straße und dem westlichen Ortseingang Schönfeld-Weißig weitergeführt werden.

Außerdem soll der Oberbürgermeister der BayWa AG, die einen Baustoffhandel an der westlichen Grenze von Weißig betreibt, einen attraktiven Alternativstandort im Schönfelder Hochland, zum Beispiel im Gewerbegebiet Rossendorf, für eine zukunftsfähige Gewerbeentwicklung anbieten. Gleichzeitig soll er mit dem Eigentümer der Fläche am derzeitigen BayWa-Standort Vertragsverhandlungen zum Erwerb der benötigten Grundstücke durch die Landeshauptstadt zur Verlegung der Gleisschleife führen. Die Beschlussfassung über den Standort einer neuen Gleisschleife am Taubenberg soll bis zur abschließenden Prüfung aller Einwände zurückgestellt werden.

Welche Ideen hat die Bürgerinitiative?

"Ich habe damals den Eingemeindungsvertrag der Stadt Dresden mit der Ortschaft Schönfeld-Weißig unterschrieben und halte die Weiterführung der Straßenbahn bis Weißig immer noch für richtig", sagt Herbert Wagner. Ärgerlich sei, dass in Weißig bei der räumlichen Entwicklung in den 1990er-Jahren keine Trasse zum Gewerbegebiet freigehalten wurde.

"Wir warten jetzt ab, welche Antworten auf die Fragen der Ortschaft kommen und wollen auch unsere Petition noch übergeben. Eins ist aber klar: Einen Teich, wie ihn die Stadt am Ullersdorfer Platz plant, braucht kein Mensch."

Welche Auswirkungen hätte ein Aus der Pläne?

"Eine Ablehnung wirkt sich direkt auf die Umsetzung diverser Stadtratsbeschlüsse aus", hatte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) vor kurzem gesagt. Konkret würde sich mit dem Wegfall des geplanten Parkhauses die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Fernsehturm verschlechtern, auch geplante Fußweg am Ullersdorfer Platz und Radwege an der Bautzner Straße würden nicht kommen. Auch die Umgestaltung des Ullersdorfer Platz würde dann nicht kommen. (mit SZ/awe)