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Baustart im Dresdner Zoo: Orang-Utans bekommen ein neues Domizil

Die Menschenaffen sollen in ein größeres Gehege im Dresdner Zoo ziehen. Wie der Neubau aussehen wird und wie viel Platz die Orang-Utans dort bekommen.

Von Nora Domschke
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Durch das neue Außengehege werden die Besucher über einen Dschungelpfad geführt. In einer Hälfte sind die Orang-Utans untergebracht, auf der anderen Seite beziehen Glattotter die neue Anlage.
Durch das neue Außengehege werden die Besucher über einen Dschungelpfad geführt. In einer Hälfte sind die Orang-Utans untergebracht, auf der anderen Seite beziehen Glattotter die neue Anlage. © Visualisierung: Heinle, Wischer und Partner

Dresden. Die Wände des Kellergeschosses stehen zwar schon - dennoch wurde an diesem Montag im Dresdner Zoo offiziell der erste Grundstein für das neue Orang-Utan-Haus gelegt. Zoo-Direktor Karl-Heinz Ukena und Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) ließen gemeinsam die Zeitkapsel im Boden verschwinden.

Mit dabei waren auch Jens Krauße und Steffen Thombansen vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner, die das neue Domizil entworfen haben und dessen Bau nun begleiten. Sie erklären die Idee hinter der ungewöhnlichen Architektur.

In diesem Bericht erfahren Sie:

  • Wie soll das neue Menschenaffenhaus aussehen?
  • Haben die Orang-Utans künftig mehr Platz?
  • Welche Tiere werden noch im Neubau zu sehen sein?
  • Wann ist das neue Domizil fertig und was kostet es?

Wie soll das neue Menschenaffenhaus aussehen?

Das neue Gebäude wird ein Rundbau sein, "wie ein Donut", erklärt Architekt Jens Krauße. Vor gut drei Jahren hat er sich zum ersten Mal mit den Plänen für das Menschenaffenhaus befasst. Es ist nicht das erste Bauprojekt dieser Art, auch das Giraffenhaus hat das Dresdner Büro entworfen, sowie weitere Tierdomizile in Deutschland, wie etwa die Löwenanlage im Zoo Wuppertal.

Mit dieser Erfahrung hat Krauße sich Gedanken gemacht, wie die sensiblen Orang-Utans bestmöglich untergebracht werden, die Zoobesucher aber auch viel vom Zusammenleben der Tiere beobachten können. "Die Außenanlage befindet sich im Inneren des Rundbaus", erklärt Krauße. So sind die Tiere vor Lärm und Wind geschützt.

So soll das neue Orang-Utan-Haus im Dresdner Zoo von außen aussehen. Im Hintergrund ist das Netz zu sehen, dass die weitläufige Außenanlage im Inneren des Rundbaus überspannt.
So soll das neue Orang-Utan-Haus im Dresdner Zoo von außen aussehen. Im Hintergrund ist das Netz zu sehen, dass die weitläufige Außenanlage im Inneren des Rundbaus überspannt. © Visualisierung: Heinle, Wischer und Partner

Auf gut 450 Quadratmetern haben die fünf Orang-Utans im Außenbereich später genug Platz zum Klettern, Toben und Faulenzen. Die Außenfläche ist in drei separate Gehege unterteilt, sodass Affenmännchen, die nicht in der Gruppe leben können, einen Platz an der frischen Luft bekommen. Von einem Gang aus, der quer durch die Außenanlage führt, sind die Menschenaffen fast hautnah zu erleben.

Im Inneren des Gebäudes können die Besucher von einem Rundgang aus in die Tiergehege schauen. Darüber wird es eine Galerie geben, sodass die Besucher die Menschaffen von zwei Ebenen aus beobachten können.

Wo sich früher die Flamingo-Anlage befand, ist jetzt schon gut zu erkennen, wie das neue Menschenaffenhaus aussehen wird. Im runden Innenbereich soll die große Freianlage Platz finden.
Wo sich früher die Flamingo-Anlage befand, ist jetzt schon gut zu erkennen, wie das neue Menschenaffenhaus aussehen wird. Im runden Innenbereich soll die große Freianlage Platz finden. © Sven Ellger

Haben die Orang-Utans künftig im Dresdner Zoo mehr Platz?

Ja, sagt Projektleiter Steffen Thombansen. Und zwar etwa viermal so viel wie im alten Haus, in dem die Orang-Utans noch so lange untergebracht sein werden, bis das neue Haus fertig ist. Dort können die Menschenaffen derzeit nur bis in drei Metern Höhe klettern. Im neuen Domizil stehen ihnen dann sieben Meter im Inneren zur Verfügung, im Außenbereich beträgt die Kletterhöhe sogar elf Meter. Die Mindesthöhe seien sechs Meter, so Thombansen. Damit liegt der Dresdner Zoo deutlich über der Vorgabe.

Übrigens werden dann nicht nur die Besucher einen guten Blick auf die Affen haben - auch die Orang-Utans können im Außengehege in elf Metern Höhe den Ausblick genießen. Da das Gebäude in Richtung Großer Garten nur fünf Meter hoch ist, bietet sich ihnen dann ein herrlicher Blick ins Grüne.

Die Innenbereiche der Affen erstrecken sich auf gut 230 Quadratmetern, auch hier wird es einen separaten Bereich für die Affenfamilie um Männchen Toni und Weibchen Daisy geben, die derzeit noch mit ihrem sechsjährigen Sohn Dalai zusammenleben. Zudem gibt es einen Bereich für die beiden älteren Damen Djaka und Djudi sowie für ein bis zwei Männchen.

Welche Tiere werden noch im Neubau zu sehen sein?

In den Neubau sollen nicht nur die Menschenaffen einziehen, auch weitere Tierarten finden hier ein neues Zuhause. Darunter die Glattotter, die auch im Außenbereich bei den Besuchern für Spaß sorgen sollen.

Zudem wird es Platz für Riesenschildkröten und für die Binturongs - das sind Marderbären -, aber auch für die kleine Affenart Tonkinlangur und die Netzphyton geben. Auch diese Tiere können vom Rundgang aus beobachtet werden, haben aber auch Rückzugsbereiche.

Wann ist das neue Domizil fertig und was kostet es?

Im September dieses Jahres soll der Rohbau fertig sein. Der Zeitplan hat sich ein wenig verschoben, weil beim Beräumen der Fläche acht Bombentrichter entdeckt wurden, verrät Steffen Thombansen. Tatsächlich waren es mehrere Paletten Bombenreste und Splitter, die aus dem Boden geborgen werden mussten. "Scharfe Munition war zum Glück nicht dabei." Bis Ende des Jahres werden die Öffnungen im Dach mit speziellen Folien geschlossen, ähnlich wie es sie im Schlosshof und im Georg-Arnhold-Bad gibt. Diese Bauweise ermöglicht viel Lichteinfall ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Waren bei der Grundsteinlegung für das neue Orang-Utan-Haus im Zoo Dresden dabei: Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel, Ralf Leidel vom Verein Zoofreunde Dresden, Zoodirektor Karl-Heinz Ukena und Architekt Jens Krauße (v.l.).
Waren bei der Grundsteinlegung für das neue Orang-Utan-Haus im Zoo Dresden dabei: Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel, Ralf Leidel vom Verein Zoofreunde Dresden, Zoodirektor Karl-Heinz Ukena und Architekt Jens Krauße (v.l.). © Sven Ellger

Anfang kommenden Jahres beginnt der Innenausbau und die Gestaltung der Außenanlagen. Sobald die Gehege Ende des Sommers fertig sind, sollen die Orang-Utans einziehen. Wie lange es dauert, bis sie sich eingewöhnt haben und die Besucher sie zu sehen bekommen, kann der zoologische Leiter Wolfgang Ludwig jetzt noch nicht sagen. "Sicher brauchen die älteren Affendamen etwas länger als die Jüngeren." Ziel ist es, dass sie zur Eröffnung im Herbst 2023 mit dem neuen Domizil soweit vertraut sind, dass sie mit den Besucherströmen gut zurecht kommen.

Die neue Anlage kostet insgesamt 17 Millionen Euro, wovon 15 Millionen Euro für Planung und Bau zu Buche schlagen. Mit gut 650.000 Euro an Spendengeld unterstützt der Verein Zoofreunde Dresden das Bauprojekt, und auch der Stadtbezirksbeirat Altstadt hat sich an den Planungskosten beteiligt.